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Die Geschichte der Mercedes-Benz Transporter

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Millionen-Jubiläum im Werk Düsseldorf der Daimler AG: Am 05. Juni 2008 wird der dreimillionste Transporter vom Band gerollt sein. Der Sprinter des Typs 315 CDI Kombi ist dann für einen guten Zweck unterwegs: Das Werk Düsseldorf der Daimler AG spendet ihn dem nordrhein-westfälischen Landesverband der Organisation "Special Olympics". Bei Special Olympics handelt es sich um die größte Sportbewegung für geistig und mehrfach behinderte Menschen. Die Sportler werden mit dem Sprinter künftig zum Beispiel zu landesweiten und internationalen Wettbewerben reisen. Im geräumigen Sprinter findet außerdem Material wie Trikots, Sport- und Trainingsgeräte Platz.

Zahl der Beschäftigten steigt auf Rekordniveau

Das Werk Düsseldorf hat sowohl für die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen als auch für die Daimler AG große Bedeutung: Nahezu zentral in der Stadt gelegen, ist das Werk der zweitgrößte gewerbliche Arbeitgeber in Düsseldorf. Zurzeit erreicht die Zahl der Beschäftigten mit rund 7600 Mitarbeitern ein Rekordniveau. Sie ist in den vergangenen fünf Jahren um fast 50 Prozent gestiegen. Diese Ausnahmesituation für Arbeitsplätze in der westeuropäischen Industrie ist untrennbar mit dem Erfolg des Mercedes-Benz Sprinter verbunden, der in Düsseldorf vom Band läuft. Der im Jahr 2006 neu vorgestellte Transporter der Klasse von 3,0 bis 5,0 Tonnen Gesamtgewicht ist Bestseller seiner Kategorie in Europa. Bereits sein Vorgänger (1995-2006) hat einer ganzen Fahrzeuggattung seinen Namen gegeben, die "Sprinter-Klasse".

Stückzahlen aus Düsseldorf erreichen Allzeit-Bestwerte

Das Werk Düsseldorf ist das größte Transporterwerk der Daimler AG. Hier entstehen alle geschlossenen Varianten (Kastenwagen, Kombi) des Mercedes-Benz Sprinter. Mit einer Fertigung von exakt 155 501 Fahrzeugen für den Sprinter und seine Derivate erzielte das Werk Düsseldorf im vergangenen Jahr einen Allzeit-Bestwert. Weitere rund 56 000 Transporter der Baureihe entstanden in Ludwigsfelde südlich von Berlin. Dort fertigt die Daimler AG Fahrgestelle und Pritschenwagen, die so genannten offenen Baumuster. Im laufenden Jahr ist das Werk Düsseldorf mit geplanten 168 500 Fahrzeugen erneut auf Rekordkurs.

Werk Düsseldorf - ein spannendes Kapitel Industriegeschichte

Die Geschichte des Werks Düsseldorf der Daimler AG gehört zu den besonders spannenden und abwechslungsreichen Kapiteln der deutschen Industriegeschichte. Im Jahr 1889 erfolgt in Düsseldorf die Gründung der "Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft", ein Vorläufer des heutigen Technologiekonzerns Rheinmetall AG. Das junge Unternehmen nutzt Teile des Grundstücks des heutigen Werks industriell. Zuvor galt der Düsseldorfer Stadtteil Derendorf als ländliches Gebiet. Im Jahr 1925 fällt die Aktienmehrheit von Rheinmetall an das damalige Deutsche Reich. 1950 übernimmt die in Westdeutschland neu gegründete Auto Union den nördlichen Bereich des noch kriegszerstörten Geländes von Rheinmetall-Borsig mit 170 000 m² Fläche.

