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OBLADEN-INFORMATIONSVERANSTALTUNG Aktuelle Herausforderungen im kommunalen Winterdienst

Eine Online-Informationsveranstaltung zum Thema Winterdienst haben die Mitarbeiter der Akademie Obladen Mitte September veranstaltet. Gemeinsam mit Projektleiter Simon Obladen gab Horst Hanke, Vorsitzender des Fachausschusses Winterdienst beim Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU), einen „kompakten Überblick über aktuelle Herausforderungen, Rechtsprechung und Technik“. Im Fokus stand auch das nötige Know-How für die Anwendung entsprechender Technologien sowie der Nutzen von gut geschultem Personal.

Lesedauer: min | Bildquelle: Dr.-Ing. Horst Hanke
Von: David Herwede

Seit rund 25 Jahren bieten die Obladen-Akademien qualifizierte Weiterbildungen für die Kommunal-Branche an – mehr als 200 pro Jahr. Dabei umfasst die Unternehmens-Struktur neben der Akademie Dr. Obladen GmbH auch die apm3 GmbH und die AKT Akademie für Kommunalfahrzeugtechnik GmbH. Letztere war für die Organisation der „Informationsveranstaltung Winterdienst“ zuständig, die am 15. September online abgehalten wurde. Sie soll als Entscheidungshilfe für die Planung, Schulung und Organisation eines nachhaltigen Winterdienstes in kommunalen Betrieben dienen.

Infolgedessen erhielten die Teilnehmer der Veranstaltung neben rechtlichen Hinweisen vor allem Informationen zu Feuchtsalz-Streutechniken sowie den damit verbundenen Kosten und Problemen. Der Umstand, dass moderne Technik auch entsprechend geschultes Personal voraussetzt, spielte ebenfalls eine zentrale Rolle. Hanke und Obladen definierten sogar, welche Informationen für welche Mitarbeiter interessant sein sollten (vgl. Infokasten). Nicht zuletzt wurden auch aktuelle Hinweise zum Klimawandel sowie zum praktischen Umgang mit klimatischen Veränderungen zur Sprache gebracht.


Rechtsprechung und Streutechnik

Laut Hanke gestaltet sich die deutsche Gesetzgebung im Bereich kommunaler Winterdienst zunehmend differenzierter. Deshalb gebe es in zahlreichen Kommunen inzwischen genaue Vorgaben darüber, wann und wo Streupflicht besteht, und diese sind wohl mit hohen Anforderungen verbunden.

Beispielsweise seien Kommunen zunehmend verpflichtet, nicht nur bei eingetretener Glätte, sondern auch bereits im Vorfeld bei vorhersehbarer Gefahr zu streuen. Aus dieser „vorbeugenden Streupflicht“ entstünden deshalb auch weitere Anforderungen an die verwendete Technik. Zudem spiele der Winterdienst auf verkehrswichtigen Radwegen, der zusätzlich und zeitgleich stattfinden muss, eine immer größere Rolle, weil der Radverkehr in den vergangen Jahren stark zugenommen hat.

Auch die verwendete Streutechnik wurde in den vergangenen Jahren zunehmend angepasst. Abstumpfende Stoffe wie Splitt oder Sand, die lediglich die Griffigkeit von glatten Straßen verbessern, scheiden laut Hanke inzwischen für Straßen aus. Deshalb verwende eine Vielzahl der Winterdienst-Verantwortlichen mittlerweile Taustoffe wie das allseits bekannte Trockensalz (NaCl), das durch chemische Prozesse aktiv in den Gefrierprozess der Straßen eingreift.

