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AHA HANNOVER Sole-Stützpunkt: ein Rundgang durch die Betriebsstätte Nordstadt

Je größer die Stadt, desto effizienter muss die Stadtreinigung aufgestellt sein. Keiner weiß das besser als die Mitarbeiter des Zweckverbands Abfallwirtschaft Region Hannover (aha). Auf der Betriebsstätte Nordstadt stehen Betriebsstättenleiter Torsten Sohns und sein Team immer bereit, um die Straßen wieder auf Vordermann zu bringen – egal ob nach Schützenumzug, Sturm oder Stadtfest. Hierfür ist eine hochwertige Infrastruktur vorhanden, denn die 2020 fertiggestellte Betriebsstätte wurde für die Herausforderungen der Zukunft entworfen. Neben einem E-Ladekonzept verfügt der Betrieb u.a. auch über eine vollautomatisierte Solemischanlage und im Winter wird FS 100 eingesetzt. Die Bauhof-online-Redaktion hat bei einer Betriebsbegehung mehr über die Einzelheiten und das Aufgabenfeld erfahren.

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott (Bauhof-online)
Von: Tim Knott

Elektromobilität braucht Infrastruktur – das ist schon lange bekannt. Deswegen hat die Stadt Hannover beim Bau der Betriebsstätte Nordstadt keine Mühen gescheut und das Gelände für zukunftsrelevante Anforderungen konzipiert. „Die Kritierien waren klar“, berichtet Hendrik Watermann, Teamleiter Gebäudeservice. „Deswegen wurden z.B. die Ladestrukturen für E-Fahrzeuge stark ausgebaut.“ So verfüge das Gelände über 28 Ladepunkte mit 22 kW. PV-Anlagen auf zwei Dächern sorgen für den benötigten Strom, und Kapazität nach oben sei auch vorhanden. „Falls nötig, können wir noch auf zwei weitere Dächer PV aufbringen“, schließt Watermann.

Die Infrastruktur steht also, doch wie läuft es mit den nachhaltigen Antrieben in der Praxis? Nicht so gut, fassen die weiteren Teammitglieder der Betriebsstätte Nordstadt zusammen. „Die erste Generation der E-Fahrzeuge hat für uns leider nicht funktioniert“, erinnert sich Betriebsstättenleiter Torsten Sohns. Ebenfalls seien vor zwei Jahren E-Geräteträger angeschafft worden. Diese hätten sich aber auch nicht geeignet, da sie vom Sommer- nicht auf den Winterdienst umgerüstet werden konnten. „Multifunktionalität ist für uns sehr wichtig, um die Maschinen kontinuierlich ausgelastet zu haben“, erklärt Sohns. Dabei sei der Wille zur Anschaffung ja da, wirft Watermann ein. „Wir hätten deutlich mehr E-Fahrzeuge, wenn der Markt es hergeben würde.“

Immerhin müssen sich die Experten wie alle anderen öffentlichen Unternehmen an die Clean Vehicles Directive (CVD) halten. Deswegen werden gerade auch Gasfahrzeuge für den Einsatz in der Stadt getestet. Wasserstoff sei dagegen keine Option. „Zum einen haben wir damit schlechte Erfahrungen gemacht, zum anderen ist die Versorgung ein Problem“, so Watermann. Es gebe lediglich zwei mögliche Tankstellen in der Umgebung, keine davon in der Nähe. „Und wenn der Tank nach der Rückfahrt vom Tanken halb leer ist, nützt uns das auch nichts.“ Daher komme es bei alternativen Antrieben zukünftig eher auf eine Beobachtung des Marktes und Abstimmung mit den Herstellern an, schließt Sohns. „Von der Stange kriegen wir da sowieso nichts.“


 