Die Auto Union wagt einen Neustart aus dem Nichts

Zunächst pachtet die Auto Union das Werk von der öffentlichen Hand auf 25 Jahre, ein späterer Erwerb ist vorgesehen. Der ursprünglich sächsische, dort 1945 demontierte und 1948 im Handelsregister gelöschte sowie enteignete Hersteller wagt einen Neustart aus dem Nichts, verfügt damals weder über Kapital, noch ein Produktionsgelände für Pkw. Bereits im August 1950 entstehen in Düsseldorf erste DKW-Personenwagen mit Dreizylinder-Zweitaktmotor. Ende 1954 läuft das 100 000. Auto vom Band. In den Folgejahren fertigt die Auto Union in Düsseldorf jährlich bis zu 60 000 Pkw und beschäftigt in Spitzenzeiten an diesem Standort mehr als 6000 Mitarbeiter.

Vom Werk der Auto Union zur Daimler-Benz AG

1958/59 übernimmt die damalige Daimler-Benz AG in zwei Schritten die Auto Union. In der Folge werden die beiden Werke in Düsseldorf und Vitoria/Spanien in den Konzern eingegliedert. Die Produktionsstätte in Spanien ist heute Standort der Doppelbaureihe Mercedes-Benz Viano/Vito. 1962 beginnt in Düsseldorf die Produktion des Transporters L 319 und dessen Busvariante O 319. Sie waren zuvor in Sindelfingen (Transporter) und Mannheim (Bus) angesiedelt. Außerdem produziert das Werk zunächst Schaltgestänge, Achsen, Motoren sowie auf Jahrzehnte hinaus vor allem Lenkungen. Das Werksgelände misst unverändert 170 000 m², es wird anfangs noch von der Rather Straße durchschnitten.

1967 geht der Nachfolger des L 319 in Produktion, der so genannte T2 (Transporter-Baureihe 2) mit Typenbezeichnungen wie L 406 bis L 613. Mangels eines Namens werden diese Transporter innerhalb des Unternehmens und in Fachkreisen nach ihrem Fertigungsstandort auch als "Düsseldorfer" oder "Düsseldorfer Transporter" bezeichnet.

Konzentration auf Transporter und Lenkungen

Anfang der siebziger Jahre ordnet Daimler-Benz das Werk neu und konzentriert es auf die Produktion von Transportern sowie Lenkungen. Die Ausgliederung anderer Fertigungen schafft notwendige Freiflächen zur Expansion und bietet die Chance zur Optimierung der Arbeitsabläufe. 1977 wird die Lackiererei erweitert und eine Lagerhalle für Pressteile errichtet. Im Jahr darauf erweitert das Werk mit Blick auf künftige Transporterbaureihen seine Fläche nach Norden. 1980 übernimmt Düsseldorf zusätzlich einen Teil der Produktion des Transporters T1 ("Bremer"). In diesem Rahmen wird das Werk erweitert. 1983 wird eine neue Montagehalle eingeweiht, der erste Industrieroboter ist im Einsatz. Ein Jahr später wird der T1 komplett von Bremen nach Düsseldorf verlagert. 1986 erhält der Großtransporter "Düsseldorfer" T2 nach fast 20 Jahren seinen Nachfolger, den Vorläufer des heutigen Vario. Fünf Jahre später wechselt die Montage des Transporters T2 ins neue Transporterwerk Ludwigsfelde bei Berlin.

Neue Gebäude und Anlagen für den ersten Sprinter

Unmittelbar danach setzen die Vorbereitungen für die Produktion der ersten Generation des Sprinter ein. Bereits 1990 hat das Werk sein Gelände erheblich vergrößert. Es nimmt im Laufe 1994 neue Rohbau- und Montageanlagen sowie die kataphoretische Lackieranlage in Betrieb. 1995 feiert der Sprinter Premiere und löst den T1 ab. Er entpuppt sich rasch als großer Erfolg. Die Nachfrage entwickelt sich überaus gut, daraufhin muss das Werk Düsseldorf im Jahr 2000 eine dritte Schicht einführen.

