Partner

Toro will mit seinem Kompaktnutzlader Dingo einen Milliardenmarkt erobern

Sie ist einfach in der Bedienung, vielseitig, wendig und verfügt über ausreichend Leistung: Die Kompaktnutzlader-Baureihe Dingo zählt bei Toro zu den Verkaufsschlagern. In Zukunft soll sich die kleine Maschine auch im Baumaschinensektor einen Namen machen

Lesedauer: min
Von: Jessica Gsell

In den Unternehmen wird getüftelt, geforscht und entwickelt. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden der Öffentlichkeit oft auf den Messen zum allerersten Mal vorgestellt. Doch kommen die Neuheiten auch wirklich bei den Kunden an? Wie viele der Produkte wurden bislang verkauft? Und welcher Kundenkreis findet Gefallen an den Innovationen? Um diese Fragen zu klären, lassen wir in unserer Interview-Reihe einige Firmen zu Wort kommen. Diesmal steht das amerikanische Unternehmen Toro mit seiner Kompaktnutzlader-Baureihe Dingo im Fokus. Das neueste Modell, den TX 1000, konnten die Besucher auf der demopark 2017 am Stand von Toro direkt ausprobieren. Wir sprachen mit Micha Mörder, dem Gesamtvertriebsleiter für Toro-Maschinen in Deutschland, über den Erfolg des Dingos und darüber, was die Maschine so einzigartig macht. Außerdem verriet uns der 47-Jährige, welcher Markt in Deutschland für Toro das größte Wachstumspotential hat und auf welche Neuheit sich die Kunden noch in diesem Jahr freuen dürfen.

Herr Mörder, welchen Stellenwert hat der Dingo unter all den Produkten von Toro?

Der Dingo ist für unseren Konzern ein Verkaufsschlager. Dabei ist die Maschine, die vor 25 Jahren in Australien entwickelt wurde, gar kein eigenes Produkt von Toro. Das Unternehmen fand den Kompaktnutzlader aber so interessant, dass es ihn samt der Rechte gekauft hat. Damals gab es nur ein einziges Modell. Auf unserem Kernmarkt in den USA ist es ein enormer Anteil, den wir dort mit dem Dingo schon absetzen können. In Deutschland sieht es etwas anders aus. Da haben wir letztes Jahr erst frisch angefangen. Zwar hat der ehemalige Toro-Distributor, die Firma Roth Motorgeräte, das Produkt bereits vertrieben. Damals gab es allerdings nur zwei Modelle. Heute sind es bereits acht. Dementsprechend haben wir jetzt natürlich eine ganz andere Marktdurchdringung. Der Stellenwert des Dingos nimmt somit jedes Jahr zu. Er ist unser am schnellsten wachsender Bereich. Das freut uns wirklich sehr – genauso wie die äußerst positive Kundenresonanz, die wir vom Dingo erhalten.

Was begeistert denn die Kunden so am Kompaktnutzlader? 

In erster Linie ist es seine Einfachheit in der Bedienung. Man stellt sich auf die Maschine und hat zwei Hebel zum Bedienen. Der Kunde versteht also relativ schnell, wie der Dingo funktioniert. Danach braucht es einfach nur noch etwas Fahrübung und schon kann er das Produkt optimal nutzen. Außerdem schätzen unsere Kunden die Vielseitigkeit des Kompaktnutzladers. Mit seinen zahlreichen Anbaugeräten ist der Dingo unglaublich flexibel. Wir alleine haben in unserem Sortiment bereits 36 verschiedene Anbaugeräte für die Maschine. Der freie Markt bietet noch viel mehr. Alles was der Kunde hierfür zusätzlich benötigt ist eine Antriebsplatte als Zwischenelement. Ansonsten muss nur die Hydraulikleistung auf unser Produkt passen – das ist bei 90 Prozent der Anbaugeräte der Fall. Werden Arbeiten verrichtet, bei denen oft das Anbaugerät gewechselt werden muss, dann ist der Dingo hier ebenfalls die perfekte Maschine, da der Kunde nur einmal ab- und wieder aufsteigen muss. Sitzt man dagegen auf einer kleinen kompakten Maschine, muss sich der Fahrer oftmals aus dieser hinauszwängen. Im Vergleich zu allen anderen Fahrersitzgeräten hat der Dingo noch einen Riesenvorteil: Man braucht keinen Führerschein, um ihn zu fahren und die Maschine muss auch nicht der StVZO entsprechen. Denn der Dingo ist ein handgeführtes Gerät. Zudem benötigt er keinen TÜV, was den Kompaktnutzlader im Unterhalt sehr günstig macht.

