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Landmaschinen retten Fiat

Fiat passt seine Strategie an die dramatische Lage in der Automobilbranche an. Die Rückkehr der sportlichen Konzernmarke Alfa Romeo auf den amerikanischen Markt verschiebt Vorstandschef Sergio Marchionne um ein Jahr auf 2011.

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Außerdem relativierte er die Absatzprognose für China. Das Ziel, 300.000 Fahrzeuge dort zu verkaufen, werde erst später als erwartet erreicht, so der Chef des italienischen Autobauers. Fiat hatte die Branche mit einem Szenario erschüttert, das für 2009 von einem Markteinbruch von 20 Prozent beim Autoabsatz ausgeht. Nur für den Fall, dass der Markt im kommenden Jahr zur Normalität zurückkehre, seien die langfristigen Konzernziele noch zu halten, sagte Marchionne. "Ohne die Finanzkrise hätten wir unsere Ziele für das Jahr 2010 schon im Jahr 2009 erreicht."

Die Investoren verloren angesichts der pessimistischen Äußerungen den Glauben an eine Erholung - obwohl der Fiat-Chef den massiven Einbruch 2009 nur als schlimmsten denkbaren Fall bezeichnet hatte. Der Aktienkurs des Turiner Autobauers brach am Donnerstag bis zu 7,9 Prozent ein.

Marchionne hatte dem Unternehmen vor zwei Jahren einen ambitionierten Wachstumskurs verordnet. Demnach soll Fiat bis ins Jahr 2010 den Umsatz im Vergleich zum Jahr 2006 um ein Drittel und den Gewinn um 150 Prozent steigern.

Trotz des schwierigen Marktumfelds hatte der Konzern für das abgelaufene Quartal überraschend gute Zahlen vorgelegt. Insbesondere Case New Holland (CNH), die Tochter für Land- und Baumaschinen, entwickelt sich für Fiat immer mehr zu einem Rettungsanker. Der Handelsgewinn - eine Kenngröße, der Restrukturierungskosten nicht berücksichtigt - stieg in den vergangenen drei Monaten um 26 Prozent auf 284 Mio. Euro. Marchionne rechnet auch in den kommenden Monaten mit einem anhaltend guten Geschäft der Sparte, da sich der Landwirtschaftsmarkt vor allem in Lateinamerika gut entwickelt.

Fiat profitierte von seiner starken Präsenz auf dem brasilianischen Markt. So wuchsen die Absätze in der Kernsparte mit Pkw in Brasilien sehr stark um rund zehn Prozent, während sie in Westeuropa um zwölf Prozent abnahmen. Fiat rechnet allerdings damit, dass sich der Markt in Brasilien schon zum Jahresende abschwächen wird. Die Absätze würden im kommenden Jahr wohl unter dem Niveau von 2008 liegen, sagte Marchionne.

Trotz des Rückgangs in Europa schnitt Fiat besser ab als die meisten Wettbewerber. Das Unternehmen konnte von Juni bis September seinen Marktanteil leicht ausbauen. In Westeuropa stieg er einer Fiat-Präsentation zufolge auf 7,8 Prozent. Ein Analyst merkte an, dass es für Fiat derzeit leichter sei zu wachsen als für andere Unternehmen: Nach Jahren des Siechtums laufe der Konzern schlicht einem jahrelangen Rückstand hinterher.

Sorgen bereitet Fiat weiterhin die Lkw-Sparte Iveco. Insgesamt sank der Umsatz trotz wachsender Absatzzahlen in Brasilien um 6,2 Prozent, der Handelsgewinn sank um knapp fünf Prozent auf 181 Mio. Euro. Die Autozulieferersparte verzeichnete sinkende Einnahmen. Fiat begründete dies unter anderem mit gestiegenen Kosten für Rohstoffe, deren Preise zuletzt allerdings wieder zurückgingen.

Das Quartalsergebnis insgesamt war für Beobachter eine positive Überraschung. Insgesamt konnte Fiat den Handelsgewinn um acht Prozent auf 802 Mio. Euro steigern, der Nettogewinn lag bei 468 Mio. Euro. Den Umsatz steigerten die Italiener um drei Prozent auf knapp 14 Mrd. Euro. Analysten hatten zuletzt mit einem geringen Anstieg gerechnet. Bereits im Juli hatte Fiat die Branche mit überdurchschnittlich guten Halbjahreszahlen überrascht.

Marchionne bestritt, dass er aufgrund des erwarteten Absatzrückgangs Werke schließen werde. Fiat habe bereits die Anzahl seiner Leiharbeiter reduziert. Außerdem nutze der Konzern einen öffentlichen italienischen Fonds, um Mitarbeiter kurzzeitig freizustellen. ftd

 

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