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Deutsche Lkw-Branche vor Abschwung

Die Lkw-Hersteller wollen ihre Chancen in den Wachstumsmärkten in Osteuropa und Asien suchen. Hohe Dieselpreise bremsen die Nachfrage bei den Spediteuren.

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Nach einem jahrelangen Boom steht die Brummi-Branche vor schlechteren Zeiten. Zwar sind die Auftragsbücher derzeit noch gut gefüllt und die Lkw-Hersteller erreichen im Vergleich zu vielen Pkw-Autobauern deutliche Zuwächse. Allerdings wird eine Abschwächung der Konjunktur erwartet, der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) sieht "Bremsspuren".

Die Spediteure ächzen unter den hohen Dieselpreisen und der geplanten Erhöhung der Lkw-Maut - sie befürchten eine Pleitewelle und einen Job-Abbau. Die Hersteller werden durch hohe Rohstoffpreise belastet. Sie suchen ihre Chancen zunehmend auf den Wachstumsmärkten in Osteuropa und Asien.

Abschwung bei schweren LKW

Zur Leitmesse IAA Nutzfahrzeuge (25.9. bis 2. Oktober) in Hannover sieht der VDA die Nutzfahrzeugbranche trotz der zunehmenden Probleme "global hervorragend aufgestellt". Vor allem in den USA aber ist der Markt eingebrochen. In Deutschland sei die Nutzfahrzeugkonjunktur auf den "lange erwarteten Normalisierungstrend" eingeschwenkt. Insgesamt aber würden die Hersteller im laufenden Jahr Produktions- und Exportzahlen erneut steigern. Vor allem das Geschäft mit Transportern läuft derzeit gut, bei schweren Lastwagen dagegen gibt es bereits Anzeichen für einen Abschwung.

Trotz einer Konjunkturdelle aber bleibe das Nutzfahrzeuggeschäft mittel- und langfristig eine Wachstumsbranche, sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen. Immer wichtiger sowohl als Produktionsstandort als auch als Absatzmarkt werde Osteuropa - besonders bei der Nachfrage nach "dicken Brummis" mit mehr als 16 Tonnen.

Die IAA Nutzfahrzeuge verzeichnet mit rund 2.000 Ausstellern einen neuen Rekord - dies sind fast 500 mehr als bei der letzten Messe im Jahr 2006. Die Zahl der Aussteller aus den Wachstumsmärkten Russland, Indien und China ist deutlich gestiegen.

Chinesen vertreten

Erstmals auf der IAA Nutzfahrzeuge vertreten ist zum Beispiel der chinesische Autobauer FAW, der in der Heimat unter anderem ein Gemeinschaftsunternehmen mit Volkswagen betreibt. "Die Technologie ist zwar nicht so weit wie im Westen, aber FAW ist auf einem guten Weg", sagt der chinesische Unternehmensberater Tianxin Yu. Mittel- und langfristig wolle FAW in den US-amerikanischen und westeuropäischen Markt einsteigen. Im vergangenen Jahr kam FAW auf einen Absatz von rund 1,5 Millionen Fahrzeugen - Tendenz steigend.

Die deutschen Hersteller wiederum zieht es immer mehr in die Boom- Märkte Osteuropas und Asiens. So prüft Branchenriese Daimler eine Beteiligung am russischen Lkw-Bauer Kamaz. Ziel sei es, das Lkw-Geschäft in Russland deutlich auszuweiten. Aus Sicht von Autoexperte Dudenhöffer erfordert ein erfolgreicher Marktauftritt langfristig eine Produktion in Russland - in diesem Punkt aber seien die westlichen Nutzfahrzeughersteller noch zu schwach aufgestellt.

Neben den wirtschaftlichen Perspektiven für die Nutzfahrzeugindustrie zählen die CO2-Debatte, Kraftstoffverbrauch und Sicherheit zu den Top-Themen der IAA Nutzfahrzeuge.

In den vergangenen Jahren ist das Transportaufkommen im Zuge der Globalisierung und der Verlagerung von Produktion nach Osteuropa stetig gestiegen. In den nächsten 15 Jahren nimmt der Güterverkehr laut Prognosen noch einmal um 50 Prozent zu.

Alleine könne der Lkw dies nicht stemmen, sagte Wissmann. "Da werden alle Verkehrsträger - Lkw, Schiene, Binnenschifffahrt - gebraucht. Die Zeit der Grabenkämpfe zwischen ihnen gehört endgültig der Vergangenheit an, jeder sollte seine Potenziale ausschöpfen, einzeln oder gemeinsam. Es ist genug Verkehr für alle da." Die Branche fordert aber deutlich mehr Geld zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Wissmann: "Es hilft nichts, wenn die Fahrzeuge sparsamer werden, aber zusätzlicher Kraftstoffverbrauch durch Staus und zähfließenden Verkehr entsteht." (APA)

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