Zusätzlich werden die Werksanlagen fortlaufend erneuert und erweitert. 1999 weiht das Werk ein neues Bildungszentrum für die rund 300 Auszubildenden ein. Im Jahr 2002 wird die neue Lackiererei in Betrieb genommen, ein Jahr später einer Halle für das Rohbau-Finish, bald darauf ein weiteres Gebäude als Lager und Vormontage. Auf dem Werksgelände entsteht ein Lieferantenpark. Er steht auf einem 52 000 m² großen Gelände, das Werk konnte es südlich des bestehenden Areals übernehmen - von der Rheinmetall AG, der Wurzel dieses Gebiets. In den Jahren 2003 und 2005 übernimmt Thyssen Krupp Presta SteerTec die bereits ausgegliederte Mercedes-Benz Lenkungen GmbH. Das Unternehmen fertigt in angemieteten Hallen unverändert auf dem Werksgelände der Daimler AG.

Hohe Investitionen für den Sprinter der zweite Generation

2004 und 2006 kann sich das Werk durch Zukauf von Gelände weiter ausdehnen. Im Jahr 2005 werden die neuen Anlagen von Rohbau und Montage in ebenfalls neuen Hallen für den Nachfolger des Sprinter der ersten Generation eingeweiht. Die Investitionen in Hallen und Anlagen für den Nachfolger belaufen sich auf rund 550 Millionen Euro. Der neue Sprinter erlebt seine Premiere Anfang 2006. Der letzte Sprinter der ersten Ausführung rollt im September 2006 vom Band, ein Zeichen für die außerordentlich große Beliebtheit des Modells. Der neue Sprinter aber übertrifft seinen Vorgänger noch. Das beweist die Rekordfertigung von 155 501 Fahrzeugen einschließlich Derivaten bereits im ersten vollen Produktionsjahr 2007.

Diese Jahresproduktion verteilt sich auf 115 601 Mercedes-Benz Sprinter und 39 900 weit gehend baugleiche VW Crafter. Ihn stellt die Daimler AG im Lohnauftrag her. In der Zahl des Sprinter sind mehrere tausend Transporter enthalten, die in Nordamerika unter der Marke Dodge verkauft werden. Der enorme Anfangserfolg des neuen Sprinter findet seine Fortsetzung: Die Planungen für das laufende Jahr sehen eine Produktion von 168 500 Transportern in Düsseldorf vor.

Fertigung mit höchster Präzision

Wesentlicher Teil des Erfolgsrezepts des Sprinter ist eine hochpräzise Fertigung. Experten wissen: Basis der Qualität jedes Autos ist der Rohbau, also die Karosserie. Das Werk Düsseldorf fertigt den Rohbau des Sprinter mit einer vorbildlichen Genauigkeit von plus/minus drei Zehntel Millimeter. Hohe und gleich bleibende Qualität ist sichergestellt: Innerhalb jeder Rohbaulinie sind automatische Messstationen installiert. Sie kontrollieren mittels Lasermesssystemen die Fertigungstoleranzen und lassen größere Abweichungen nicht zu. Die eingesetzten Roboter setzen bei jedem Sprinter mehr als 7000 Schweißpunkte und bis zu 175 Schweißbolzen. Karosserieteile werden alternativ auch geklebt: Die Nahtlänge beträgt im Schnitt 77 Meter pro Transporter.

Die Produktion des Sprinter ist in vielerlei Hinsicht wegweisend: So sind die Abdichtung der Dachnaht, der Auftrag des Unterbodenschutzes sowie die Lackierung innen und außen seit Einführung der zweiten Sprinter-Generation komplett automatisiert. Damit entfallen ergonomisch ungünstige Arbeiten. Besonders spektakulär ist das automatische Kleben der Scheiben: Spezielle Roboter reinigen die Scheibe, tragen Primer und Kleber auf, messen den Scheibenausschnitt und bringen anschließend die Scheibe an der richtigen Stelle mit dem vorgegebenen Anpressdruck automatisch an.

Umweltschutz: Immer im Blick

Nach den generellen Leitlinien des Konzerns achtet die Daimler AG weltweit in allen ihren Werken auf größtmögliche Schonung der Umwelt. Bei einem mitten in einer Großstadt gelegenen Werk wie Düsseldorf kommt diesem Umstand besondere Bedeutung bei. So reicht die Wohnbebauung zum Teil unmittelbar bis ans Werksgelände, auch durchfließt ein Bach das Werk.

