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Zweites Gardemann Arbeitssicherheits-Forum

Sicherheitsexperten sehen Wandel im Berufsbild

vom Prüfer zum Gestalter

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Die Herausforderungen an Arbeitssicherheit und Arbeitseffizienz wachsen stetig. Neue Anwendungsbereiche von Arbeitsbühnen, modernere Gerätetechnik und veränderte Einsatzbedingungen führen zu immer neuen Rahmenbedingungen für Anwender, Sicherheitsexperten, Hersteller und Dienstleister. Dies nimmt der Arbeitsbühnenspezialist Gardemann zum Anlass, auch in diesem Jahr wieder ein Arbeitssicherheits-Forum durchzuführen und an die erfolgreiche Auftaktveranstaltung von 2012 anzuknüpfen.

Ziel der einmal jährlich stattfindenden Veranstaltung ist der gemeinsame Informationsaustausch zwischen Sicherheitsexperten sowie die Vermittlung von branchenrelevanten Themen. Der Großteil der rund 90 Gäste in Frankfurt bestand daher überwiegend aus Fachkräften für Arbeitssicherheit (FaSi/SiFa), aber auch Geschäftsführer und Führungskräfte nahmen teil, um sich in puncto Sicherheit auf den neuesten Stand zu bringen.

Prof. Dr. Rainer von Kiparski: Ausgaben für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz stellen Investitionen dar, die sich für Unternehmen „rechnen“

Im Rahmen des Arbeitssicherheits-Forums präsentierten insgesamt sechs führende Köpfe aus der Branche Fachvorträge mit anschließendem Raum zum Dialog. Als Auftaktreferent begrüßte Prof. Dr. Rainer von Kiparski die Teilnehmer mit dem Thema „Neue Entwicklungen im Arbeits- und Gesundheitsschutz“. Prof. Dr. von Kiparski ist u. a. Vorsitzender des Vorstandes im Verband deutscher Sicherheitsingenieure e. V. (VDSI) sowie Vorsitzender in der Fachvereinigung Arbeitssicherheit e. V. (FASI). In seinem Vortrag stellte er die entscheidende Frage: „Was bringt uns Arbeitssicherheit?“ Investitionen in die Arbeitssicherheit führen zur Vermeidung von Unfällen, weniger berufsbedingten Arbeitsausfällen und Berufskrankheiten. „Schön und gut, doch was konkret bedeutet das in Zahlen für ein Unternehmen?“ Aufschluss hierüber gibt erstmalig der neue DGUV-Report 01/2013, der im Januar dieses Jahres veröffentlicht wurde. Die internationale Studie belegt, dass sich Ausgaben für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz für ein Unternehmen „rechnen“. Der Return on Prevention beträgt im Durchschnitt 2,2. Das bedeutet, dass ein Unternehmen für jeden investierten Euro im Durchschnitt 2,2 Euro zurückerhält. „Das ist eine ganz neue und wichtige Zahl“, so Prof. Dr. Kiparski. Beleuchtet wurde u. a. auch der Wandel im Berufsbild der Fachkräfte für Arbeitssicherheit. Von der bisherigen Prüferfunktion findet derzeit ein Wandel in die aktive Gestalterrolle statt. Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind laut Prof. Dr. Kiparski künftig Berater mit Verantwortung. Sie fungieren als Experten mit breitem Fachwissen in Arbeitsprozessen und Vorschriften und bilden eine wichtige Schnittstelle im Betrieb.“ Kiparskis Vortrag schloss mit dem treffenden Zitat von Voltaire:  „Wir sind verantwortlich für das, was wir tun, aber auch für das, was wir nicht tun.“

Frank Stampfer: Ein Höchstmaß an Sicherheitsstandards durch werkinterne Regelungen für Hubarbeitsbühnen