Welche Kundengruppe genau nutzt denn eigentlich den Dingo?

Das ist komplett unterschiedlich: Wir haben da Bauunternehmen, Galabauer, Bauhöfe, Mietparks, Privatleute oder auch Pferdebetriebe. Es gibt eigentlich jede Kundengruppe, die bei Toro schon einmal einen Dingo gekauft hat. Durch seine Anbaugeräte ist er einfach so flexibel: Man kann damit Waren transportieren, Löcher bohren, den Boden fräsen oder auch Baumstubben wegroden. Genau diese Vielseitigkeit macht die Maschine bei allen Kundengruppen so optimal einsetzbar. In Deutschland haben wir zahlreiche Nutzer im kommunalen und hier vor allem im Grünbereich. Dagegen wird der Dingo in den USA sehr viel in der Abrissindustrie eingesetzt, ausgestattet mit einem Pressluftsystem. Da die Maschine nicht so schwer ist, kommt sie in Gebäuden zum Wände einreißen oder auch Warentransport zum Einsatz. Das sind alles Bereiche, die sich bei uns in Deutschland noch entwickeln müssen. Aber da hat der Dingo natürlich genauso viel Potential.

Aber der Dingo zählt ja doch zu den Kompaktmaschinen – findet man ihn deshalb auch eher im Fuhrpark kleinerer Betriebe?

Das kann man so nicht sagen. Wir haben wirklich den Kleindienstler, aber eben auch den großen Betrieb, der die Maschine kauft. Letzterer setzt den Dingo dann oftmals in engen Bereichen ein, schließlich hat die Maschine eine Durchfahrtsbreite von gerade einmal 86 cm. Das ist ein weiterer Riesenvorteil des Dingos. Mit ihm kommen die Kunden beispielsweise in die Privatgärten hinein und können dort dann die schweren Arbeiten abnehmen. Denn trotz seiner kompakten Größe kann man mit dem größten Modell schwere Lasten bis locker 800 kg heben. Wenn irgendwo ein großer Stein liegt oder ein Baumstumpf, dann kann man beides wunderbar mit dem Dingo abtransportieren. Mit einer großen Maschine kommt man erst gar nicht in den Garten hinein, ohne irgendwelche Schäden zu hinterlassen. Außerdem muss oftmals vorneweg erst der Zaun abgebaut werden. Genau aus diesen Gründen sind auch große Dienstleister an so kleinen Kompaktmaschinen interessiert.

Die USA gehören zu Ihren Hauptmärkten, Deutschland dagegen steht noch relativ am Anfang. Wo sehen Sie hier, mit Blick auf den Dingo, das größte Wachstumspotential?

