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STIHL MEDIA DAY 2025 Das Problem mit dem Akku-Boom

„Ein Stellenabbau ist unvermeidlich“, so CEO Michael Traub auf dem diesjährigen Stihl Media Day. Und das, obwohl sich das Unternehmen auf Wachstumskurs befindet. Bis Ende des Jahres rechnet die Unternehmenszentrale mit einem Umsatzplus von zwei bis vier Prozent, was gegenüber den 1,1 Prozent des Vorjahres eine deutliche Verbesserung ist. Doch die hohe Nachfrage nach Akkugeräten erhöht den Druck auf die heimischen Arbeitsplätze. In den vergangenen Monaten hatte Stihl bereits einen weltweiten Abbau von 500 Stellen angekündigt. Dieser reiche jedoch als Einsparmaßnahme nicht aus, so Traub. Neben einer Vielzahl neuer Werkzeuge präsentierte Stihl auf dem Medientag auch noch eine Überraschung: So konstruiert der schwäbische Hersteller aktuell einige Lastenfahrrad-Prototypen für GaLaBau und Kommunen.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott
Von: Tim Knott

Verbrennermaschinen sind auf dem Rückzug, der Akku hat gesiegt. Bis 2030 könnten E-Maschinen-Verkäufe mehr als 60 Prozent des Gesamtumsatzes betragen, wie Stihl-CEO Michael Traub in seiner Keynote betont. Gute Nachrichten für das Unternehmen – und schlechte zugleich. Denn während sich die Schwaben als führender Kettensägenhersteller auf wachsende Umsätze freuen können, kommt die Entwicklung auf Kosten der heimischen Arbeitsplätze. Grund: In Deutschland seien die Produktionsbedingungen für Akkugeräte laut Traub zu schlecht. Und wenn der Anteil der in Deutschland verbliebenen Benzingeräte-Produktion am Gesamtabsatz geringer ausfalle, sei ein Stellenabbau unvermeidlich. Zwar gebe es in Südamerika, Afrika und Teilen von Asien nach wie vor eine stabile Verbrenner-Nachfrage, doch wie sich diese entwickelt, bleibt abzuwarten. Ein weiterer Grund für den Stellenabbau sei die Corona-Pandemie. Durch den sogenannten Cocooning-Effekt – also den Fokus der Verbraucher auf das eigene Haus oder den eigenen Garten – hat Stihl in den Pandemiejahren profitiert. Von dieser Euphorie beflügelt, habe das Unternehmen einfach zu viele Personen eingestellt. Das Thema Personalabbau beschäftigt Stihl schon seit dem Frühjahr. Traub hatte verkündet, den Mähroboter iMow zukünftig in China produzieren zu lassen, wodurch 100 Stellen gestrichen wurden. Auch ein danach angekündigter, weltweiter Abbau von 500 weiteren Stellen reiche als Einsparmaßnahme und Reaktion auf die wirtschaftliche Situation nicht aus.


 

Akku-Leistung effektiv nutzen

Um sich weiter am Markt zu behaupten, will die Unternehmenszentrale neben hochklassigen Verbrennern auch die besten Akkusysteme herstellen. Und obwohl die E-Maschinen heute einen besseren Stand am Markt haben als noch vor zehn Jahren, kommt es bei der Anschaffung und Nutzung immer noch auf die richtige Planung und das richtige Energiemanagement an. Immerhin sei jede Maschine ein Kompromiss, wie Alexander Schildt, Portfoliomanager Forst und Baumpflege, bei einem Fachvortrag über Akkutechnik betont. „Power, Laufzeit und angemessenes Gewicht – von diesen drei Punkten kann man technisch immer nur zwei adäquat erfüllen.“

Um praxisorientiertes Energiemanagement zu testen und Nutzungsstrategien für Werkzeuge zu entwickeln, haben die Vorentwickler von Stihl mit Forstwirten zusammengearbeitet. Für eine bessere Effizienz arbeiten die Experten beim Fällen kleinerer Bäume und dem Eindämmen von kleinem Bewuchs nicht mit Kettensäge und Freischneider sondern mit Hochentaster und Heckenschere. Neben einer besseren Energienutzung sei die Arbeit damit um einiges ergonomischer. Mit den Schaftgeräten lasse sich alles bis zur „Maßkrugstärke“ sägen, wie Experte Julian Danner erklärt.

