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NUFAM 2025 Abwärtstrend: Flaute im Nutzfahrzeugmarkt

Der Nutzfahrzeugbranche geht es nicht gut. In Europa sinkt die Nachfrage nach leichten Nutzfahrzeugen und Lkw beständig. Und das hat Auswirkungen. Um den Verwerfungen des Marktes auf den Grund zu gehen, hat sich die Bauhof-online-Redaktion auf der Nutzfahrzeugmesse NUFAM in Karlsruhe umgehört. Zur großen Überraschung spiegelten die reinen Besucher- und Herstellerzahlen die schlechte Verfassung des Marktes nicht wider. Eher das Gegenteil.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott
Von: Tim Knott

Der Andrang auf die NUFAM wird spätestens dann klar, als ein Parkplatz an der Messe Karlsruhe gesucht werden muss. Selbst Presseparkplätze sind schnell vergeben, erst nach einer Zusatzrunde ums Gelände findet sich eine Parkmöglichkeit. Kein Wunder, immerhin kommen zur diesjährigen Ausgabe der Messe rund 24.000 Besucher zusammen. Damit kann das Messeteam in Karlsruhe zwar keinen neuen Rekord aufstellen, aber immerhin an die Erfolge von 2023 anknüpfen. Und das, obwohl sich bei den Herstellern eine große Vorsicht bemerken ließ. „Bei den Buchungen gab es im Vergleich zu den Vorjahren lange eine Zurückhaltung, aber in den letzten Monaten sind die dann doch reingekommen“, erinnert sich PR-Manager Matthias Jundt von der Messe Karlsruhe. „Wir haben gemerkt, die Aussteller wägen stärker ab als früher, kommen aber dennoch. Gerade in diesen Zeiten brauchen sie die Messe.“ Angesichts der aktuellen Branchenmeldungen ist diese Entwicklung bemerkenswert.

Denn Ende Juli hat die Lobbyorganisation European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) die Nutzfahrzeug-Zulassungszahlen für das erste Halbjahr 2025 herausgegeben. Der Eindruck: ernüchternd. Die Zulassungen von Transportern fielen um 13,2 Prozent, bei Lkw sogar um 15,4 Prozent. Seitdem sind die Neuzulassungen nur weiter nach unten gegangen. Und die Branche zieht Konsequenzen: So hat VW für mehrere seiner Werke Schließwochen angekündigt, an denen die Förderbänder stillstehen werden. Und auch bei Stellantis wurden temporäre Schließungen für einige Werke angekündigt.

Sorge und Zuversicht

Das Echo dieser Entscheidungen lässt sich auch in den Karlsruher Messehallen fühlen. Ein Produktmanager eines europäischen Nutzfahrzeugherstellers möchte lieber anonym bleiben, als er von der aktuellen Situation erzählt. „Klar haben wir solche Krisen schonmal gesehen, aber leicht ist es dennoch nicht. Alle Kunden sind vorsichtiger mit Investitionen, manche wissen auch nicht, wie es mit den eigenen Betrieben weitergehen soll.“ Entsprechend wenig würde investiert und veraltete Autos lieber noch ein bisschen länger gefahren, bevor Ersatz bestellt werde.

Deutlich zuversichtlicher ist Nissan-Produktmanager Bernhard Hohns, auch wenn er Einblicke gibt, wo es gerade hakt: So seien es die Lieferverzögerungen und das Auftragsvolumen der vergangenen Jahre, die das aktuelle Auftragsvolumen dämpften: „Die Auftragseingänge 23/24 waren sehr gut. Viele Kunden haben Fahrzeuge vorbestellt und mit entsprechend langen Lieferzeiten geplant. Die entsprechenden Fahrzeuge wurden aber gerade erst ausgeliefert und natürlich hat der Kunde jetzt nicht den Bedarf, wieder ein Auto zu bestellen.“ Produktionsstopps seien bei Nissan noch nicht im Gespräch, aber die Produktion sei gedrosselt worden, bis die Nachfrage wieder steige.


 

Bedingt besser: die E-Auto-Nachfrage

Eigentlich sollte es bei E-Nutzfahrzeugen besser laufen. Immerhin bescheinigte der ACEA-Bericht den Stromern eine langsames, aber beständiges Wachstum. Doch warum nimmt der Marktanteil so behäbig zu? Laut Marc Oliver Schoeck, Prokurist des E-Transporter-Herstellers TYN-e, hängt dies auch mit dem Beginn des Elektrobooms zusammen: „Am Anfang sind sehr viele Anbieter in den Markt gedrängt, die nur Autos verkaufen wollten. Der Verkauf des Autos ist aber nicht das Entscheidende. Anwender brauchen eine gute Ersatzteilversorgung, ein gutes Händlernetz, den ganzen Apparat, der hinten mit dranhängt. Und den haben unsere Vorgänger vernachlässigt und dabei viel Erde verbrannt. Die versuchen wir jetzt wieder zu begrünen.“ Ein Teil dieser „Begrünung“ ist die Konstruktion von Nutzfahrzeugen, die genau für den Einsatz in der städtischen Umgebung konzipiert sind, eine hohe Nutzlast bei geringem Batteriegewicht aufweisen und sich an der Steckdose aufladen lassen.

Praktisch, doch die Steckdose allein reicht für die E-Maschinen mancher Anwender nicht aus, und auch der Ausbau der Ladestellen sei noch ausbaufähig, wie Simon Merkel, Verkaufsleiter bei MAN erklärt: „Oftmals ist die öffentliche Infrastruktur noch nicht da, was Preis und Kilowattstunden angeht. Manchmal passt es für die Betriebe, aber noch nicht für die breite Masse.“ Doch was tun, wenn die angebotenen Fahrzeuge wegen mangelnder Infrastruktur nicht im eigenen Betrieb eingesetzt werden können? Einige Betriebe setzten dann auf eigene Ladelösungen, wie Erik Amberg, Senior Manager Sales der Terberg HS GmbH ausführt: „Die Tendenz zu dezentralen Ladelösungen ist aktuell noch etwas verhalten, obwohl jedem klar ist, dass etwas getan werden muss. Aktuell suchen viele Betriebe deswegen gezielt nach In-House-Lösungen.“ Betriebsleiter haben also die Wahl, entweder selbst Hand anzulegen, oder auf den Ausbau zu warten. Bis hier keine vernünftigen Lösungen gefunden sind, wird das Wachstum der E-Maschinen weiterhin verhalten bleiben.

Und wie sieht es mit den Nutzfahrzeugen an sich aus? Die schwierige Marktsituation bleibt, doch die Mehrzahl der Hersteller ist zuversichtlich, dass diese „Wachstumsdelle“ bald vorbei ist und die Verkäufe wieder anziehen werden. „Dabei bin ich immer positiv gestimmt“, so Francesca Mazzaccheri, Gebietsleitung Deutschland bei Piaggio. „Keine Schlechte Situtation ist so schlecht, dass man nicht weitergehen kann.“

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