Viele ältere Bürger sind sauer, weil der Winterdienst, den sie von den städtischen Betriebshöfen durchführen lassen, sie künftig viel mehr kosten soll. Von einer "Unverschämtheit" spricht ein "Main-Spitze"-Leser aus dem Ramsee-Bereich, der sich über eine Erhöhung der Gebühren "ins Unermessliche" beschwerte. Werner Hullmann, Chef der Betriebshöfe, hat indes Erklärungen für die Kostenexplosion parat.
Vor einigen Jahren, bei der Einführung des Services, habe man eine "unheimlich günstige Kalkulation" vorgenommen, weil es damals gerade die Diskussion über die Entlastung der Senioren von diesen Arbeiten gegeben habe und weil man auch damit gerechnet habe, diese in Bereichen, wo ohnehin Straßenreinigung stattfindet, schnell mit erledigen zu können. Es wurde also eine Mindestgebühr und eine Abrechnung im Minutentakt vereinbart. Der Beschwerdeführer aus dem Ramsee zahlte für den letzten Winter ganze 18 Euro, im Jahr zuvor 53 Euro.
Mittlerweile sei aber einiges passiert, argumentiert Hullmann: Die Nachfrage mit zuletzt weit über 300 Winterdienst-Kunden sei so enorm gestiegen, dass von einer Nebenbei-Erledigung nicht mehr die Rede sein könne. Vielmehr habe man einen Extra-Trupp anstellen müssen. Zuletzt hätten die Betriebshöfe in diesem Bereich eine Unterdeckung von über 20 000 Euro ausweisen müssen. Der wirtschaftliche Druck steige aber immer mehr, zudem seien zuletzt im Tarifvertrag die finanziellen Bedingungen für die Rufbereitschaft geändert worden. Es wurde also eine komplett neue Kalkulation nötig.
Die sieht jetzt eine Jahresgrundgebühr von 65,45 Euro vor, außerdem Einzelgebühren je Räumungseinsatz, die sich nach der Länge des Bürgersteig-Stücks richten. Für bis zu zehn Meter beispielsweise 8,93 Euro für maschinelle und 11,90 Euro für Handreinigung, alles natürlich zuzüglich Mehrwertsteuer.
Die Betriebshöfe hätten sich "sehr fair" verhalten, sagt Hullmann, indem sie im Mai alle bestehenden Verträge gekündigt und einen Neuabschluss nach den aktuellen Bedingungen angeboten hätten. So könnten sich die Kunden auch bei anderen Reinigungsanbietern erkundigen und die Angebote vergleichen. Der Chef des städtischen Eigenbetriebs glaubt aber nicht, dass auf dem privaten Markt etwas Günstigeres zu bekommen ist, denn: "Jeder Anbieter hat die gleichen Probleme".
Zu diesen Problemen zählt Werner Hullmann die Tatsache, dass sein Personalrat ihm die Heranziehung von Leiharbeitern für diese Tätigkeiten, die kostengünstiger und damit für die Kunden billiger gewesen wäre, verweigerte.
Allerdings hätte der Betriebshöfe-Chef nach der Aussendung der neuen Gebührenbescheide auch mit mehr Beschwerden gerechnet. Dass diese nur vereinzelt gekommen seien, habe ihn überrascht. Von 20 Prozent der bisherigen Kunden seien schon Verträge unter den neuen Konditionen unterschrieben worden. Und bis zum nächsten Winter, in dem die Arbeiten wieder anfallen, sei ja noch lange Zeit.
Hullmann rechnet vor, dass bei fünf Einsätzen pro Saison, was eine realistische Zahl sei, für ein kleines Grundstück rund 100 Euro zu berappen seien und hält das für vertretbar. Für den Rentner aus dem Ramsee indes bedeutet das schon eine erhebliche Steigerung gegenüber dem bisher Gezahlten. Immerhin sichern die Betriebshöfe in ihrem Anschreiben, in dem sie Kündigung und neues Angebot mitteilen, nicht nur ihr Bedauern über diese Maßnahme zu, sondern auch "akkurate Ausführung der Leistung - wenn sie denn weiter in Anspruch genommen wird.
Quelle: www.main-spitze.de