„Praktische Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen beim Einsatz von Arbeitsbühnen in der Chemischen Industrie“ lautete der Titel des Vortrags von Frank Stampfer. Er ist zuständig für Arbeitssicherheit und Standortmanagement bei der Evonik Industries AG im Chemiepark Marl. Frank Stampfer erläuterte, dass der Einsatz von Hubarbeitsbühnen in den letzten Jahren ständig zugenommen habe. Um den Bedienern wie auch den rund 10.000 Beschäftigten im Werk ein Höchstmaß an Sicherheit zu bieten, wurden werkinterne Regelungen für die Bedienung von Arbeitsbühnen eingeführt. Maßgeblich haben dazu zwei schwere Unfallgeschehen in den 1980er Jahren beigetragen. Als Konsequenz wurden drei grundlegende Regelungen in das ‚Handbuch für Arbeitssicherheit‘ übernommen: Es wurde eine Arbeitsanweisung für Hubarbeitsbühnen erstellt, zusätzliche Anforderungen an das Bedienpersonal gestellt und Anforderungen an die Arbeitsbühne selbst, beispielsweise der Einbau einer Abschaltleiste zum Schutz vor Quetsch- und Schergefahren. Die vorhandene Arbeitsanweisung wurde aufgrund eines dritten schweren Unfalls Ende der 1990er Jahre weiter ergänzt. Hierzu zählt die Einführung einer Anschnallpflicht im Fahrkorb sowie eine Überlastungskennungshilfe in den Bühnen. Die Verankerung der BGG 966 wurde zudem dieses Jahr durch den dortigen Arbeitsschutzausschuss beschlossen. Somit wurde der international anerkannte Ausbildungsstandard nach IPAF (International Powered Access Federation) verbindend eingeführt. „Unsere werkinternen Regelungen für Hubarbeitsbühnen stellen ein Höchstmaß an Sicherheit dar und sind nicht nur schwarz auf weiß im Handbuch Arbeitssicherheit verankert, sondern werden vor allem auch gelebt. Das ist die grundlegende und wichtigste Voraussetzung, um Unfälle zu vermeiden“, so der Sicherheitsexperte Frank Stampfer.

Dr. Klaus Gregor: Führungskräfte müssen ihre Aufgaben und Befugnisse genauestens kennen, um verantwortungsvoll zu handeln

Dr. Klaus Gregor, Vorsitzender Richter am Landgericht Würzburg a. D., ging in seinem Vortrag der Frage auf den Grund: „Was passiert, wenn sich die Justiz mit einem Arbeitsunfall befassen muss?“ Zu Beginn jeder Untersuchung stehen zwei zentrale Kernfragen. Erstens ob ein Fehler im Arbeitsschutz gemacht wurde und zweitens, wer im Unternehmen für diesen Fehler zuständig ist. Um diese Fragen zu klären, beleuchtete der Jurist die rechtliche Ausgangssituation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach dem Arbeitsschutzgesetz. Wie wirkt sich die Pflichtenübertragung zum Arbeitsschutz aus und welche Bedeutung haben Gefährdungsbeurteilung, Unterweisung und Kontrolle? Auf humorvolle Weise erläuterte Dr. Gregor zudem die Arten der Fahrlässigkeit sowie die Abgrenzung zum Vorsatz. Von entscheidender Bedeutung für den Experten ist es, dass die Führungskräfte ihre Aufgaben und Befugnisse exakt kennen. Oftmals verfügen diese über eine unzureichende Kenntnis und Wahrnehmung ihrer Verantwortung. Im Falle eines Arbeitsunfalls mit Köperverletzung kann dies entsprechende straf- und zivilrechtliche Folgen haben. „Denn wer ein Weisungsrecht hat, hat Verantwortung und die Pflicht, zu handeln. Dadurch wird das Nichtstun zur Unterlassung“, so Dr. Klaus Gregor.

Dr. Ralf Ebner-Hipp: Abstützen am Hang ist vergleichbar mit dem „Schubkarre-Fahren“

„Sicheres Abstützen von Hubarbeitsbühnen“, so hatte Dr. Ralf Ebner-Hipp sein Referat betitelt. Der Leiter Qualitätswesen der Palfinger Platforms GmbH machte deutlich, welche unterschiedlichen Faktoren und demnach auch Auswirkungen beim Abstützen einer Arbeitsbühne aufeinandertreffen können. Angefangen vom Untergrund über die Stützkräfte und Flächenlasten bis hin zur richtigen Wahl des Aufstellortes. Dem Bühnenexperten gelang es dabei, den Anwesenden die trockenen, aber dennoch mathematisch wichtigen Formeln zur Berechnung der Stützkräfte und Flächenlasten spielend zu vermitteln. Einen weiteren wichtigen Stellenwert nahm das Abstützen einer Arbeitsbühne am Hang ein. Dank des „Schubkarren-Beispiels“ konnten die sechs Anwendungsregeln gut veranschaulicht werden. „Besonders wichtig beim Abstützen am Hang ist, dass das Fahrzeug durch Unterlegkeile gesichert ist, welche vor die Reifen der ungebremsten Achse gelegt werden. Das Fahrzeug sollte zudem möglichst immer mit der gebremsten Achse hangaufwärts stehen“ erklärte Dr. Ebner-Hipp. Insgesamt überzeugte der Vortrag durch einen Mix an anschaulichen Praxisbeispielen und fundiertem Hintergrundwissen. Somit sollte nun jeder Anwesende künftig für das sichere Abstützen von Hubarbeitsbühnen gewappnet sein.

