Um diese Zeit stellen sich Rasenbesitzer alljährlich die gleichen Fragen: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den letzten Rasenschnitt vor dem Winter? Soll das Gras besonders kurz gemäht oder besser etwas länger stehenbleiben? Und was hat der Frost damit zu tun? Antworten liefert Hans-Jürgen Negele, Head-Greenkeeper des Golfclubs zu Gut Ludwigsberg in Türkheim im Allgäu. Vor seiner Anstellung hier war er in dieser Funktion bereits für den Fußball-Bundesligisten FC Augsburg tätig.
Bodentemperatur statt Frost entscheidet
„Der Frost hat nicht direkt etwas mit dem letzten Schnitt zu tun, wohl aber die Bodentemperatur“, erklärt Hans-Jürgen Negele. „Sobald diese bei acht Grad oder darunter liegt, wächst ein Rasen nicht mehr. Der letzte Schnitt des Rasens sollte somit vor der Phase des Dauerfrosts erfolgen. Im Falle des Golfclubs zu Gut Ludwigsberg ist das in der Regel Mitte bis Ende Oktober. In wärmeren Regionen wie dem Breisgau kommt der erste Frost etwa vier Wochen später.“ Wenn es aber doch noch einmal milder wird, rät der Rasenspezialist zu einem zusätzlichen Schnitt. Dieser Reinigungsschnitt sollte idealerweise mit einem Fangkorb erfolgen.
Auf die Frage, wie kurz der Rasen nach dem letzten Schnitt sein sollte, empfiehlt der gelernte Greenkeeper eine Länge von vier bis maximal fünf cm und begründet: „Wenn der Rasen länger ist, kann er unter einer Schneedecke umfallen. Bei direktem Bodenkontakt können sich Krankheiten und Schimmel bilden. Ein weiterer Nachteil eines zu langen Rasens ist, dass er schlechter abtrocknet. Ist der Rasen zu kurz, kann sich im Frühjahr zu Beginn der Wachstumsphase das Unkraut schneller und stärker durchsetzen als der Rasen.“ Zum Ende der Wachstumsphase ist es auch sinnvoll, den Rasen noch einmal zu düngen, weiß Negele aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung. „Ich empfehle einen kaliumbetonten NPK-Dünger (Stickstoff, Phosphor und Kalium) und gegebenenfalls etwas Eisen für eine sattere Farbe im Frühjahr.“ Auf der Verpackung des jeweiligen Düngers finden Anwender die richtige Dosierung.
So geht es nach der Winterruhe weiter
Im Frühjahr beginnt die Rasensaison mit dem Ausbessern von kahlen Stellen durch eine Nach- oder Übersaat. Der Fachmann empfiehlt, das Saatgut circa einen halben Zentimeter tief in den Boden einzuarbeiten oder alternativ mit feuchtem, gewaschenem Quarzsand abzudecken, um ein Austrocknen des Saatgutes zu verhindern. „Wenn man das Saatgut nur verstreut – frei nach dem Motto ‚viel hilft viel‘ – wird man wenig Erfolg haben und der Großteil der Samen wird nicht aufgehen“, warnt Negele.
An Nord-West-Seiten von Gebäuden haben Rasenbesitzer oft mit einer starken Vermoosung zu kämpfen. Auch hier hat der Greenkeeper einen Tipp: „Bei wenig Lichteinfall und erhöhter Nässe setzen sich Moose und Flechten immer stärker durch als der Rasen selbst. Etwas Abhilfe schaffen können, neben Vertikutieren und Belüften, schatten-tolerante Sorten.“ Einschränkend fügt er hinzu: „Einen echten Schattenrasen gibt es leider nicht!“.
„Insgesamt kann man sagen, dass unsere Arbeit in den letzten Jahren nicht einfacher geworden ist. Immer häufiger haben wir mit Dauerregen oder Trockenheit zu kämpfen. Aber mit dem richtigen letzten Schnitt vor dem Winter, passender Düngung und guter Pflege kann man viel für einen guten Start in die neue Rasensaison tun“, sagt Hans-Jürgen Negele abschließend.