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Tübingen: Die städtischen Eigenbetriebe sollen Stellen abbauen

Die Tübinger Finanznot bringt neuen Schwung in eine alte Debatte: Die Stadtbaubetriebe (SBT) und der Eigenbetrieb Entsorgung (EBT) sollen noch in diesem Jahr organisatorisch vereint und spätestens bis Ende 2012 auf dem Bauhof an der Sindelfingerstraße zusammengezogen werden.

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Tübingen. Die Idee, die Mitarbeiter bei der Kläranlage und der Müllabfuhr, bei der Straßenunterhaltung und Verkehrstechnik, bei der Friedhofsverwaltung und der Stadtgärtnerei, beim Fuhrpark und den Werkstätten unter einem Dach zu vereinen, ist älter als die beiden städtischen Eigenbetriebe. Darüber wurde im Gemeinderat schon lange vor der Gründung des Entsorgungsbetriebs (1996) und der Stadtbaubetriebe (1997) ausgiebig beraten – von Anfang an mit dem Ziel, deren Arbeit effizienter zu organisieren und damit billiger zu machen.

750 000 Euro für die leere Stadtkasse

In diesem Bestreben wurde der handwerkliche Servicebereich in den vergangenen Jahren mächtig gerupft. Die Teilorte mussten nach und nach alle ihre Bauhöfe aufgeben. Die Stadtgärtner mussten ihre Anzuchtflächen an der Hirschauer Straße für ein neues Baugebiet räumen. Das gleiche Schicksal ereilte zuletzt auch den Stützpunkt am Schleifmühleweg, wo nun preisgünstige Wohnungen entstehen sollen. Daneben wurde auch beim Personal kräftig gekürzt: Seit der Gründung der beiden Eigenbetriebe ging die Zahl ihrer Mitarbeiter von 250 auf derzeit 181 zurück.

Damit schien im Sommer 2008 das Ende der Fahnenstange erreicht. Zwar liebäugelten auch damals noch viele Stadtverwalter und Stadträte mit einer letzten großen Rochade, mit der sämtliche Betriebsteile (außer Kläranlage und Friedhöfe) am Standort in der Sindelfinger Straße konzentriert werden sollten. Doch bei geschätzten Netto-Kosten von vier Millionen Euro sah niemand eine Chance, dieses Projekt in absehbarer Zeit zu realisieren.

Jetzt soll es aber doch irgendwie gehen. Nicht etwa, weil die Stadt plötzlich größere finanzielle Spielräume hätte, sondern weil die Finanznot inzwischen so groß ist, dass die Eigenbetriebe – einmal mehr – einen habhaften Beitrag zur Sanierung der Stadtkasse leisten müssen: 750 000 Euro pro Jahr. Dieses Einsparvolumen, so führte Finanzbürgermeister Michael Lucke am Montag im Verwaltungsausschuss aus, können die beiden Betriebe nur erbringen, wenn sie organisatorisch und räumlich noch näher zusammenrücken und alle erdenklichen Synergieeffekte ausschöpfen.

Deshalb peilt Lucke bereits für den 1. Januar 2011 die Fusion beider Eigenbetriebe an. Dabei sollen dann beispielsweise die bisherigen Bereiche Straßen (SBT), Grünunterhaltung (SBT) und Abfallentsorgung (EBT) zum künftigen Bereich Infrastruktur zusammengefasst werden. Der Vorteil für Albert Füger, den Chef beider Eigenbetriebe: „So können wir die Mitarbeiter bei der täglichen Arbeit wesentlich flexibler und effektiver einsetzen.“ Zudem würden nach der Fusion „ein paar Häuptlinge weniger“ gebraucht.

Dank solcher Optimierung der Betriebsabläufe lassen sich Füger zufolge vier Stellen und damit jährliche Kosten von 240 000 bis 280 000 Euro einsparen. Damit wäre der von der Stadt geforderte Konsolidierungsbeitrag zu einem Drittel erbracht. Die restlichen 500 000 Euro, da sind sich Füger und Lucke einig, sind nur mit dem Abbau von weiteren zwölf Stellen zu schaffen. Dabei ist für Lucke klar, dass den Mitarbeitern in letzter Zeit „schon genug zugemutet“ wurde: „Es ist völlig ausgeschlossen, dass wir ihnen noch mehr aufbürden.“ Daraus folgt: „Ob beim Blumenschmuck, beim <link _top internal-link internal link in current>Winterdienst oder bei der <link _top internal-link internal link in current>Straßenreinigung – wir werden unsere Leistungen einschränken müssen.“

Neues Wohnquartier im Schwärzlocher Täle

Erhebliche Abstriche werden auch an der Planung für den Bauhof an der Sindelfinger Straße notwendig. Während für den Um- und Rückzug auf diesen Standort bislang vier Millionen Euro veranschlagt wurden, soll die große Rochade unterm Strich jetzt null auf null aufgehen. Das heißt: Der fusionierte Eigenbetrieb mit dann 165 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 20 Millionen Euro darf maximal etwa 2,5 Millionen Euro in den Ausbau seiner Betriebszentrale stecken. Denn just diese Summe, so hofft man im Rathaus, müsste der Verkauf entbehrlicher Bauhof-Flächen abwerfen.

Die erste Million haben die Stadtbaubetriebe bereits in ihrer Kasse. Sie stammt aus dem Verkauf des Betriebsgeländes am Schleifmühleweg. Weitere 1,5 Millionen Euro erwartet man aus dem Verkauf des 99 Ar großen <link _top internal-link internal link in current>Bauhofs im Schwärzlocher Täle und des 58 Ar großen Gärtnereihofs an der Europastraße 30. Das Areal im Schwärzlocher Täle ist laut Baubürgermeister Cord Soehlke „bestens geeignet für ein neues Wohnquartier“, über das man aber erst „in drei bis fünf Jahren ernsthaft reden“ könne. Der Gärtnereihof könnte seiner Ansicht nach an einen privaten Gartenbetrieb verkauft oder – auch das wird geprüft – als Außenlager fürs Stadtarchiv genutzt werden.

Quelle: <link http: www.tagblatt.de home nachrichten _blank external-link-new-window external link in new>www.tagblatt.de

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