Der Internet-Konzern Google will seinen umstrittenen Dienst Street View noch in diesem Jahr in Deutschland starten. Das Angebot mit der lückenlosen Darstellung von Straßenzügen und Häusern wird zunächst für 20 Städte eingeführt, darunter auch Hamburg und Hannover. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
Betroffene können Widerspruch einlegen
Mieter und Hausbesitzer sollen die Gelegenheit bekommen, Widerspruch einzulegen, damit ihr Gebäude unkenntlich gemacht werden kann. Das soll mithilfe eines Formulars möglich sein, dass die Betroffenen im Internet online ausfüllen können. Nach Angaben von Googles Beauftragtem für den Datenschutz in Deutschland, Per Meyerdierks, soll das Online-Formular Anfang kommender Woche auf der Internet-Seite des Konzerns bereitgestellt werden. Die Bewohner der 20 Städte für die Street View angeboten wird hätten dann etwa "vier Wochen Zeit, um über dieses Tool Widersprüche anzumelden". Auch mit einem Brief können die Betroffenen Einspruch gegen die Veröffentlichung der Aufnahmen einlegen. Das Bild des entsprechenden Gebäudes wird dann nach Angaben von Google mit einer sogenannten Blurring-Technik unkenntlich gemacht, sodass es nur noch schemenhaft zu sehen ist.
Kritik von Datenschützer Caspar
Laut Meyerdierks ist das Online-Formular eng mit dem Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar abgestimmt. Die Möglichkeit des Widerspruchs bereits vor Veröffentlichung der Aufnahmen gehöre zu einem 13-Punkte-Plan, den Google mit den Datenschützern vereinbart habe. Im Gespräch mit NDR 90,3 sagte Caspar jedoch, er halte das Vorgehen Googles für überstürzt. Es sei es nicht sinnvoll, die Zeit für Widersprüche vor Einführung des Dienstes so knapp zu befristen. Außerdem kritisierte Caspar, dass der Beginn der Widerspruchsfrist in den Sommerferien liege und es keine telefonische Hotline für die Anfrage von Bürgern gebe. Zudem gebe es keine klare Leitlinie, was mit den Daten derjenigen passiert, die Widerspruch einlegen.
Klare Gesetze für Street View forderte der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund (NSGB). "Es weiß noch keiner, was in der Zukunft mit den Daten passiert", sagte der für Datenschutz zuständige NSGB-Beigeordnete, Thorsten Bullerdiek, in Hannover.
Google hofft auf Start im November
Die Bearbeitung der Widersprüche wird laut Google einige Wochen in Anspruch nehmen, danach werde das Angebot online gestellt. Google hofft nach Angaben einer Unternehmenssprecherin, dass das im November der Fall sein werde.
Street View seit Monaten umstritten
Street View ist seit Monaten heftig umstritten. Nach Ansicht von Datenschützern greift der Dienst stark in die Privatsphäre der Menschen ein, da er viele Einzelheiten aus Wohnumgebungen dokumentiert. Bürger fürchten, dass das Angebot missbraucht werden könnte, zum Beispiel, um Einbrüche vorzubereiten. Außerdem geriet Google massiv in die Kritik, nachdem im Mai bekannt geworden war, dass bei den Kamerafahrten für die Aufnahmen auch private Daten aus ungesicherten WLAN-Netzen erfasst und von Google gespeichert wurden.
Street View bereits in 23 Ländern
Mit Street View können Internet-Nutzer Straßenansichten mit einem Radius von 360 Grad virtuell erkunden. Nach Angaben Googles wird Street View bereits in 23 Ländern angeboten, darunter auch in zwölf europäische Staaten.
Für diese deutsche Städten will Google den Dienst Street View bis Ende des Jahres anbieten: Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart, Wuppertal.