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Boris Palmer, OB der Universitätsstadt Tübingen: Streusalz: Die Dosis macht's

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Wunde Hundepfoten, erhöhte Salzfracht im Grundwasser, kümmernde Pflanzen, schlechte Böden, Korrosionsschäden an Betonbauteilen, Stahlträgern und Kfz-Karosserien, möglicherweise sogar erhöhte Feinstaubwerte – die Liste der Schäden, die der sinnlose und überzogene Einsatz von Streusalz verursacht, ist lang und könnte sicher noch erweitert werden. Auch in Tübingen streuen wir Jahr für Jahr zig Tonnen Streusalz auf unsere Straßen. Muss das sein? Könnten wir nicht ent­weder ganz darauf verzichten oder stattdessen nur Splitt einsetzen? Rund 1.600 Tübinger Hundebesitzer würden sich freuen. Auch viele andere Menschen sind der Meinung, dass wir auf den Salzeinsatz beim Winterdienst verzichten und so Menschen, Tiere und Pflanzen schonen sollten.

Doch leider sind die einfachen Antworten nicht immer die richtigen. In Tübingen liegen viele Kliniken oben am Berg. ­Rettungsfahrzeuge, Busse und andere Fahrzeuge müssen diese auch bei Glatteis, Schnee und Minusgraden schnell erreichen. Dabei sind rund 150 Höhenmeter auf zum Teil recht steilen Zufahrtsstraßen zu überwinden. Auch die Schulen, Kindergärten und Wohngebiete in den höheren Lagen sind darauf angewiesen, dass die Versorgung funktioniert.

Also gilt es, wie so oft im Leben, den richtigen Kompromiss zu finden. Salzeinsatz bitte nur dort, wo nötig. Abstumpfende Mittel wie Sand und Splitt erfüllen in vielen Fällen denselben Zweck. Und in Nebenstraßen muss gar nicht gestreut werden. Das praktizieren wir in Tübingen seit vielen Jahren. Zur Freude der Hundebesitzer und zum Leid vieler, die auch im Winter gerne blitzblanke Straßen hätten. Doch was wäre das Leben ohne Kompromisse?

(c) FM online, 28.9.12

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