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STÄDTISCHER BAUHOF MEMMINGEN Die „gute Seele“ der Stadt

Zwischen Ulm und Kempten, an der bayerischen Iller-Grenze zu Baden-Württemberg, liegt das knapp 44.000 Einwohner große Memmingen – nicht zuletzt durch seinen Flughafen ein beliebter Knotenpunkt für Reisende. Neben den Wallensteinfestspielen, dem wohl größten Historienfestival Europas, finden hier dutzende Veranstaltungen statt. Glücklicherweise steht das Team des städtischen Bauhofs rund um die Uhr bereit, um als „gute Seele“ das knapp 70.000 m² große Stadtgebiet in Schuss zu halten.

Lesedauer: min | Bildquelle: David Herwede (Bauhof-online)
Von: David Herwede

Im Industriegebiet am Schumacherring befindet sich der großzügige städtische Bauhof Memmingen – von außen gut erkennbar an der langen Fahrzeug-Halle, die sich bis zur seitlichen Grenze des Grundstücks zieht. Hinter der Halle liegen weitere Gebäude, die als Holz-Lager dienen oder Werkstatt und Schreinerei beherbergen. Ins Auge sticht auch ein 20 Meter hohes Kunststoff-Silo, das die Bauhof-Mitarbeiter 2017 aufgestellt haben. Es ist mit Logos der Stadt bedruckt und fasst bis zu 150 m³ Trockensalz.

Links der Eingangs-Schranken befindet sich ein zweistöckiges Verwaltungsgebäude, in dem ein Empfang und mehrere Büros untergebracht sind. Am Bauhof übernimmt Tiefbau-Experte Michael Schuster stellvertretend die Leitung, wenn sein Kollege Markus Geikl nicht zur Verfügung steht. Auf seinen Fuhrpark angesprochen, weist Schuster auf eine Herausforderung hin – denn erstaunlicherweise reicht den Verantwortlichen die anfangs erwähnte lange Lager-Halle inzwischen nicht mehr aus: „Wir arbeiten zurzeit mit 54 Fahrzeugen, die wir noch nicht alle unterbringen können, weshalb einige vorübergehend draußen parken“, so Schuster.


 

Im gesamten Stadtgebiet kümmert sich das Bauhof-Team um alle anfallenden Tiefbau-Aufgaben sowie um Mäh-Arbeiten und den Winterdienst. Neben dem gut ausgestatteten Fuhrpark können sich Geikl und Schuster auf zahlreiche engagierte Mitarbeiter verlassen, weshalb am Bauhof oft reges Treiben herrscht – nicht zuletzt auch aufgrund der vielen Veranstaltungen, die ganzjährig in Memmingen abgehalten werden – wie momentan die „500 Jahre Zwölf Artikel“-Feier. Zusätzlich kümmern sich die Bauhof-Mitarbeiter um die Müllentsorgung in der ganzen Stadt, z.B. am ehemaligen Landesgartenschau-Gelände.

18 Veranstaltungen allein im Juni

Heuer findet in Memmingen das Gedenkjahr zu „500 Jahren Bauernkrieg – 500 Jahre Zwölf Artikel“ statt. Diese Artikel gelten als eine der frühesten Forderungen nach Freiheitsrechten in Europa. Entsprechend wird im Stadtgebiet das ganze Jahr über zelebriert, mit Buden und Bühnen, die Material und Logistik benötigen. Hier helfen die Experten in Orange zuverlässig mit. „Daneben laufen noch weitere Veranstaltungen, sodass wir allein im Juni auf insgesamt 18 kamen“, sagt Memmingens stellv. Bauhof-Leiter.

Nicht selten kommt es auch vor, dass hochrangige Politiker die Stadt besuchen – wie zuletzt Markus Söder und Frank-Walter Steinmeier zur feierlichen Eröffnung des Bauernregeln-Gedenkjahrs. Bei solchen Veranstaltungen mit Tausenden Besuchern sorgen die Bauhof-Mitarbeiter für die nötige Verkehrs-Sicherheit. Hierfür stehen in einer Halle unterschiedliche mobile Absperrbaken bereit, einige mit roten oder gelben Warnleuchten, alle mit rot-weißen Reflex-Streifen. Die Sperren können z.B. auch flexibel für die Absicherung von Baustellen verwendet werden.

Kanalreinigung und Hochwasser-Prävention

Zusätzlich sind die Experten in Memmingen für Kanalreinigungs-Aufgaben zuständig. Neben der Memminger Ach, einem rund 36 km langen Nebenfluss der Iller, verfügt die Stadt zusätzlich über ein umfangreiches Abwassersystem mit getrennten Kanälen für Schmutz- und Niederschlags-Wasser. Zur jährlichen Reinigung beschafften sich die Mitarbeiter vor einigen Jahren einen City 2000 OW der WIEDEMANN enviro tec GmbH auf einem MAN TGS 18.330-Fahrgestell.