Auch die Energieversorgung gestaltet sich einfach: Für fünf Personen wurde ein Hänger mit Powerbanks, Akkuladegeräten und zentraler Energieversorgung ausgestattet. Der Hänger lässt sich über Nacht mit einem Stecker laden und bietet allen Arbeitskräften Strom für einen ganzen Arbeitstag. „Wir haben in der Praxis nie mehr als sechs Akkus pro Mann gebraucht“, berichtet Danner. Vorteil: Neben vollen Akkus haben die Anwender so auch Strom direkt an der Arbeitsstelle. So lassen sich die Hänger z.B. auch mit Kaffeemaschine und Kühlschrank ausstatten. Ebenfalls hat Stihl das eigene Portfolio nun um ein neues Schnellladegerät ergänzt: Mit dem AL 1802MO können Akkus seriell oder parallel geladen werden, um Nutzern einen großen Variantenreichtum zu bieten. Das Gerät ist ab Frühjahr 2026 erhältlich.

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Neue Werkzeuge: alles für das Grün

Auch im GaLaBau-Segment gibt es frische Impulse: Stihl erweitert sein Sortiment mit dem Freischneider FSA 250, der speziell für Mäh- und Ausputzarbeiten entwickelt wurde. Mit einem großzügigen Fadenmähkreis von 480 mm tritt das akkubetriebene Gerät laut Hersteller in direkte Konkurrenz zu benzinbetriebenen Modellen. Für effizientes Arbeiten lassen sich zudem drei Leistungsstufen auswählen. Wer höher hinaus möchte, greift zum Akku-Hochentaster STIHL HTA 30. Sein teleskopierbarer Schaft ist zwischen 1,90 und 2,80 Meter einstellbar und ermöglicht damit Schnittarbeiten in Höhen von bis zu vier bis fünf Metern – je nach Körpergröße des Anwenders. Besonders praxisnah: Das Gerät setzt auf ein werkzeugloses Bedienkonzept, sodass sich Reinigung und Kettenspannung schnell und unkompliziert erledigen lassen.

Neben dem Werkzeugangebot hat die Tour durch das Stihl-Werk noch eine richtige Überraschung auf Lager: zahlreiche Lastenrad-Prototypen für den Arbeitseinsatz. Für Kommunen und GaLaBauer machen die ungewöhnlichen Fahrzeuge durchaus Sinn. Im Gegensatz zum Nutzfahrzeug werden damit keine Versicherungskosten oder steigende Betriebskosten fällig. Und auch die Führerscheinproblematik, die in manchen Unternehmen besteht, kommt so gar nicht auf. In Skandinavien sei dieses Konzept schon etablierter und auch hierzulande lasse sich beobachten, wie Anwender entsprechende Konzepte teilweise selbst bauen, wie die Stihl-Mitarbeiter berichten. Doch bisher sind die präsentierten Maschinen nur Prototypen. Wie sieht es mit der Markteinführung aus?

„Von mir aus kann die gerne gestern losgehen“, lacht Produktmanager Johannes Lücke. Allerdings müssten bis dahin noch einige Pilotprojekte gemeinsam mit Anwendern ausgeführt werden und Wissen über die Produktnutzung gesammelt werden. „Bisher ist der Arbeitstag danach strukturiert, was man im Sprinter mitnehmen kann. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern wollen wir herausfinden, wie Anwender ihren Tag um das neue Fahrzeug strukturieren.“ Ebenfalls betont er, dass das Lastenfahrrad den Sprinter nicht ersetzen werde, denn „es wird zukünftig nicht das eine modulare Mobilitätskonzept geben“. Laut Unternehmensangaben soll die Reichweite eines Fahrrads bei bis zu 100 Kilometern liegen – je nach zugeschalteter elektrischer Unterstützung. Der Preis soll bei „unter 20.000 Euro“ liegen. Interessante Idee, doch kann Stihl hier schaffen, was ihnen auf dem Werkzeugmarkt schon gelungen ist? Kann der Akku auch hier siegen?

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