Gütersloh - Europas größer Medienkonzern Bertelsmann will sich mit Dienstleistungen für deutsche Kommunen - von Datenmanagement beim Wohnungswechsel bis zum Abrechnungswesen - einen neuen Milliardenmarkt erschließen. Der Chef der Bertelsmann-Dienstleistungstochter Arvato, Rolf Buch, sagte in Gütersloh, er schätze das Marktpotenzial auf rund 20 Milliarden Euro. Ein Pilotprojekt läuft seit Anfang April in Würzburg. Mit rund 30 weiteren Kommunen sei das Unternehmen im Gespräch, sagte Buch.
«Wir sind deutschlandweit der einzige Anbieter einer solchen Lösung», betonte der Manager die Vorreiterrolle von Bertelsmann. Er sehe in solchen Projekten ein hochinteressantes Marktpotenzial und eine zukunftsfähige Lösung für die deutsche Verwaltungen.
Pilotprojekt in Würzburg
Die ersten Erfahrungen mit dem Projekt «Würzburg integriert!» zeigten, dass es erhebliche Einsparungspotenziale gebe, verbunden mit einem großen Nutzen für die Bürger, sagte Buch. Arvato hat für das Projekt eine eGovernment-Plattform entwickelt, durch die Dienstleistungen wie Ummeldungen oder Gewerbeanmeldungen, aber auch das Abrechnungswesen und der Zahlungsverkehr vereinfacht und beschleunigt werden sollen.
Das Unternehmen kann dabei auf Erfahrungen zurückgreifen, die es im Bereich der öffentlichen Verwaltung in Großbritannien gesammelt hat. Denn schon seit Oktober 2005 leistet Arvato für das East Riding of Yorkshire Council kommunale Verwaltungsaufgaben. Dazu gehören etwa der Einzug von Lokalsteuern und die Auszahlung von lokalen Subventionen oder Beihilfen, Lohn- und Gehaltsabrechnungen, das Management der 14 Bürgerbüros und das Bereitstellen der nötigen IT-Infrastruktur.
Allerdings geht Buch davon aus, dass sich der Markt in Deutschland nur langsam entwickeln wird. «Wir müssen sicher noch einige dicke Bretter bohren», meinte der Manager. (AP)