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MAN hängt mit Nutzfahrzeugen die Konkurrenz in Russland ab

Konzern will Vertriebsnetz deutlich ausbauen

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Eine Fahrt vom Moskauer Flughafen in die Innenstadt kann zum Abenteuer werden. Das stellte MAN-Chef Hakan Samuelsson fest, als er zwei Stunden im Stau stand, sein Fahrer zunächst ein anderes Fahrzeug streifte und später zwei Gestalten an der Autotür rüttelten. Der Manager nahm es gelassen und vertiefte sich in die Geschäftsberichte der russischen MAN-Töchter.

Die Lektüre dürfte die Wartezeit angenehmer gemacht haben. Russland ist einer der am schnellsten wachsenden Märkte für den Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern. "Das Geschäft in Russland hat neue Dimensionen erreicht", sagte Samuelsson. Im vergangenen Jahr verbuchte MAN dort Aufträge im Wert von 709 Mio. Euro, doppelt so viel wie 2006. Mit 471 Mio. Euro steuerte das Land knapp fünf Prozent zum Konzernumsatz von 15,5 Mrd. Euro bei.

Der Großteil davon entfällt auf den Nutzfahrzeugbereich. Rund 4500 Lastwagen verkaufte MAN 2007 in Russland. Damit lag der Münchner Konzern auf Rang drei unter den Lkw-Importeuren, hinter Scania und Volvo. "Seit den vergangenen sechs Monaten sind wir die Nummer eins", sagte Samuelsson. Im laufenden Jahr will MAN den Absatz der Lkw auf 9000 Fahrzeuge erneut verdoppeln.

Damit entwickelt sich Russland zum Wachstumsmotor für MAN. In den kommenden zwei Jahren will der Konzern zusammen mit lokalen Partnern 90 Mio. Euro in sein Vertriebs- und Servicenetz investieren. Selbst den Bau eines Werkes zieht das MAN in Betracht. Noch sei man vom notwendigen Volumen entfernt, sagte Samuelsson. "In Zukunft kann das aber aktuell werden."

Momentan importiert MAN die Lkw nach Russland. Für den osteuropäischen Markt hatte der Konzern im vergangenen Oktober ein Montagewerk bei Krakau in Polen eröffnet. "Damit sind wir gut positioniert", sagte Samuelsson. Zuwächse erwartet der Schwede in diesem Jahr ausschließlich in Osteuropa. In Westeuropa werde nach vielen Boom-Jahren das Volumen hingegen gleich bleiben.

Neben den Nutzfahrzeugen legen auch die anderen Sparten - der Anlagenbauer MAN Ferrostaal, der Motorenhersteller MAN Diesel und der Turbinenproduzent MAN Turbo - vor allem fern des Heimatmarktes zu. Die vier Töchter fuhren im ersten Quartal mehr Aufträge ein als sie abarbeiten konnten. "Das Wachstum wird weiter von den Kapazitäten begrenzt", sagte Samuelsson. Die Aussage deutet darauf hin, dass MAN auf der Hauptversammlung am 25. April seine Jahresprognose anheben wird.

Im Ausland möchte Samuelsson die Aktivitäten der Konzerntöchter künftig stärker bündeln. In Moskau eröffnete er ein so genanntes "MAN Haus", von dem aus 40 Mitarbeiter die GUS-Staaten bearbeiten. Bisher hatten die vier Sparten einzelne Repräsentanzen. Durch die neue Zentrale möchte man den Kunden leichteren Zugang zu MAN-Produkten ermöglichen, so Samuelsson. "Wir wollen deutlicher zeigen, was wir können." Die Konzernbereiche sollen sich gegenseitig Aufträge zuschanzen.

welt.de

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