Bereits 1974 stellt das Werk die Energieerzeugung von Braunkohle auf Erdgas um. In den Jahren und Jahrzehnten danach steht vor allem die Reduzierung des Verbrauchs von Lösemitteln im Blickpunkt. Seit Ende der neunziger Jahre erreichen die jährlichen Investitionen in den Umweltschutz regelmäßig zweistellige Millionenbeträge.

Heute sind alle Fertigungsstufen möglichst umweltverträglich gestaltet. Dazu gehören die möglichst optimale Nutzung der Anlagenzeiten, eine Reduzierung der Hallentemperatur, die Installation neuer Kesselanlagen und Brenner zur Energie-Erzeugung und generell der Einsatz möglichst energiesparender, emissions- und abfallarmer Technologien. Der Erfolg ist messbar: So konnte das Werk dank der Einführung wasserlöslicher Lacke den Verbrauch an Lösemitteln pro Fahrzeug von 340 Gramm im Jahr 2004 auf heute nur noch drei Gramm pro Transporter reduzieren, das entspricht dem technisch möglichen Minimum. Pro Fahrzeug werden im Schnitt nur 17 Liter Decklack bei Unilacken verwendet.

Sieben Umwelt-Auditoren aus unterschiedlichen Bereichen führen fortlaufend Systemaudits und Umweltprozessaudits durch. Dank eigener Abwasservorbehandlungsanlagen betragen etwa die Schwermetalle im Abwasser nur einen Bruchteil der zulässigen Werte.

Das Werk Düsseldorf aktuell: beeindruckende Fakten

Zum Zeitpunkt des Produktionsjubiläums beläuft sich die Fläche des Werks auf 617 131 m², fast genau das Vierfache des ursprünglichen Geländes. Beschäftigt sind 7579 Mitarbeiter, hinzukommen Arbeitsplätze von Zulieferern auf dem Werksgelände. Die Belegschaft fertigt an jedem Arbeitstag im Durchschnitt 650 Transporter. Beeindruckend ist die hohe Variantenvielfalt: Allein aus den Radstands-, Längen-, Höhen und Gewichts- sowie Antriebsvarianten ergeben sich für den Sprinter rund 1000 Kombinationen. Lackierungen (rund 400 verschiedene Farbtöne sind möglich) und Extras sind dabei nicht gerechnet. Deshalb ist nahezu jeder Sprinter ein Unikat. Den Mitarbeitern zur Seite stehen etwa 550 Industrieroboter. Mit etwa 200 Auszubildenden hat das Werk eine hohe Quote und erfüllt neben der Pflege des eigenen hoch qualifizierten Nachwuchses auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Das Werk bildet in 15 Berufszweigen aus.

640 Lieferanten steuern Fertigungsteile zu, der am weitesten entfernt liegende von ihnen hat seinen Sitz in Südafrika. An jedem Arbeitstag erhält das Werk 2100 Tonnen Material.

Die Spende des Jubiläums-Transporters an eine Behindertenorganisation ist kein Zufall: Das Werk Düsseldorf engagiert sich traditionell stark für behinderte Menschen. So hat der Landschaftsverband Rheinland dem Betrieb Ende 2005 das "Prädikat behindertenfreundlich" verliehen. Unter anderem beschäftigt das Werk mehr als 60 hörgeschädigte Mitarbeiter. Ihnen wird neben neuesten technischen Hilfsmitteln auch eine Gebärdensprachschulung angeboten. Ebenso bezuschusste das Werk drei gehörlosen Auszubildenden und ihrem Meister Notebooks mit Spracherkennung für eine optimale Verständigung.
- Einige Eckdaten aus der Geschichte des Werks Düsseldorf:
- 1962: Beginn der Transporterfertigung mit 7998 Fahrzeugen.
- 1968: 100 000. Transporter fertig gestellt.
- 1990: Die Gesamtfertigung durchbricht die Millionengrenze.
- 1996: Erstmals mehr als 100 000 Transporter im Jahr.
- 2001: Zwei Millionen Transporter gefertigt.
- 2005: Erstmals mehr als 150 000 Fahrzeuge im Jahr produziert.
- 2007: Rekordfertigung mit 155 501 Einheiten.
- 05. Juni 2008: Rekordmarke von drei Millionen Transportern erreicht.