Stand der Technik: Feuchtsalz

Da mittlerweile bekannt sei, dass NaCl die beste Ökobilanz aller Taustoffe vorweise, und auch abstumpfende Stoffe in der Bilanz schlechter abschneiden, gehörten „alte Umweltdiskussionen um Salz“ inzwischen der Vergangenheit an, so der promovierte Ingenieur. Allerdings ist es nach wie vor nötig, die Menge des ausgebrachten Salzes zu reduzieren. Hierzu tragen moderne Feuchtsalz-Technologien bei, über die das NaCl mit Flüssigkeit – sogenannter Sole – gemischt wird, was erhebliche Einsparungen bei der verwendeten Salzmenge bringt.

Je nach Mischverhältnis ergeben sich so z.B. die Feuchtsalze FS 30 (30 Prozent Sole) und FS 100 („reine Sole“), wobei das FS 30 wohl weiterhin für Kombi-Streuer bei Schneefall und tieferen Temperaturen benötigt werde. Durch die Salzmengen-Einsparung amortisierten sich die Investitionen in entsprechende Technologie nach geraumer Zeit – allerdings müssten diese Investitionen auch erstmal erfolgen, so Hanke.

Wichtiger Hinweis des Fachmannes: Verantwortliche können sich bei der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) über FS 100 informieren. Zur Minimierung der CO2-Bilanz sei zudem auch der Umstieg auf alternative Antriebe, eine Optimierung der Routen-Planung sowie ein Verzicht auf freiwillige Leistungen notwendig, für die auch eine Übertragung auf die Anlieger in Frage komme. Hanke: „Zur Identifikation dieser Einsparungs-Möglichkeiten muss man das Straßen- und Gehwegnetz systematisch analysieren und bewerten, ggf. mit Unterstützung externer Experten.“

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Das Fachkraft-Problem

Für eine fachgerechte und richtige Anwendung moderner Streutechnologien sei neben der benötigten Technik und einer soliden Datengrundlage für aktuelle Wetter-Infos auch ein gewisses Know-how der Mitarbeiter unerlässlich. Dadurch nehme der Betrieb Winterdienst-Aufgaben nicht nur rechtssicher wahr. Sondern ein gut geschultes Personal führe z.B. auch zu weniger Standzeiten durch schnelle Reparaturen in den Werkstätten.

Generell sollte jede Kommune regelmäßig eine Überarbeitung ihrer Streustrategie in Betracht ziehen, denn der Klimawandel führe immer häufiger zu Frost-Tau-Wechseln und schwer vorhersehbaren Extrem-Ereignissen. Hierzu gehöre u.a. eine Überprüfung jeglicher Strecken und Flächen hinsichtlich der Streupflicht sowie die Optimierung aller mit dem Winterdienst verbundenen Abläufe. Außerdem sollten die neuen Strategien anschließend auch konsequent angewendet werden. Zusätzlich trügen ein moderner Fuhrpark, ein gut organisierter Bereitschaftsdienst sowie ein professionelles Personalmanagement innerhalb der Kommune zu einem qualitativen und nachhaltigen Winterdienst bei.

Welche Infos sind für wen relevant?

Führungskräfte: Übersicht über alle relevanten Vorgänge im Betrieb

  • Ist der Winterdienst rechtskonform?
  • Ist der Stand der Technik aktuell?
  • Sind alle Mitarbeiter fähig, ihre Aufgaben professionell zu erledigen?

Einkauf, Beschaffung: Stand der Technik

  • Welche Anforderungen muss ein Winterdienstfahrzeug erfüllen?
  • Auswahl des richtigen Streustoffes: Salz, Sole, Gurkenwasser?

Dispo-Einsatzplanung: Systeme zur besseren Planung des Winterdienstes

  • Telematik, Tourenplanung
  • Wetterdaten

Werkstatt: Instandhaltung

  • Haben die Werkstattmitarbeiter das nötige Wissen, um Winterdienstfahrzeuge reparieren zu können?

Fahrer: Anwendung der Technik

  • Kommen die Mitarbeiter mit der Technik klar?
  • Sind diese in den Bereichen Fahrsicherheit, Winterdiensttechnik sowie den Bereichen des Umweltschutzes unterwiesen?
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