Ein Blick in die Warmhalle

Beim Neubau der Anlage wurde auch Wert auf eine große Warmhalle gelegt. Neben besseren Bedingungen beim Umrüsten der Maschinen für die Mitarbeiter hatte das auch einen weiteren wichtigen Grund, wie der Betriebsstättenleiter ausführt: „So frieren uns die Wasserpumpen unserer Kehrmaschinen nicht mehr ein. Früher mussten wir all unsere Geräte im Winter entwässern, bevor wir sie über Nacht in den unbeheizten Hallen abgestellt haben. Im schlimmsten Fall hatten wir Schäden an den Maschinen zu verzeichnen, wenn doch mal etwas eingefroren ist. Das gehört jetzt der Vergangenheit an.“

Die entsprechenden Kehrmaschinen sind auch gleich im Blick: mehrere Hako-Citymaster stehen hier, die mit diversen Anbauten ausgestattet sind. Praktisch: Sämtliche Anbaugeräte des Betriebs werden in der oberen Etage der Warmhalle gelagert und lassen sich mit einem Kran zu den Maschinen ein Stockwerk tiefer befördern. So können die Anbauten nach Bedarf ausgewählt werden und stehen sonst nicht im Weg herum. Auf der oberen Etage finden sich auch einige Schneeschilder, obwohl die Betriebsmitarbeiter erklären, dass Schnee in der Landeshauptstadt eher ein geringeres Problem ist. Vereisungen halten sie dennoch beschäftigt. Die Bürger Hannovers ebenfalls, denn „die Winterdienst-Ansprüche der Verkehrsteilnehmer werden mehr“, wie Sohns berichtet. „Und das, obwohl wir jetzt mehr fahren als in der Vergangenheit und sich die Technik ungemein verbessert hat. Zum Beispiel gab es so etwas wie präventives Streuen in meiner Jugend noch gar nicht.“

„In der Praxis begegnen uns dann zum Beispiel Rennradfahrer, die auch im Winter perfekte Bedingungen auf den Radwegen erwarten“, pflichtet Dennis Angelstein, der stellvertretende Betriebsstättenleiter, bei. Radwege sind das Schlüsselwort, denn in der kalten Jahreszeit ist die Betriebsstätte Nordstadt für den Winterdienst auf Rad- und Fußwegen zuständig. Doch die Anzahl der zu fahrenden Strecken steigt aufgrund der Nachhaltigkeitsbestrebungen der Stadt und dem entsprechenden Velorouten-Ausbau an.

Winterdienst: Sole am Start

Trotz ausbleibendem Schnee sind die Hannoveraner mit allem ausgestattet, was zur Bewältigung des Winterdiensts gebraucht wird, darunter auch eine vollautomatisierte Sole-Mischanlage. Hier finden 40 m3 Platz, die Maschine produziert in einer halben Stunde sieben m3 Sole. FS 100 bringen die aha-Mitarbeiter seit zwei Jahren regelmäßig aus. Auf den Geh- und Überwegen wird mit Kleintraktoren Splitt verteilt. Bei schweren Vereisungen auf Radwegen ist normales Streusalz auch immer noch eine Option, „aber bis Feuchtsalz an seine Grenzen kommt, muss es schon sehr kalt werden“, so Sohns.

Über die Sole an sich können die Experten fast nur Gutes berichten. Mit der Anlage kann der Streustoff je nach Wetterbericht vorproduziert werden und auch die Leistung überzeugt: „Wenn es sich um Reifglätte handelt, funktioniert das Ganze einwandfrei“, so Gebäudeservice-Mitarbeiter Sascha Margraf. Einzig Brückenköpfe seien schwierig zu behandeln, wenn es gleichzeitig windig und kalt ist. Allerdings habe die Umstellung auf das neue Streumittel einige Tests benötigt, erinnert er sich. „Sole lässt sich anders aufbringen und hat ein ganz anderes Streubild als z.B. Feuchtsalz. Alles richtig einzustellen ist deswegen eine Wissenschaft für sich.“ Irgendwelche Ratschläge für kommunale Unternehmen, die selbst mit FS100 beginnen wollen? „Ausprobieren“, antwortet Margraf nur. „Idealerweise im Sommer, wenn es noch nicht darauf ankommt.“

