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Der Unimog kommt überall durch

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Aus einen "völlig vergammelten" Unimog 411/110 (Baujahr 1960) hat der Wistedter Dieter Schultz in rund 1100 Arbeitsstunden ein echtes Schmuckstück gemacht. Fast zwei Jahre hat es gedauert, das marode Allradfahrzeug wieder flott zu machen. Bei Hitze und Kälte hat der 59-jährige gelernte Kfz-Mechaniker im Carport neben seinem Wohnhaus den Unimog komplett zerlegt und wieder zusammengebaut.

Alle Bleche, die Pritsche und sogar die Federn in den Sitzen hat Schultz erneuert. Der 1,8-Liter-Dieselmotor und das Getriebe wurden generalüberholt. "Der Unimog war viele Jahre in einer Baumschule im Einsatz gewesen und hat dann noch ein paarmal den Besitzer gewechselt. Als ich ihn im Februar 2004 kaufte, war er wirklich in einem sehr schlechten Zustand", berichtet Schultz.

Fotos dokumentieren den traurigen Zustand des Cabrios. Doch aus dem "Schrotthaufen" hat "Schrauber" Schultz ein sehenswertes Sahnestück gemacht. Mit dem frisch restaurierten Unimog (32 PS, 55 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit) war der Vize-Vorsitzende der Oldtimer-Freunde Wistedt im vergangenen Jahr sogar bei den Oldtimer-Traktoren-Weltmeisterschaften am Großglockner in Österreich erfolgreich: In der Gleichmäßigkeitsprüfung belegte der gebürtige Harburger den zweiten Platz. "In dieser Disziplin geht es darum, eine festgelegte Strecke möglichst mit konstanter Geschwindigkeit zu fahren", erläutert Schultz, der Ende August mit einigen seiner Club-Kameraden zum weltgrößten Dampfmaschinentreffen nach Dorset (England) fährt.

"Technik fasziniert mich", sagt Schultz, der vor seinem Unimog unter anderem schon einen Porsche-Trecker Junior L 108 restauriert hat. Auf die Frage, warum es denn ausgerechnet noch ein Unimog sein musste, antwortet er: "Im Urlaub hatte ich das Buch ,Geschichten rund um den Unimog' gelesen. Der Mythos des unbezwingbaren Unimogs hat mich so fasziniert, dass ich unbedingt einen haben wollte."

Dass Unimog die Abkürzung für Universal-Motor-Gerät ist, weiß heute kaum jemand. Aber fast jeder kennt die universellen allradgetriebenen Kleinlastkraftwagen und Geräteträger, die bis heute in Land- und Forstwirtschaft, für kommunale Aufgaben und beim Militär eingesetzt werden. "Der Unimog hat den legendären Ruf, dass er überall durchkommt. Sogar bei Expeditionen in den Tropen und in Wüsten wurde er eingesetzt", berichtet Schultz.

Dabei läuft der geländegängige Unimog offiziell unter der Maschinenbezeichnung "Frontsitztraktor mit Allradantrieb". Der Konstrukteur Albert Friedrich zeichnete gleich nach Kriegsende 1945 ein motorgetriebenes Universalgerät für die Landwirtschaft mit Zapfwellenantrieb vorn, Schleppeinrichtung hinten und Laderaum in der Mitte.

Die einzigartige Kombination aus Allradantrieb und vier gleich großen Rädern kennzeichnet bis heute den Unimog, der anfangs nur als Schlepper, stationäre Antriebsmaschine und Lieferfahrzeug für die Agrarwirtschaft gedacht war. "In der Nachkriegszeit dachte noch niemand an die vielfältigen späteren Einsatzmöglichkeiten des Unimogs", sagt Schultz. Spätestens mit der Gründung der Bundeswehr 1955 entdeckte jedoch auch das Militär die Vorzüge der geländegängigen Fahrzeuge. "Gut erhaltene Unimogs kommen heute oft aus Beständen der Schweizer Armee", sagt Schultz.

Die vergleichsweise hohe Geschwindigkeit, schraubengefederte und gedämpfte Achsen, Allradantrieb mit Differenzialsperren vorn und hinten, Rahmenbauweise und die umfangreichen Anbaumöglichkeiten für Geräte machen den Unimog einzigartig. Die Alleskönner werden schon seit 1947 mit Dieselmotoren der Daimler-Benz AG ausgeliefert. Auch die Seilwinde an Schultz' Unimog stammt von der Firma Daimler-Benz. "Die Winde zieht 3,5 Tonnen", erklärt Schultz, der viel über die Unimog-Entwicklung gelesen hat.

Von anfangs 25 PS wurde die Motorleistung des Unimogs bis 1956 auf 30 PS gesteigert. "Damals kam auch die neue Be-zeichnung U 411 auf", berichtet Schultz. Die Motorleistung wurde weiter gesteigert: zunächst auf 32, dann auf 34 PS. 1959 gehörte das synchronisierte Getriebe anstelle des bisher verwendeten Klauenaggregats zur Serienausstattung wiederum eine Premiere für Ackerschlepper.
Übrigens: Der Unimog von Dieter Schultz und andere sehenswerte Straßenveteranen können am Sonntag, 25. Mai, 10 bis 18 Uhr, beim 5. Treckertreffen der Oldtimer-Freunde Wistedt am Sportplatz auf der Fahlhorst in Wistedt bestaunt werden.

Quelle: han-online.de

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