Transporter aus Düsseldorf - eine Erfolgsgeschichte

Transporter haben bei Mercedes-Benz nicht nur eine große Tradition, sie haben auch viel Erfolg. Vor 50 Jahren präsentiert die damalige Daimler-Benz AG mit dem L 319 auf der IAA ihren ersten Transporter in moderner Bauart. Der L 319 mit 3,6 Tonnen Gesamtgewicht ist in der heutigen Sprinter-Klasse angesiedelt. 1956 geht er in Serie, erst in Sindelfingen, später in Düsseldorf.

Die belastbare Technik des L 319 entspricht den Ansprüchen handfester Naturen: ein tragender Leiterrahmen für Fahrgestelle und Pritschenwagen - der Kastenwagen hat eine mittragende Konstruktion -, blattgefederte starre Achsen vorn und hinten, Zwillingsbereifung an der Hinterachse und große 16-Zoll-Räder. Auffallend ist die Optik des L 319 mit der einteiligen, kühn geschwungenen Windschutzscheibe, einer kleinen Seitenscheibe vor der A-Säule, dem ovalen SL-Grill und der weit nach vorn gerückten Vorderachse zugunsten eines komfortablen Einstiegs.

Vorn in der Kabine arbeiten Vierzylindermotoren mit eher zurückhaltender Leistung. Anfangs steht ausschließlich der Vorkammer-Dieselmotor aus dem 180 D zur Verfügung. Er leistet 43 PS aus 1,8 Liter Hubraum. Bald darauf ergänzt der Benziner aus dem Mercedes-Benz 190 mit 1,9 Liter Hubraum und 65 PS das Programm. Die Kraftübertragung erfolgt jeweils über ein Vierganggetriebe auf die Hinterachse. Der Schalthebel am Lenkrad ist fast ein früher Vorläufer des Joysticks im aktuellen Sprinter. Der Laderaum des 4,8 Meter langen Kastenwagens fasst ansehnliche 8,6 Kubikmeter.

Im Laufe seines Lebens wechselt der erste Transporter nicht nur seine Motoren, sondern auch die Bezeichnung. An die Stelle der internen Konstruktionsbezeichnung L 319 tritt 1963 die noch heute gültige Nomenklatur aus Tonnage und gerundeter Leistung in PS. So endet die Geschichte des L 319 im Jahr 1968 (aus spanischer Fertigung erst 1970) als L 408 und L 406. Bis dahin haben rund 140 000 Transporter der Baureihe das Licht der Welt erblickt, einschließlich der schmucken Omnibusse O 319/O 319 D. Nicht nur der Name, auch der Standort des Transporters wechselt: 1962 zieht der L 319 von Sindelfingen nach Düsseldorf um. Gleiches gilt für den bis dahin in Mannheim gefertigten Omnibus der Reihe, den O 319.

1967: "Düsseldorfer" - der neue Großtransporter

1967 tritt der L 406 D als Nachfolger des ersten Transporters auf den Plan. Typisch für die Optik ist eine nur angedeutete Kurzhaube, da die Maschine Platz sparend ein gutes Stück weit hinein in die Kabine ragt. Ebenso markant ist die analog zum Vorgänger weit vorn angesiedelte Vorderachse zugunsten des komfortablen Einstiegs. An die Stelle der Panorama-Windschutzscheibe tritt eine große rechteckige Scheibe, vorn an den Seiten erneut durch ein kleineres Fenster vor den Türen ergänzt, heute würde man dazu Van-Fenster sagen. Die Grundform des Neuen ist im Stil der Zeit klar und eckig. Das gilt für die Blende des Kühlergrills ebenso wie für die Scheinwerfer.