Weltweit sind unsere Hauptmärkte Australien und die USA. Da beide von Toro direkt betreut werden, war der Dingo dort schon immer top aufgestellt. Deutschland hat jetzt erst frisch angefangen, doch dieser Markt wird bei uns immer wichtiger. Im Moment liegt der Umsatz hier noch nicht einmal im zweistelligen Prozentbereich. Aber wir sind uns sicher, dass wir mit unserem Dingo als Kernprodukt bis in ein paar Jahren locker 25 Prozent unseres Umsatzes tätigen können. Während wir beim Grünbereich von einem 100 Millionenmarkt sprechen, reden wir beim Baumaschinenmarkt, in den unser Kompaktnutzlader ebenfalls hineinfällt, von einem Milliardenmarkt. Beim Grünmarkt ist Toro zwar absolut die Nr. 1 im Golfbereich und auch Kommunal sind wir sehr stark vertreten. Allerdings können wir hier auch nicht mehr so stark wachsen. Im Baumaschinenmarkt dagegen befinden wir uns momentan im Promillebereich: Hier ist es für uns viel einfacher noch zu wachsen, weil enorm viel Potential da ist. Geht es um den Dingo, dann braucht es eine andere Denkweise in der Vertriebsstruktur – das ist für uns manchmal ein bisschen schwierig. Denn nur Deutschland, Australien und der US-Markt stehen unter Eigenregie. Toro arbeitet sonst weltweit mit Importeuren. Die sind anders strukturiert und haben einen ganz anderen Fokus, beispielweise rein auf Mähtechnologie. Wenn wir dann mit unserem Dingo kommen, ist der Kompaktnutzlader für die Importeure zwar interessant. Es braucht aber oft unheimlich viel Zeit, bis ihre eigenen Vertriebsleute erkannt haben, was für ein Potential eigentlich in der Maschine steckt. Frankreich ist hier zum Beispiel ein gigantischer Dingo-Markt. In Österreich befinden wir uns noch in der Entwicklungsphase. Dort geht aber auch etwas voran, weil sie sehen, dass der Dingo in Deutschland funktioniert.

Sie haben vorhin die positive Kundenresonanz erwähnt. Gab es auch Kritikpunkte bei den vorherigen Modellen, die dann in die Weiterentwicklung des Dingos mit eingeflossen sind?

Kritikpunkte kann man es nicht nennen, eher interessante Anregungen. Denn die Nutzer der Maschine sehen bestimmte Dinge einfach anders. Zum Beispiel waren die ersten Dingos alles Radfahrzeuge. Aber bei bestimmten Untergründen braucht man keine Räder bzw. verursachen diese Abdrücke im Boden. Darauf haben uns unsere Kunden hingewiesen. Deshalb kamen dann die Raupen. Ein anderer Punkt war der Vertikallift. Werden Bohrungen vorgenommen, muss der Hubarm bei einem normalen Liftsystem permanent nachjustiert werden. Von unseren Kunden haben wir dann gesagt bekommen, dass sie optimaler arbeiten könnten, wenn der Dingo mit einem Vertikalliftsystem ausgestattet wäre. Das haben wir dann wiederum in den neuesten Generationen eingeführt. Genau solche Sachen lernt man im Kundenaustausch und kann sie später dann auch umsetzen. Wir gehen für unsere Kundenzufriedenheit sogar noch ein Stück weiter: Bevor das fertige Produkt auf den Markt kommt, macht Toro immer eine weltweite Tour durch mehrere Länder, in denen wir das Produkt dann auch einsetzen möchten. Dort stellen wir den Prototypen vor und lassen uns ein Feedback, aber auch Veränderungs- oder Verbesserungsvorschläge geben. Hier entscheidet sich dann, ob noch etwas Ergänzendes dazu kommt oder ob das Produkt vielleicht auch komplett gecancelt wird, weil wir merken, dass es gar nicht funktioniert.

Ist das schon einmal vorgekommen?

Nein, Toro musste bis jetzt noch nie etwas zurücknehmen. Aber es gab schon das ein oder andere Feedback, das dazu geführt hat, dass sich die Produktion verzögert hat.

Produktion ist ein gutes Stichwort: Gibt es bereits Überlegungen, die Dingo-Baureihe in naher Zukunft noch weiter auszubauen?

Ja, denn wir planen eine Modellergänzung zum TX 1000 ab Herbst. Aber mehr wird noch nicht verraten. Seien Sie gespannt!

Interview/Fotos: JG – Redaktion Bauhof-online.de

[12]
Socials