Vor dieser Anschaffung arbeitete der Bauhof noch mit zwei Subunternehmen zusammen. Schuster: „Das hat sich aber in Notfällen nicht bewährt, weshalb wir entschieden haben, uns ein eigenes Kanalspülfahrzeug zuzulegen. Heute arbeiten wir hier nur noch mit einer Kanalmeisterei zusammen.“ Zur Hochwasser-Prävention werden z.B. Sinkkästen wie Straßenabläufe oder Gullys regelmäßig von Sand befreit. Auch der Stadtbach – die bereits erwähnte Memminger Ach – bedarf einer jährlichen Reinigung, denn idealerweise sollten die Gewässer auch keinen Schmutz und kein Laub beinhalten.

Moderne Winterdienst-Ausstattung

Zwar bewegen sich die Temperaturen in Süddeutschland Mitte Oktober noch im zweistelligen Bereich. Am Memminger Bauhof stehen dennoch bereits zahlreiche Fahrzeuge für ihren Winterdienst-Einsatz bereit – andere werden hierfür zurzeit in der Werkstatt mit Anbaugeräten ausgestattet. Stolz berichtet Schuster, dass seine Mitarbeiter alle Umbauten und Reparaturen an ihren Fahrzeugen selbst vornehmen. Im Außenbereich steht beispielsweise ein Unimog U 1400 mit Schmidt-Schneeschild und Küpper-Weisser-Streuer, und in der Werkstatt wurde unlängst ein weiterer Unimog mit einem Kugelmann-Streuer ausgestattet.

Weil einige Ortsteile einen Höhenunterschied von etwa 100 Metern vorweisen, gestaltet sich der Winterdienst in Memmingen Schuster zufolge differenziert – in der Höhe fällt i.d.R. mehr Schnee als im Zentrum. Zur Übersicht werden die unterschiedlichen Strecken priorisiert behandelt. „Alle Winterdienst-Fahrzeuge verfügen inzwischen über GPS, die Daten werden über RIWA ausgewertet. Das ersetzt das alte Streuberichtsheft“, so Schuster. Seit etwa sieben Jahren besitzt der Bauhof außerdem eine moderne Sole-Anlage, über die die Fahrzeuge Sole tanken und anschließend in einem bestimmten Mischverhältnis ausbringen können.

Im Zentrum begegnen den Winterdienst-Experten die stadtüblichen Herausforderungen: enge Straßen, blockierte Durchfahrten, häufig keine Parkmöglichkeiten. Hier werden die Fahrzeuge ausländischer Hersteller (z.B. Iveco oder Fiat) bevorzugt eingesetzt, weil sie gegenüber deutschen Modellen (z.B. Daimler oder MAN) über einen engeren Radstand verfügen und so besser manövrieren können. Nicht ungewöhnlich: Eine Mithilfe der Anwohner würde auch in Memmingen die harten Winterdienst-Einsätze deutlich vereinfachen (Schnee nicht auf die Fahrbahn schippen und nicht im Halteverbot parken).

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Elektrifizierung und Automatisierung

Und wo soll es zukünftig hin gehen? Einen Hinweis darauf liefert ein metallenes, unscheinbares Gerät an einem Iveco-Lkw, der als motorisierter Straßenwärter („Stramot“) fungiert. Es handelt sich um eine Küpper-Weisser-Sonde zur automatischen Dosierung der Streumenge beim Winterdienst. Entsprechend streben die Bauhof-Verantwortlichen für die kommenden Jahre weitere Automatisierungs-, Digitalisierungs- und Elektrifizierungs-Maßnahmen an – z.B. sollen zusätzliche E-Fahrzeuge kommen.

Außerdem hofft Schuster, dass sein Bauhof auch als Arbeitgeber attraktiv bleiben wird: Wie so oft stellt die Abwerbung seiner Mitarbeiter durch besser zahlende Privatbetriebe ein Problem dar. Im Weg steht hier auch die körperliche Anstrengung bei der Arbeit sowie die Bereitschaft zu Überstunden. Dennoch wirkt Schuster zuversichtlich – und das vermutlich zurecht, denn seine Mitarbeiter bilden ein eingeschworenes Team, das seiner Arbeit mit Leidenschaft nachgeht.

 

Fakten zum städtischen Bauhof Memmingen:

Leitung Bauhof: Markus Geikl, Michael Schuster

Anzahl Mitarbeiter: 75

Aufgabenbereiche: Tiefbau, Straßenunterhalt, Veranstaltungen, Abwasser- und Kanal, Reparaturen, Müllentsorgung, Winterdienst

Fuhrpark: 54 Fahrzeuge von MAN, Scania, Daimler, Liebherr, Wacker Neuson, JCB, Iveco, Fiat, Hansa und Aebi Schmidt

Verantwortungsbereich: Stadt Memmingen

Zu betreuende Fläche: Circa 70 km²

Herausforderungen: Höhenmeter, enge Straßen, Parkmöglichkeiten, Straßen-Blockierungen, zahlreiche Veranstaltungen

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