Der Typencode L 406 D steht für 3,5 bis 4,6 Tonnen Gesamtgewicht und eine Motorleistung von 55 PS aus zwei Liter Hubraum - der Diesel stammt aus dem Pkw Mercedes-Benz 200 D. Dabei bleibt es nicht: Peu à peu wird das Angebot erweitert und reicht 1977, zehn Jahre nach dem Start, bis hinauf zum L 613 D mit 6,5 Tonnen Gesamtgewicht und einem Lkw-Sechszylinder mit 130 PS aus 5,7 Liter Hubraum. Die wahlweise lieferbaren Benziner spielen in Deutschland eine untergeordnete Rolle. Auch von der neuen Baureihe gibt es wieder Omnibusvarianten. Nach den damals für Busse von Mercedes-Benz weiterhin typischen Konstruktionsbezeichnungen firmiert der Bus als O 309 D.

Namen sind für Nutzfahrzeuge von Mercedes-Benz in diesen Jahren noch nicht üblich. Also behelfen sich Kenner, in dem sie die Transporter einfach mit der Herkunftsbezeichnung benennen. Auf diese Weise heißt der große Transporter mit Stern einfach "Düsseldorfer" oder "Düsseldorfer Transporter". Damit unterscheidet er sich klar vom kompakteren "Bremer", einer neuen zusätzlichen Transporterreihe, die ab 1977 zunächst im Werk Bremen vom Band laufen wird. Später trägt der Düsseldorfer firmenintern auch die Bezeichnung T2, wird damit als Großtransporter gekennzeichnet (T1 = Bremer). Der Düsseldorfer/T2 entwickelt sich zum Dauerbrenner, er läuft fast 20 Jahre lang vom Band. Bis 1986 entstehen am Rhein knapp eine halbe Million Exemplare zuzüglich Teilesätzen. Sie werden in Spanien, Argentinien, dem Iran, in der Türkei und in Tunesien montiert.

Ein Bremer wechselt nach Düsseldorf

Aus der Übernahme von Hanomag-Henschel behält Daimler-Benz eine ganze Reihe Transporter, schickt sie jedoch 1977 in den Ruhestand. Jetzt beginnt die Zeit des "Bremer", bezeichnet nach seiner Herkunft. Er trägt ebenso die Codes T1 und TN (Transporter neu). Die neuen Modelle entsprechen der inzwischen bewährten Schule für Transporter mit Stern: Der Motor ist vorne unter einer kurzen Haube untergebracht, ragt Platz sparend ein Stück in die Kabine hinein, der Antrieb erfolgt auf die Hinterachse. Die geschlossenen Aufbauten entstehen in Verbundbauweise aus einem verwindungssteifen Bodenrahmen und einem mittragende Aufbau.

Auf dieser Basis entwickelt Daimler-Benz eine enorme Bandbreite an Modellen. 2,55 bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht (später auch 4,6 Tonnen, dann mit Zwillingsbereifung), Dieselmotoren von anfänglich 48 kW (65 PS) Leistung im 207 D und 307 D bis später hinauf zu 70 kW (95 PS) des 210D/310 D und 410 D mit vier und fünf Zylindern, mehrere Radstände, zahlreiche Aufbau-, Tür- und Fenstervarianten: Der Bremer entwickelt sich schnell zum Alleskönner seiner Gewichtsklasse. Für Robustheit steht das Fahrgestell mit blattgefederten Starrachsen vorn und hinten, für Komfort der markentypisch bequeme Einstieg hinter der Vorderachse.

Auch optisch leitet der Transporter eine Wende ein: Die klar und zeitlos gestaltete Karosserie verfügt als erstes Nutzfahrzeug der Marke über schräge Fenstersimse im Fahrerhaus. Dieses stilprägende Merkmal wird sich später durch die ganze Modellpalette bis hinauf zu schweren Lkw ziehen.

18 Jahre lang bildet der Mercedes-Benz T1 das Rückgrat der Transporter des Unternehmens, mit knapp 970 000 Exemplaren ist er nicht nur der Bestseller seiner Klasse, er verfehlt auch nur knapp die Million. In seinen letzten Jahren ist der T1 längst kein Bremer mehr, da die Fertigung zwischen 1980 und 1984 stufenweise nach Düsseldorf verlegt worden ist. Zwei Drittel der Gesamtfertigung der Baureihe kommen aus der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens.

