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HOCHWASSERSCHUTZ Wenn Regen zur Gefahr wird

Für zahlreiche Kommunen ist Hochwasserschutz längst zum Alltag geworden. Neben Hitzewellen und den damit verbundenen Starkregen-Fällen spielen zahlreiche individuelle Faktoren eine Rolle als Auslöser. Vor Ort können Bauhof-Mitarbeiter im Voraus sowie zum Zeitpunkt der Katastrophe helfen – allerdings sind sie immer auch auf die Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen. Für eine bestmögliche Hochwasser-Prävention ist auch ein funktionierendes Zusammenspiel mit der jeweiligen Kommune gefragt.

Lesedauer: min | Bildquelle: LucyKaef, Pixabay; Kurt Bouda, Pixabay; OTT HydroMet GmbH
Von: David Herwede

Starker Regen, schmelzender Schnee oder überlastete Flüsse – Hochwasser hat viele Ursachen und trifft Städte wie Kommunen oft unvermittelt. Wenn in kurzer Zeit große Mengen Wasser auf versiegelte oder bereits gesättigte Böden treffen, steigt der Pegel von Flüssen rasant an. Auch kleinste Gewässer können sich dann in reißende Ströme verwandeln und ganze Ortschaften gefährden. Neben den natürlichen Faktoren spielen zudem klimatische Veränderungen eine zunehmende Rolle – extreme Wetterereignisse treten häufiger auf und erhöhen das Risiko von Überschwemmungen deutlich.

In den vergangenen Jahren wurde Deutschland immer wieder von schweren Hochwassern getroffen, die das ganze Ausmaß solcher Naturkatastrophen verdeutlichen. Besonders eindrücklich war die Flutkatastrophe im Ahrtal (2021), als nach extremem Starkregen ganze Ortschaften verwüstet und mehr als 130 Menschenleben gefordert wurden. Erst 2024 folgten weitere Ausnahmesituationen: Im Saarland und in Teilen von Rheinland-Pfalz sowie Baden-Württemberg sorgte das Tief „Katinka“ für das schwerste Hochwasser seit Jahrzehnten.

Auch das Harz-Hochwasser von 2017 zeigte, wie schnell Dauerregen ganze Regionen lahmlegen kann, als Flüsse wie die Innerste Rekordpegel erreichten und Städte wie Hildesheim großflächig überschwemmt wurden. Solche Ereignisse verdeutlichen, dass extreme Hochwasser längst keine Einzelfälle mehr sind, sondern immer häufiger zur Realität vieler Kommunen werden.


 

Hochwasser und Bauhof

In einem früheren Artikel berichtete die Bauhof-Online-Redaktion bereits über den Bauhof Eningen, der ein umfassendes Schutzmanagement gegen Hochwasser entwickelt hat. Unter der Leitung von Jens Herold enthob das Team v-förmige Entwässerungsgräben, die Wasser kaskadenartig abführen und so das Versickern erleichtern. Ergänzt wird dieses System durch mehrere Rückhalte- und Einstaubecken, wodurch Starkregen-Ereignisse effektiv abgemildert werden können. Das Zusammenspiel dieser Maßnahmen habe sich bereits mehrmals bewährt.

Auch beim Bauhof der Stadt Bayreuth spielt der Hochwasserschutz eine zentrale Rolle. Ähnlich wie Eningen verfügt Bayreuth über Rückhaltebecken mit sogenannten Trockenspeichern, die bei extremen Hochwasser-Ereignissen die Kanalisation entlasten und Überflutungen im Stadtgebiet verhindern sollen. Zudem bietet der Stadtbauhof praktische Unterstützung für die Bevölkerung – in Form von Sandsäcken, die bei Bedarf ausgegeben werden, um private Schutzmaßnahmen wie etwa provisorische Dämme zu ermöglichen.

Bei Bad Kreuznach ist der städtische Bauhof ebenfalls in ein umfassendes Schutzkonzept eingebunden, das gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz nach den verheerenden Jahrhundert-Hochwassern 1993 und 1995 entwickelt wurde. Ein zentraler Baustein ist die schnelle Errichtung mobiler Hochwassersperren entlang der Nahe. Hierfür wurden die Bauhof-Mitarbeiter speziell ausgebildet – im Ernstfall können sie die Mobil-Sperren innerhalb kürzester Zeit anliefern und montieren. Dieses Zusammenspiel von technischem Vorsorgekonzept und operativer Einsatzbereitschaft stärkt den Schutz des Stadtgebiets signifikant.

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Stand der Technik: Sensorik und KI

Die OTT HydroMet GmbH mit Sitz in Kempten im Allgäu ist ein international tätiges Unternehmen für Umweltmesstechnik, das seit seiner Gründung im Jahr 1873 auf hydrologische und meteorologische Instrumente spezialisiert ist. Mit ihren Lösungen – von Sensoren über Datenlogger bis hin zu kompletten Frühwarnsystemen – unterstützt das Unternehmen Kunden weltweit bei der Überwachung von Wasserständen, Niederschlägen oder Wetterdaten. Ziel ist es, verlässliche Messwerte zu liefern, die Kommunen, Behörden und Unternehmen eine fundierte Grundlage im Umgang mit Naturgefahren wie Hochwasser bieten.

Im Gespräch erläutert Regional-Manager Ihno Ihnen, wie die Früherkennungs-Systeme des Unternehmens funktionieren. Demnach messen Sensoren im Feld kontinuierlich Parameter wie Wasserstand, Niederschlag oder Durchfluss und übermitteln die Daten in kurzen Intervallen an die zuständigen Stellen. Dort können sie mithilfe von Software oder einer firmeneigenen Cloud-Lösung verarbeitet und an externe Informations-Systeme weitergegeben werden. „Die Kunden können definieren, was geschehen soll, sobald ein kritischer Wert erreicht wird – z.B., dass ein Alarm ausgelöst oder ein SMS-Text an die Beteiligten gesendet wird. Ein wesentliches Ziel des lokalen Systems ist die Maximierung der Vorwarnzeit zur Umsetzung gezielter Schutzmaßnahmen für Menschen sowie kritische Infrastruktur“, so Ihnen.

Darüber hinaus beschreibt der OTT-Manager den aktuellen Stand der Technik: Kommunen nutzten heute eine Kombination aus Drucksonden, Radar- und Ultraschallsensoren sowie Niederschlagsmessern. Redundante Datenübertragungen über Mobilfunk oder Satellit erhöhten die Ausfallsicherheit, während Gefahrenkarten und Modellierungen die Grundlage für ein passendes Messnetz bildeten. „Für verlässlichere Früherkennung spielen die räumliche Abdeckung des Messnetzes sowie die Präzision und Zuverlässigkeit der Sensorik eine entscheidende Rolle. Zudem kann KI-gestützte Software zu einer Verbesserung der Früherkennung und -warnung beitragen.“ So könnten Hochwasser-Warnsysteme künftig zunehmend vorausschauend werden.

10-Punkte-Plan des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen

1. Informationen und Vorhersagen im Hochwasserfall

2. Informations- und Meldedienst

3. Risikomanagement-Planung

4. Verbesserung Hochwasserschutz vor Ort

5. Anpassung der Überschwemmungsgebiete in Anbetracht des Klimawandels

6. Überprüfung & Weiterentwicklung Talsperren

7. Resilienz von Kommunen bei Starkregen und Hochwasser

8. Zusammenarbeit Raumplanung, Stadtentwicklung & Wasserwirtschaft

9. Stärkung Selbsthilfe und Risikobewusstsein

10. Einrichtung Schutzbeirat

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