Frank Holder: Sicherheit rechnet sich

Über das Thema „Sicher + wirtschaftlich zum Erfolg“ sprach Frank Holder, Leiter Arbeitssicherheit und QM bei der BAM Deutschland AG. Zu Beginn des Vortrags erfolgte ein bunter Streifzug durch die Arbeitswelt mit dem Ziel, das Arbeiten auf und von der Leiter aus kritisch unter die Lupe zu nehmen. Denn genau dieses Thema nimmt bei der BAM einen hohen Stellenwert ein. „Unser klares Ziel heißt ‚Weg mit der Leiter‘“, erklärte Frank Holder. „Mehr als 27.000 Leiterunfälle werden jährlich in Deutschland registriert, von der Dunkelziffer ganz zu schweigen.“ Durch die Auswahl von geeigneten Arbeitsmitteln, rechtzeitigen und sorgfältigen Unterweisungen möchten wir (Leiter-)Unfällen entgegenwirken. In der Betriebssicherheitsverordnung und in den Vertragsunterlagen der BAM steht daher klar geregelt, dass die Benutzung einer Leiter als hochgelegener Arbeitsplatz faktisch nicht zulässig ist. Sichere Arbeitsmittel sind für die BAM Podeste, Rollgerüste oder Arbeitsbühnen. Gibt es dennoch keine Alternative zur Leiter, wie beispielsweise in engen Räumen oder bei unveränderbaren Hindernissen, ist dies in einer schriftlichen Gefährdungsbeurteilung zu dokumentieren. Neben dem Umgang mit Leitern stand das sichere und wirtschaftliche Arbeiten im Fokus des Referats. Frank Holder betonte: „Sicherheit rechnet sich. Unsere internen Zahlen belegen, dass Kosten durch den Einsatz von Gerüsten und mobilen Arbeitsbühnen deutlich gesenkt werden können. Eine sichere Arbeitsplattform schafft Vertrauen und fördert schnelles und präziseres Arbeiten. Die Kosten amortisieren sich nicht nur für große Projekte, sondern auch bei kleineren Aufgaben.

Matthew Hickin: „Ihre Sicherheit ist unsere höchste Priorität“

Schlussredner bildete Gardemann Geschäftsführer Matthew Hickin. In seiner videounterstützten Rede ging er auf die unterschiedlichen Sicherheitsaspekte bei Gardemann ein. „Sicherheit genießt bei uns stets höchste Priorität“, so Matthew Hickin. Beim Arbeitsbühnenspezialisten wurden in den vergangenen Jahren eine Reihe von unterschiedlichen Maßnahmen getroffen, um Kunden sicheres und effizientes Arbeiten in Höhen zu ermöglichen. „Unsere Kunden profitieren von unseren hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards bei der Gerätewartung, Bedienereinweisung oder unseren IPAF-Schulungen. Als erster Arbeitsbühnenvermieter in Deutschland sind wir beispielsweise durch die BG Handel- und Warendisposition (BGHW) zertifiziert“, erklärte final Matthew Hickin. So wurde Gardemann gleich nach zwei wichtigen Verfahren im Arbeitsschutz-Management-System ein vorbildlicher Arbeitsschutz nachgewiesen. Seit Mitte 2009 setzt das Unternehmen in seinen Werkstätten und Lkw-Übergabestationen zudem auf TechX. TechX ist ein effizientes Qualitätsmanagementsystem zur Organisation, Steuerung und Kontrolle von Werkstattabläufen. Unterstützt wurde der Vortrag durch Videosequenzen, die den Anwesenden einen Einblick in die vielen Sicherheitsfacetten bei Gardemann boten.

Praxisnahe Beispiele und fundiertes Hintergrundwissen

Das zweite Arbeitssicherheits-Forum in Frankfurt überzeugte die anwesenden Sicherheitsexperten durch interessante und spannende Vorträge. Die Mischung aus praxisnahen Beispielen und fundiertem Hintergrundwissen sorgte für spielende Wissensvermittlung und schaffte Anregungen und Diskussionen für die Teilnehmer.

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