Der nächste Großtransporter heißt 1986 schlicht T2

Aufgrund des Zuzugs der zweiten Baureihe ins Rheinland trägt der Nachfolger des ursprünglichen Düsseldorfers schlicht die Bezeichnung T2. Neun Jahre nach Vorstellung des erfolgreichen T1 ist es kein Wunder, dass 1986 der neue T2 wie der große Bruder des T1 aussieht: klar gezeichnete kantige Karosserie mit kurzer Haube, große Windschutzscheibe, Seitenfenster mit schräger Unterkante, Vierzylindermotoren ein Stück ins Fahrerhaus ragend, robustes Fahrwerk mit Starrachsen und Blattfedern - die Verwandtschaft ist mehr als augenscheinlich.

Da der T1 inzwischen bis 4,6 Tonnen Gesamtgewicht empor reicht, rutscht auch der T2 nach oben: Seine Spanne umfasst nun 3,5 bis 7,5 Tonnen. Vierzylinder-Dieselmotoren von 65 kW (72 PS) bis 100 kW (136 PS), zahlreiche Hinterachsübersetzungen, Kastenwagen diverser Formate und Fahrgestelle, für die Bau- und Forstwirtschaft sogar Allradmodelle - die handfeste Baureihe füllt erfolgreich die Lücke zwischen klassischen Transportern und leichten Lkw.

Zunächst am Traditionsstandort Düsseldorf gefertigt, wechselt der T2 in Folge der deutschen Wiedervereinigung seinen Standort 1991/92 nach Ludwigsfelde in Brandenburg, südlich von Berlin.

Viel mehr als nur ein neuer Name: der Sprinter ab 1995

Im Frühjahr 1995 erhält der T1/Bremer mit dem Sprinter einen würdigen Nachfolger. Er trägt als erstes Nutzfahrzeug mit Stern einen Namen anstelle eines Kürzels oder eines nüchternen Zahlencodes. Mit längs eingebautem Frontmotor und Hinterradantrieb übernimmt der Sprinter das technische Grundkonzept seines Vorgängers. Doch sonst ist alles neu: Karosserie, Fahrerhaus und Technik. Das Fahrwerk mit Einzelradaufhängung vorn ist gleichermaßen komfortbetont und sicher. Mit damals sehr kräftigen Dieselmotoren bis 90 kW (122 PS) setzt sich der Sprinter an die Spitze seiner Klasse, macht seinem Namen alle Ehre. Die hohe Leistung ist bestens abgesichert: Scheibenbremsen rundum, das serienmäßige Antiblockiersystem sowie das automatische Bremsdifferenzial als Traktionshilfe setzen unter Transportern neue Maßstäbe.

Mit anfänglich 2,55 bis 4,6 Tonnen Gesamtgewicht und fast zahllosen Aufbau- und Radstandsvarianten steht beim Sprinter gleichzeitig Vielseitigkeit im Vordergrund. Sie wird im Jahr 2001 durch eine Erweiterung des Programms der Fahrgestelle und Pritschen auf sechs Tonnen Gesamtgewicht noch erhöht. Bereits ein Jahr zuvor hatte der Sprinter neue Vier- und Fünfzylinder-Dieselmotoren mit Common-Rail-Direkteinspritzung, Mehrventiltechnik und einer Leistung bis zu 115 kW (156 PS) erhalten. Alternativ zum Schaltgetriebe und der Wandlerautomatik steht das automatisierte Getriebe Sprintshift zur Wahl. Der Schalt- bzw. Wählhebel ist bei allen Modellen Platz sparend ins Armaturenbrett gewechselt. Mit der serienmäßigen Einführung des elektronischen Stabilitätsprogramms ESP und des Bremsassistenten BAS setzt der Sprinter 2003 erneut Maßstäbe in der aktiven Sicherheit.

Der Markterfolgt spricht klare Worte: Im Laufe seiner Karriere wird der Sprinter nicht nur in Düsseldorf, sondern auch in Argentinien und Vietnam gefertigt, dazu in den USA endmontiert. In Europa gilt seine Fahrzeuggröße längst als "Sprinter-Klasse". Kein Wunder bei knapp 1,4 Millionen Exemplaren, die in mehr als 100 Ländern der Welt gegangen sind. Im Kundenversuch laufen Sprinter mit Hybrid- und Brennstoffzellenantrieb, mit Gasantrieb ist er ab Werk zu bekommen.

