Der Kranbauer Demag Cranes AG hat auch im zweiten Geschäftsquartal von der robusten Konjunktur im Maschinenbau profitiert und nun die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Von den Auswirkungen der internationalen Finanzkrise sei wenig zu spüren, sagte der Vorstandsvorsitzende Harald Joos im Interview mit Dow Jones Newswires am Donnerstag. "Die Stimmung weltweit unter unseren Kunden ist gut."
Der Hersteller von Industriekranen, Krankomponenten und Hafentechnologie verdiente nach Steuern von Januar bis März bereinigt 20,2 Mio EUR, gut die Hälfte mehr als im Vorjahresquartal, wie das Düsseldorfer Unternehmen mitteilte. Auch die Aussichten für das Ende September endende Geschäftsjahr seien weiterhin gut. "Die Nachfrage nach unseren Produkten und Dienstleistungen ist weiterhin hoch", erklärte Joos. "Auf Basis der erfreulichen Auftragslage sind wir gut gerüstet für den Rest des Geschäftsjahres."
Dank des brummenden Containergeschäfts und der hohen Nachfrage nach Industriekränen liefen bei dem Ausrüster im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2007/2008 Aufträge im Wert von 353 Mio EUR ein, 9,9% mehr als von Januar bis März 2007 und deutlich mehr als von Analysten erwartet.
Dabei stieg der Auftragseingang für Industriekräne um knapp 15% auf 197,4 Mio EUR, der für Hafentechnologie um gut 9% auf 71 Mio EUR. Damit sei die Produktion für mehr als sechs Monate gesichert, sagte Joos.
Die Düsseldorfer kontrollieren über ihre Tochter Gottwald fast die Hälfte des Marktes bei mobilen Hafenkränen, mit denen Containerschiffe be- und entladen werden und sind damit Weltmarktführer vor dem Konkurrenten Liebherr. Branchenexperten rechnen wegen des wachsenden Warenverkehrs und dem Bestreben der Hafenbetreiber, den begrenzten Umschlagplatz durch vollautomatische Kransysteme effizienter zu nutzen, in den kommenden zwei Jahren mit zweistelligen Steigerungsraten in dem Geschäft.
90% der Güter werden per Container verschifft. Ausgerechnet wegen dieser Sparte musste Demag Cranes im vergangenen Jahr noch eine Gewinnwarnung herausgeben. Die Kunden hatten die angestrebte Standardisierung der Modelle nicht honoriert.
Im zweiten Quartal kletterten die Umsätze von Demag Cranes um 10,4% auf 281,6 (Vorjahr: 255,0) Mio EUR. Dabei wuchsen die Einnahmen aus dem Geschäft mit Industriekränen stärker als die der anderen Bereiche.
Zudem zeigen die Maßnahmen zur Kostensenkung erste Erfolge: Vor Zinsen und Steuern (EBIT) verdiente Demag Cranes im zweiten Quartal bereinigt 34,1 (23,1) Mio EUR, ein Plus von 47,7%. Dazu hätten vor allem die Geschäftsbereiche Industriekrane und Services beigetragen.
Die Düsseldorfer haben sich zum Ziel gesetzt, in dem Geschäft mit Hafenkränen 15 Mio EUR im nächsten Geschäftsjahr einzusparen. "Hier liegen will voll im Plan", sagte Joos. Ein Großteil der Maßnahmen zur Senkung der Kosten seien bereits umgesetzt.
Angesichts voller Auftragsbücher, verbesserter Effizienz und sinkender Kosten rechnet der MDAX-Aufsteiger im weiteren Jahresverlauf mit einem deutlich besseren Ergebnis als bisher. In dem von Oktober 2007 bis Ende September 2008 laufenden Geschäftsjahr will Joos nun rund 1,2 Mrd EUR einnehmen. Bislang hatte Demag Cranes lediglich ein Umsatzplus von mindestens 5% auf 1,13 Mrd bis 1,16 Mrd EUR in Aussicht gestellt. Einen Gutteil hat der Kranbauer bereits geschafft: In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres erwirtschaftete Demag Cranes 572,7 (497,5) Mio EUR.
Das bereinigte EBIT 2007/08 soll nun überproportional um 32% auf rund 125 Mio EUR zulegen. Im ersten Halbjahr waren es bereits 64 Mio EUR, knapp 46% mehr als im Vorjahr. Bislang waren die Düsseldorfer von einem Zuwachs um 16% auf 110 Mio EUR im Gesamtjahr ausgegangen. 2006/2007 hatte Demag Cranes das bereinigte EBIT um 12% auf 94,6 Mio EUR erhöht.
Um künftig stärker vom Wachstum in den Schwellenländern zu profitieren, schließt Demag Cranes auch Übernahmen nicht aus. "Nachdem wir unsere Verschuldung in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt haben, sind nun auch Zukäufe denkbar", sagte Joos. Details zur Region, dem Geschäftsfeld oder der Größe möglicher Kandidaten wollte er nicht nennen. Priorität habe jedoch das organische Wachstum, sagte er. Die Düsseldorfer wollen mittelfristig 40% ihres Umsatzes in Brasilien, Russland, China und Indien erwirtschaften. Bislang sind es rund 25%.
Dass Demag Cranes mit den Zahlen zum zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten übertroffen hatte, wurde am Aktienmarkt honoriert. Der Kurs kletterte nach Handelsbeginn an der Frankfurter Börse um mehr als 2% auf 37,12 EUR. Damit gehörte das Papier am Vormittag zu den Tagesgewinnern. Die Analysten von UniCredit hoben ihr Kursziel von bislang 42 EUR auf 44 EUR an.