Warum machen sich Vereine das Modell nicht zu eigen?
Uli Bacher und Elfriede Sandmayr aus Graben verweisen auf die Situation von Rentnern und Behinderten in kleinen Wohnungen. Sie haben Probleme, Papier über Wochen hinweg zu lagern und die Kartonage dennoch eigens zum Wertstoffhof zu bringen. "Dagegen die Blaue Mülltonne: alle Arten von Papier werden mitgenommen, die Lagerung erfolgt außer Haus, die Abholzeiten sind fest." Ihr Tipp an Vereine: "Warum machen sich die Vereine dieses Modell nicht zur eigenen Anschauung? Beim Tonnenkauf gibt sicher jeder auch seinen Obulus dazu und eine streng geregelte Abholung lässt sich sicher organisieren."
Es sei doch ganz einfach, schreibt Edwin H. L. Mueller aus Königsbrunn: "Die einen Bürger lehnen die Blaue Tonne ab, die anderen nehmen sie gerne an. Ausnahmsweise denke ich in diesem Fall an mich, denn ich stehe im 80. Lebensjahr und bin sichtlich froh darüber, das Angebot der blauen Tonne nützen zu können. In der Vergangenheit war es immer schwerlich gewesen, das Altpapier und Pappe auf dem Wertstoffhof entsorgen zu müssen."
In Königsbrunn gibt es besonders viel positives Echo auf die Blaue Tonne. Hier haben Vereine in der Vergangenheit nicht flächendeckend und nicht oft genug Papier gesammelt. "Es ist doch nur von Vorteil für den Bürger, wenn ihm die bisherige Papier-Entsorgung mit der monatlichen Abholung erleichtert wird", schreibt daher Wilhelm Leibl. "Nahezu wöchentlich musste man bisher mit dem Auto zu den Papierbehältern fahren, dort die manchmal verschmuddelten und übervollen Entsorgungstonnen aufsuchen, um sein Papier und seine Pappe loszuwerden. Dabei wurde Benzin verpufft, was bekanntlich die Umwelt belastet."
l Hans Klerx freut sich ebenfalls auf die Blaue Tonne. "Ich bin 78 Jahre alt, das ist für mich eine Entlastung und ich spare das Benzin zum Wertstoffhof."
Grundstücksbesitzer sehen sich genötigt
"Wehren lohnt sich", ist das Fazit der ödp-Kreisvorsitzenden Gabi Olbrich-Krakowitzer aus Großaitingen. Bei ihr hat Remondis die aufgestellte Blaue Tonne bereits am nächsten Morgen wieder abgeholt. Sie hatte allerdings auch gleich nach Bekanntwerden der Pläne von Remondis, Tonnen den Bürgern ungefragt vors Häuser zu stellen, dem Unternehmen per Fax dies für ihr Grundstück untersagt. Als sie die Tonne dann trotzdem dort vorfand, drohte sie die Zahlung von 50 Euro an eine gemeinnützige Organisation zu verlangen. Anderenfalls werde sie das Gefäß in privaten Besitz und Gebrauch überführen. Das half, die Reaktion erfolgte prompt.
In Untermeitingen ärgerte sich Peter Daake über die Blauen Tonnen, die plötzlich im Weg standen. Er fragte sich: "Wird in Zukunft die Altpapiersammlung des Sportvereins noch so ertragreich sein wie in der Vergangenheit? Welche Auswirkungen werden sich einstellen, wenn immer mehr kommerziell verwertbare Abfallbestandteile an rein wirtschaftlich orientierte Betriebe vergeben werden und die finanziellen Erträge aus Abfall dem Kreis nicht mehr zur Verfügung stehen? Er ließ seine Blaue Tonne auf der Straße stehen, damit sie bald wieder eingesammelt wird.
Verärgert über die ungewollte Blaue Tonne und seine Erfahrung mit dem Abfallentsorger, ist H.-J. Profé in Bobingen. Über Tage hinweg wurde die Firma Remondis täglich telefonisch aufgefordert, diese Tonnen abzuholen, klagt er. "Dies wurde jeweils am Telefon so bestätigt: Die Tonnen werden am nächsten Tag abgeholt. Dies ist jedoch nicht geschehen. Von der Eigentümergemeinschaft an der Koloniestraße 5/5a, wird das Verhalten der Fa. Remondis als Nötigung empfunden." Ein Telefonkontakt mit kompetenten Personen der Firma scheine nicht möglich zu sein.
Ganz klar ist die Entscheidung von Dorothee Lang in Mittelneufnach: "Entsorgungsunternehmen müssen das Freiwilligkeitsprinzip achten. Unser Altpapier, das durch zu viel Werbesendungen immer mehr wird, bekommt nach wie vor ein Verein in unserem Dorf."
Quelle: Augsburger Allgemeine