2006: der neue Mercedes-Benz Sprinter - ein Meilenstein

Erste Fahrzeuge verlassen bereits 1995 das Werk, Anfang 2006 ist es auch offiziell soweit: Die zweite Generation des Sprinter geht aus den Startblöcken. Er fügt zur selbstverständlichen Funktion eines Transporters auch Emotion hinzu: Die dynamische Seitenlinie, körperhaft geformte Rückleuchten, das im unteren Bereich eingezogene Heck - alles typische Merkmale der Marke Mercedes-Benz. Selbstbewusst trägt der neue Sprinter sein großes Markenzeichen, vorn auf einem skulpturhaft geformten Sockel, hinten zentral zwischen den Türen.

Der neue Sprinter steht in einer Rekordzahl von Varianten zur Verfügung. Drei Radstände, vier Längen, drei Dachhöhen, 3,0 bis 5,0 t Gesamtgewicht - mehr bietet keiner in seiner Klasse. Ebenso setzt die Motorisierung Maßstäbe: Die Palette der Dieselmotoren reicht vom Vierzylinder mit 65 kW (88 PS) bis zum V6 mit 135 kW (184 PS). In einer eigenen Welt fährt der Sprinter als Benziner mit sechs Zylindern und 190 kW (258 PS) Leistung.

Die enorme Leistungsfähigkeit basiert auf einem Fahrwerk mit vorbildlicher Sicherheitstechnik. Bei allen Modellen zählt ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) zum Serienumfang. Neben den bekannten Parametern verfügt es erstmals über eine Massen- und Schwerpunktermittlung. Damit kann ADAPTIVE ESP in kritischen Situationen noch feinfühliger und gezielter reagieren.

Im neuen Sprinter stecken zahlreiche Innovationen. So bestehen die stabilisierenden Dachspriegel des Superhochdachs aus einem Verbundwerkstoff, leicht und stabil zugleich. Vordere Querblattfeder aus GfK, eine optionale Supersingle-Bereifung an der Hinterachse für Varianten mit 4,6 t Gesamtgewicht - im Sprinter steckt feinste Technik.

Innovationen findet sich auch in der Fertigung: Viele Elemente von Rahmen und Aufbau sind per Laser geschweißt, lasergelötet oder geklebt. Der Anteil verzinkter Bleche hat sich gegenüber dem Vormodell signifikant erhöht - neben einer ausgezeichneten Verarbeitung die Basis für echte Langzeitqualität.

Eine weitere Innovation betritt die Aufteilung der Fertigung: alle geschlossenen Varianten (Kastenwagen, Kombi) und damit rund 75 Prozent der Fertigung kommen aus Düsseldorf, die offenen Varianten (Fahrgestelle, Pritschen) aus Ludwigsfelde südlich von Berlin. Hintergrund ist das enorme Wachstum des Sprinter in Bezug auf Stückzahlen und Varianten. So eilt das Werk Düsseldorf mit dem aktuellen Sprinter erneut von Rekord zu Rekord - ist in seinen Wachstumsmöglichkeiten mit Blick auf umliegende Areale jedoch begrenzt. Zwar arbeiten die Fabriken in Düsseldorf und Ludwigsfelde unabhängig voneinander, doch verbunden sind sie über den Sprinter und gemeinsame Zulieferanten - der aktuelle Sprinter entsteht in einem Werkverbund.

Transporter aus Düsseldorfer Fertigung:

- 1962-1968: L 319, 72 109 Exemplare
- 1966-1991: T2/Düsseldorfer, 509 452 Exemplare
- 1984-1993: T2, 89 232 Exemplare
- 1980-1995: T1/Bremer, 678 793 Exemplare
- 1994-2006: Sprinter erste Generation, 1 370 410 Exemplare
- 2005-Mai 2008: Sprinter zweite Generation/Derivate, 280 004 Exemplare

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