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Kehrmaschinen-Kombination: von wendig bis aufnahmestark

Neben dem Eis fällt auch der Müll in den Aufgabenbereich der Betriebsstätte Nordstadt. Hier kommen Dulevo 6000-Kehrmaschinen zum Einsatz. Herzstück der Maschine ist eine mechanische Kehrgutaufnahme, ein sogenannter „Paternoster“. Einfach erklärt, führen die Kehrbürsten den Unrat dabei zur Aufnahme, die wie ein kleiner Schaufelradbagger funktioniert und den Müll schnell sowie staubfrei zerkleinert. So ist es möglich, auch größere Müllteile im regulären Betrieb aufzunehmen. „Da könnte ich auch einen Gelben Sack oder ein Fünfliterfass davor werfen, die Maschine wird mit sowas fertig“, so Angelstein. Besonders praktisch sei die Dulevo 6000 bei Kehrtouren nach einem Sturm. „Auch mit heruntergewehten Ästen macht die kurzen Prozess.“ Einziger Nachteil: Anwender sind mit den Maschinen nicht so wendig. Deswegen erledigen die kleinen Kehrmaschinen wie Hako-Citymaster oder Schmidt Flexigo alle weiteren Einsätze, bei denen beengtes Gelände gekehrt werden muss. „Das hat sich in der Vergangenheit als gute Kombination herausgestellt“, schließt Angelstein.

Bei den Handgeräten hat der Betrieb schon vor einiger Zeit auf Akkugeräte der Firma Stihl umgestellt. „Die sind zum einen kraftvoll und komfortabel. Unsere Mitarbeiter sind damit sehr zufrieden“, so Sohns. Sind Verbrennergeräte dann in der Praxis gar nicht mehr nötig? „Beinahe“. Einzig im Herbst, wenn schweres, nasses Laub auf dem Boden herumliegt, führt kein Weg am Benzin-Laubbläser herum. „Da reicht aber einer pro Team.“ Alles in allem ist der Betriebsstättenleiter mit dem Angebot zufrieden. „Ich würde mir aber tatsächlich wünschen, dass die E-Nutzfahrzeuge ähnlich nachziehen, wie es Akkuwerkzeuge in den letzten Jahren getan haben“, berichtet Sohns.

Bleibt abzuwarten, ob sich diese Hoffnung erfüllt. Zumindest die Hersteller gehen für die kommenden Jahre von einer Steigerung der Batteriekapazität und Leistung von Kommunalmaschinen aus. Falls diese Einschätzung Realität werden sollte sind die Hannoveraner bereit – denn die Infrastruktur steht.

 

Fakten zur aha-Betriebsstätte Nordstadt:

Leitung des Betriebs: Torsten Sohns

Anzahl der Mitarbeiter: 113 gewerbliche Mitarbeiter und sieben Angestellte im Büro

Aufgabenbereiche: Reinigung von Straßen, Radwegen und Straßenbegleitgrün; Wildkrautentfernung, Leerung Abfallbehälter

Besonderheiten: tägliche Reinigung der City in Früh-, Spätschicht, Wochenende, Feiertags, Großveranstaltungen;

Winterdienst: Radwege, Überwege, Fahrradstraßen, Fußgängerzonen

Ausstattung des Fuhrparks:

Hako- Citymaster 650, 1600, 1650, 2250, Dulevo 6000, Multicar M31; Bucher- 5006, CityCat, Aebi Schmidt- Swingo 200+, FlexiGo, (Aufbauten für die klassische Straßenreinigung, Laubentfernung auf Grünflächen, Wildkrautentfernung, Winterdienst mit Feststoff und Sole), div. Transportfahrzeuge von Mercedes, VW, Iveco (CNG Gas), Dacia; Unimog, Mercedes Econic Laubsauger, div. Pkw: Dacia Duster, VW UP, Nissan Leaf, Kleintraktoren von Iseki und Kubota

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