Die Zeiten, in denen Klaus Bettighofer als Leiter der Stadtgärtnerei Königsbrunn mit seinen Mitarbeitern bis zu 200 000 Pflanzen jährlich produzierte, sind längst vorbei. Im Gewächshaus auf dem Gelände des Betriebshofs stehen nur noch einige Töpfe mit Viola, Bellis und Tagetes. „Was wir sonst an Wechselbepflanzung oder Stauden benötigen, wird zugekauft“, sagt Bettighofer.
2005 wurden Stadtgärtnerei und Bauhof zu einem gemeinsamen Regiebetrieb zusammengelegt, den Bettighofer leitet. So konnte das Auftragswesen optimiert und ein Teil der Mehrarbeit aufgefangen werden. Von April bis November sind 38 Leute angestellt – fast so viele, wie früher nur in der Gärtnerei beschäftigt waren.
Zeitgleich wurde mit „public solutions“ ein Auftragsvergabesystem eingeführt. „Statt anzurufen und Aufträge auf Zuruf zu vergeben, tragen die Fachbereiche die Arbeiten, die zu erledigen sind, in ein Auftragsbuch ein“, erklärt Bettighofer. Die Vorlaufzeit beträgt in der Regel 14 Tage. Natürlich gibt es Ausnahmen. „Wenn der Schnee wegtaut und die Straße Löcher hat, erledigen wir das so schnell wie möglich.“
Zu den Aufgaben von Bettighofer und seinen Mitarbeitern gehören Straßenunterhalt, Winterdienst, Veranstaltungsorganisation, Umbaumaßnahmen und die Pflege von 70 ha Grünflächen. Diese Flächen teilen sich in vier Pflegeklassen auf (siehe Kasten, FM 1, Seite 30). Was im Zuge immer geringerer städtischer Budgets spürbar ist, ist die Umverteilung von Flächen in niedrigere Pflegeklassen. Waren 2003 etwa 40 % der städtischen Flächen in Pflegeklasse 3 und 4, sind es mittlerweile gut 70 %. Noch haben die Königsbrunner Verständnis. „Die Bürger merken sofort, wenn Flächen anders gepflegt werden, und rufen umgehend im Bauamt an“, sagt Bettighofer. „Sie akzeptieren allerdings auch, dass wir sparen müssen.“ Die repräsentativen Flächen werden weiterhin aufwendig bepflanzt und gepflegt. An manchen Plätzen ist man von der Wechsel- zur Staudenbepflanzung oder gar zu Dauergrün übergegangen. „Aber mit Stauden erzielen Sie bei den Bürgern über das Jahr hinweg doch nicht den gleichen ,Aha-Effekt’ wie mit Einjährigen.“
Moderne Technik und mitdenkendes Personal
Zur Kosteneinsparung tragen auch neue Maschinen und veränderte Arbeitsmethoden bei. „Maschinentechnik ist der Faktor, mit dem wir effizienter sein und auch Personallücken auffangen können“, sagt Bettighofer. Mäher, mit denen man auch nasse Wiesen mähen kann, Gießfahrzeuge oder Laubsauger sind nur einige Maschinen, die im Fuhrpark vorhanden sind.
Maschinen und Fahrzeuge werden gekauft, nicht geleast oder finanziert. Spezialfahrzeuge wie Arbeitsbühnen mietet der Bauhof bei Bedarf an. Eine Maschine oder ein Fahrzeug ist so lange in Gebrauch, wie es wirtschaftlich und technisch sinnvoll ist. Reparaturen werden schnell und zuverlässig von der betriebshofeigenen Werkstatt erledigt. Das reduziert Standzeiten.
Unterstützung in Sachen Maschinentechnik gibt es auch von Nebenerwerbslandwirten, die hauptberuflich im Betriebshof angestellt sind. „Wenn wir große landwirtschaftliche Maschinen benötigen, zum Beispiel zur Bewässerung, helfen die Kollegen gerne aus“, erzählt der Bauhofleiter.
Um Geld zu sparen, werden in Königsbrunn immer mehr Flächen in beschränkter Ausschreibung an Fremdfirmen vergeben, vorwiegend in den Pflegeklassen 2 und 3 und in der Regel für drei Jahre. Das funktioniert bei den vorhandenen Flächen nur mit großen, zusammenhängenden Gebieten, die vom Auftragnehmer gut kalkulierbar und vom Auftraggeber gut kontrollierbar sind.
Die Pflegearbeiten in Neubaugebieten werden nach der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege durch den Betriebshof mittlerweile alle beschränkt ausgeschrieben, die Vertragslaufzeiten liegen hier zwischen ein bis drei Jahren.
Bei der Planung sieht Bettighofer noch erhebliches Potenzial zur Kosteneinsparung. Seit Jahren bemüht er sich gemeinsam mit einem Kollegen aus dem Bauamt, den Stadtplanern klarzumachen, dass es sinnvoller ist, große Grünflächen einzuplanen statt kleine Flächen in den Gebieten zu verteilen. „Leider stoßen wir bei den Architekten hier immer noch auf taube Ohren.“
Auch mit 57 Jahren gibt Bettighofer die Hoffnung nicht auf, dass Architekten in ihren Planungen mehr Kostenbewusstsein für die Grünpflege zeigen werden – und dass er das in seiner Funktion als Betriebshofleiter noch miterleben wird. Immerhin hat der gelernte Landschaftsgärtner und Techniker schon erfahren dürfen, was bei seinem Berufsstart vor 22 Jahren undenkbar war: betriebswirtschaftliches Denken bei Kommunen. Auch in der Personalentwicklung hat sich viel verändert: „Ohne motivierte Mitarbeiter lässt sich kein Prozess optimieren. Daher schulen wir unsere Mitarbeiter regelmäßig.“
Wie in privatwirtschaftlichen Unternehmen gibt es flexible Arbeitszeiten und Zielvereinbarungen, die auch gehaltswirksam sein können. Über zu wenig Motivation kann sich Bettighofer jedoch nicht beklagen. „Unsere Mitarbeiter identifizieren sich enorm mit ihren Aufgaben. Jede private Firma wäre froh, wenn sie unser Personal hätte.“
Text: Susanne Wannags, Redaktion FM
Bild: Betriebshof Königsbrunn
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