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Schwarzer Peter für die Kommunen

Über eine Million Besucher wurden bisher auf der Bundesgartenschau 2007 in Gera und Ronneburg registriert. Die Zahl lässt hoffen, dass bis zum Ende am 14. Oktober die erwarteten 1,5 Millionen Gartenfreunde den Weg zur Buga finden.

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Zugleich wachsen die Sorgen, wie das Erbe der Schau erhalten werden kann.
Buga-Chef Ernst-Hermann Kubitz hat 1,5 Millionen Besucher einkalkuliert. Nur so wäre ein Erlös von rund 18 Millionen Euro aus Eintrittsgeldern zu erzielen – die Voraussetzung dafür, das Unternehmen Bundesgartenschau mit einer schwarzen Null abzuschließen.

Die Rechnung könnte am Ende aufgehen, glaubt Kubitz. Da ist es wenig verwunderlich, dass er genervt auf Äußerungen von Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) reagierte, der über einen defizitären Abschluss orakelt hatte. Als Gewinner gelten Gera und Ronneburg, die umfangreiche Investitionen vornehmen konnten, die ohne Buga undenkbar gewesen wären. Von dem Gesamtinvestitionsvolumen von 146 Millionen Euro flossen nur 36 Millionen Euro direkt in die Buga. Mit dem »Rest« wurden kommunale Investitionen in Gera und Ronneburg finanziert.

Ronneburg profitiert nach Darstellung von Bürgermeister Manfred Böhme (CDU) erheblich von der Großveranstaltung. Ein Drittel der in die Region geflossenen Mittel seien in den Ort investiert worden. Die Bogenbinderhalle, das Schloss, der Markt und zahlreiche Straßen hätten sonst nicht saniert werden können.

Das könnte sich allerdings als Danaergeschenk erweisen. Ronneburgs Buga-Erbe ist vor allem die »Neue Landschaft« auf dem einstigen Bergbaugelände der Wismut. Die dürfe nicht zum »überdimensionalen Stadtpark für 5500 Einwohner« verkommen, warnte Böhme. Nach seiner Schätzung kostet der Erhalt dieser Landschaft mindestens 400 000 Euro pro Jahr. Davon könne Ronneburg höchstens 20 000 bis 40 000 Euro selbst aufbringen. Mindestens 90 Prozent der Gesamtsumme müssten daher durch andere Geldgeber finanziert werden. Anderenfalls bleibe nichts weiter übrig, als das Gelände auf ein Minimum zurückzubauen. Dann verliere es allerdings seinen Charme als Tourismusmagnet.

Böhme sieht die Region und den Freistaat gemeinsam in der Pflicht, das Buga-Erbe zu bewahren. Beide halten sich allerdings bedeckt. Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) verkündete zwar kühn, die Nachnutzung des Areals beginne am 15. Oktober. Sie ließ aber offen, wie dies denn aussehen und finanziert werden soll. Sie schob den Schwarzen Peter der Kommune zu: Die habe die Planungshoheit und müsse entscheiden, was sie für künftige Besucher erhalten wolle. Die Landrätin, die sich als Buga-Aufsichtsratschefin gern im Glanz der »aufblühenden Wismut-Region« gesonnt hat, schaut jetzt offenbar lieber zu, wie Ronneburg mit seinem teuren Erbe zurecht kommt. Aus Sicht der Buga ist dagegen eine konzertierte Aktion aller Beteiligten nötig, um die Aufgabe zu lösen. Dabei dürfe nicht nur auf Steuergelder geschielt werden, sagte Buga-Sprecher Michael Langenstein dem ND. Er wertete die Suche nach Sponsoren als unverzichtbaren Teil des Finanzierungskonzeptes. Vor allem aber müsse die Buga-Nachfolge in das Tourismuskonzept des Landes integriert werden.
Wir haben keine Ostseewellen und keine Alpenpässe, aber das Areal könnte vor allem den Thüringern langfristig ein neues Ziel zur Naherholung werden, meint Ronneburgs OB Böhme mit einem Seitenhieb nach Gera. Die zweitgrößte Stadt Thüringens müsse daran ein großes Interesse haben.

Dieses scheint sich allerdings in Grenzen zu halten. Immerhin muss die Stadt ihren Buga-Teil, den Hofwiesenpark, in die Zukunft retten. Das kostet schätzungsweise 300 000 Euro im Jahr. Wie immer die Buga-Abschlussbilanz aussieht, Gera und Ronneburg werden bei jedem Griff in die Stadtkassen an sie denken müssen.

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