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OBLADEN-SEMINAR Sicheres Bedienen von Abroll- und Absetzkippern

Die Akademie Dr. Obladen GmbH hat sich am 24. September in einem Online-Seminar mit der Sicherheit beim Bedienen von Abroll- und Absetzkippern beschäftigt. Bernd Leowald, ehem. Regionalleiter der Stadtreinigung Hamburg, referierte dabei zunächst über den sicheren Einsatz von entsprechenden Kippern, bevor er sich in der zweiten Seminarhälfte dem An- und Abkuppeln von Zug-Anhängern widmete. Als Grundlage dienten mehrere Informationsblätter der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).

Lesedauer: min | Bildquelle: MEILLER, DGUV, ChatGPT
Von: David Herwede

Aufgrund von hoher kinetischer Energie birgt das Arbeiten mit Abroll- und Absetzkippern erhöhte Unfallgefahren. Bei den DGUV-Informationen 214-017, 214-01 und 214-080 handelt es sich zwar nicht um Vorschriften. Dennoch legte Leowald den Teilnehmern des Online-Seminars nahe, die Sicherheitshinweise aus den Informations-Blättern bei ihrer Arbeit bestmöglich umzusetzen: „Man kann sich letztlich entscheiden, ob man diese Branchenregeln befolgt oder abweichende Festlegungen trifft. Aber: Sie bilden ein lückenloses Werk, das Sie bei allen Berücksichtigungen zu Hilfe nehmen können, ohne etwas zu vergessen.“

Die DGUV-Information 214-017 „Sicherer Einsatz von Abroll- und Abgleitkippern“ beinhaltet dabei Pflichten aufseiten der Arbeitgeber wie das Beschaffen, zur Verfügung stellen und Instandhalten von geeigneten Arbeitsmitteln. Zudem müssen Unternehmer ihre Beschäftigten „einarbeiten, schulen, anweisen und unterweisen“. Laut Leowald habe dieser Punkt durch zunehmende Leiharbeit in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, da Leiharbeiter in jeder Hinsicht wie eigenes Personal zu behandeln seien.


Auch Hydraulik birgt Gefahren

Anwender müssen nicht nur bei den schweren Bauteilen von Kippern auf ihre Sicherheit achten. Auch die hydraulischen Einrichtungen, die zur Steuerung der Anhänger dienen, können schwerwiegende Verletzungen verursachen. Deshalb sollten ausschließlich „nach dem Stand der Technik“ gekennzeichnete Schlauchleitungen verwendet werden, heißt es im Informations-Blatt. „Es ist nicht unüblich, dass Hydraulik-Schläuche mit 200 bar Druck gefahren werden. Die können wie Peitschen hin- und herschwingen“, so Leowald. Betriebe müssten folglich im Rahmen ihrer Gefährdungs-Beurteilung eigene Prüfzyklen für ihre Hydraulik-Technik festlegen.

Selbstverständlich spielt auch der Zustand von Sicherungen für einen möglichst gefahrlosen Umgang mit Kipp-Fahrzeugen eine große Rolle. Laut DGUV müssen über die entsprechenden Sicherungs-Vorrichtungen alle „betriebsüblichen Kräfte“ abgefangen werden. Dazu zählen z.B. das Anfahren, Lenken und Abbremsen der Fahrzeuge mitsamt Kipp-Anhänger. Alle außen am Fahrzeug angebrachten Hilfsmittel müssen nach StVO sogar zweifach gesichert sein.

Außerdem müssen laut Berufsgenossenschaft auch bereits die Auftrags-Annahme und -Abwicklung Teil des Sicherheitsprozesses sein. Dabei spielen neben der Sicherheit der Mitarbeiter auch rechtliche Fragen eine Rolle. Wie das aussehen kann, zeigt Leowald an einem praktischen Beispiel: „Stellen Sie sich vor, ein Fahrer steigt rückwärts aus seinem Fahrerhaus, rutscht aus, fällt auf den Kopf und verstirbt zwei Tage später. Wenn vor diesem Unfall keine angebrachte Gefährdungsbeurteilung stattgefunden hat, hat man zumindest schon mal einen Verantwortlichen.“

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Sicherheit beim An- und Abkuppeln

Daneben besteht auch beim An- und Abkuppeln tonnenschwerer Zug-Anhänger Lebensgefahr. Für eine sichere Ausführung kann hier die DGUV-Information 214-080 „Kuppeln – aber sicher!“ als Grundlage dienen. Im Obladen-Seminar brachte Bernd Leowald u.a. den Umgang mit Zuggabeln zur Sprache. Beispielsweise dürfen herabfallende Zuggabeln eine Bodenfreiheit von 200 mm nicht unterschreiten. „Zuggabeln sind ein altes Leiden. Hier darf niemand, niemand, niemand beim Ankuppel-Vorgang zwischen den Fahrzeugen stehen“, so Leowald.

Anschließend brachte der Kipper-Experte weitere Beispiele aus der Praxis zur Sprache: „Anhänger zum Kuppeln auflaufen zu lassen ist vielleicht verführerisch, gerade bei leichtem Gefälle. Dabei wirken aber unglaubliche kinetische Energien, die Zuggabeln zur Seite drücken können, wodurch Bediener eingeklemmt werden. Deshalb lässt man niemals, niemals auflaufen!“ Außerdem sollten Fahrer keinesfalls versuchen, hinterher zu laufen, wenn sich ein Zug unkontrolliert in Bewegung setzt – auch hier herrsche hohe Bewegungs-Energie.

Ein wichtiges Thema ist zudem das Einweisen von Kipp-Fahrzeugen durch Dritte. Grundsätzlich muss dabei – laut DGUV-Information – der Fahrer im Vorhinein alle Handsignale mit der einweisenden Person absprechen. Außerdem sollte er das Fahrzeug sofort anhalten, wenn er den Helfer nicht mehr sehen kann. „Es hat in Hamburg Situationen gegeben, in denen Fahrer ihre Einweiser überfahren haben. Bei den Berufsgenossenschaften ist das ein ganz zentrales Thema und muss auch aktiv trainiert werden“, so Leowald. „Wichtig ist zumindest, dass jemand dasteht, der den Fahrer warnt, bevor es kracht.“

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