Mit Spannung erwartet wird der zweite öffentliche Prozess um den spektakulären Bestechungsskandal im Hofer Bauamt, der heute, Montag um 8.30 vor der Strafkammer des Landgerichts Hof beginnt. Auf der Anklagebank wird der ehemalige Bauamtsmitarbeiter Carlos Y. (Namen geändert) sitzen, der sich wegen 134facher Bestechlichkeit und 90facher Untreue jeweils in besonders schweren Fällen verantworten muss.
In Sachen Schmiergeld soll es Carlos Y. nach Erkenntnissen der Ermittler dabei noch dreister getrieben haben als sein Ex-Kollege Heinz X., der am 17. Januar zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Unter anderem, weil der geständige Heinz X. Zuwendungen im Wert von 80 000 Euro kassiert hatte und dafür den am Korruptionsring beteiligten drei Hofer Handwerkern überhöhte Rechnungen zum Schaden der Stadt und ihrer Bürger abgezeichnet hatte.
Carlos Y. soll nach dem gleichen Strickmuster gehandelt haben – allerdings eben noch profitabler. Bei den Ermittlungen fanden die Fahnder heraus, dass der jetzt Angeklagte von 2000 bis 2003 von den beschuldigten Handwerkern allein über 127 000 Euro Bargeld kassiert haben soll. Über 10 000 Euro sind die Luxusartikel von der Edel-Stereoanlage bis zum Plasmafernseher wert, die der Ex-Bauamtsmann als Sachzuwendungen erhalten haben soll. Laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft soll Carlos Y. die gebeutelte Hofer Stadtkasse im Zusammenwirken mit den Handwerkern um über 120 000 Euro geprellt haben. Carlos Y. muss in dem Verfahren, das vorläufig auf zwölf Verhandlungstage angesetzt ist, mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen.
Mit Carlos Y. steht der zweite von drei Bauamtsmitarbeitern vor Gericht. Das Verfahren gegen Joachim Z. – den einzigen Beamten im Behörden-Trio – wird folgen, bevor gegen die teils im Vorfeld geständigen drei Firmenchefs von Hofer Elektro-, Maler- und Sanitärbetrieben verhandelt wird.
