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TIEFBAUAMT KIEL Straßenbau in Schleswig-Holstein

Auf dem Betriebshof des Tiefbauamts Kiel ist gerade einiges los. Neben altbekannter Routine werden aktuell einige neue Konzepte erprobt, um die kommunalen Abläufe in der nordischen Hafenstadt zu verbessern. Bauhof-online war vor Ort unterwegs und berichtet.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott, Bauhof-online
Von: Tim Knott

„Bei uns wird alles erledigt, was bei Unterhaltungsmaßnahmen ansteht, bei Straße und Kanal“, erklärt Martin Klein, Sachbereichsleiter Bauhof, während er seine Aufzeichnungen überfliegt. Wie in jedem Winter sind seine Mitarbeiter zurzeit mit der Behebung von Straßenschäden beschäftigt, welche durch den Frost-Tauwechsel entstanden sind. Bei Straßenunterhaltungen unterscheiden die Kieler zwischen kleineren und größeren Schäden. „Erstmal nehmen wir die Schäden auf. Was wir dann an Reparaturen machen können, wie Kleinstflächenreparaturen, Schlaglöcher oder Pflasterarbeiten, das machen wir selbst. Alles, was größer ist, wird über Zweitfirmen gemacht.“ Hier bestehen einige Jahresverträge.

Zur Straßenkontrolle sind im gesamten Stadtgebiet Begeher unterwegs, die Schäden digital erfassen. Dabei kommt eine Software der EDV-Dr. Haller und Co. GmbH zum Einsatz, mit der alle Mitarbeiter des Tiefbauamts ausgestattet sind. „Die sind auch in der Tagesplanung sehr praktisch“, bemerkt Bauhofleiter Knut Vosgerau. Gemeinsam mit Klein managt er die Abläufe des Tiefbauamts: „Eigentlich sind unsere Arbeitsteams immer gleich aufgestellt. Bei der Auswahl der Kräfte muss man immer nachjustieren, aber das ist alles machbar. Alle bekommen die Aufträge aufs Tablet gesendet, und alles, was spontan an Aufträgen reingeht, wird mit dem Telefon delegiert.“

Doch zurück zu den Straßen: Kurzfristig hat die Leitung des Tiefbauamts einen erweiterten Sensoreneinsatz zur Schadenserfassung erwägt, um z.B. die Müllabfuhr mit Kameras zum Straßen scannen auszustatten. „Für uns macht das aber keinen Sinn“, so Klein. „Hinter ein parkendes Auto kann man damit nicht gucken.“ Hier seien die Begeher im Moment einfach die bessere Wahl, um die Gesamtheit der Straße im Blick zu behalten. „Aber man muss gucken, wie das in der Zukunft noch weitergeht.“ Ebenfalls werden die Straßen Kiels alle fünf Jahre mit einem Sensorfahrzeug ausgemessen. „Da bekommen wir dann in 15-Meter-Schritten Infos, wie die Straße eingeteilt ist, was für Unebenheiten es gibt und so weiter.“ Der Winterdienst wird in der nördlichsten deutschen Landeshauptstadt vom Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK) übernommen. „Die entsprechenden Glatteis-Meldungen der Bürger kommen aber manchmal immer noch bei uns an“, berichtet Klein.


 

Sinkkastenreinigung: ein Zwei-Personen-Job?

Auch die Sinkkastenreinigung steht auf der Aufgabenliste der Tiefbau-Experten. „Es gab in der Vergangenheit eine Kooperation mit dem ABK, die wurde jedoch vor drei Jahren aufgekündigt, weil wir mit der Leistung nicht hundertprozentig zufrieden waren. Wir merken aber gerade, wie schwer das Thema ist. Da werden wir in Zukunft mehr Zeit und Leistung reinstecken müssen.“ Auch, weil die Kieler mit Absaugern im Einsatz sind, die zwei Fachkräfte benötigen. Die Beschaffung eines Einmannsystems liegt allerdings im Fokus, und die Straßenbauer waren schon bei einigen Vorführungen. Dabei haben sie auch die Verbesserungen des Systems im Blick, denn Optimierungsbedarf gibt es immer: „Bei den Nasseimern war im bisherigen Betrieb das Problem, dass sie nicht richtig gereinigt wurden. Der Eimer an sich wurde gereinigt, aber was sich unten im Nassschlamm-Bereich abgelagert hat, können unsere Geräte gar nicht raussaugen.“

Deswegen wollen Klein und seine Kollegen die Sache „neu aufrollen“, auch was die Erfassung der städtischen Sinkkästen angeht: „Die Datengrundlage ist relativ schlecht. Man hat nie erfasst, was wir wirklich haben. Es gibt eine breite Variation von langen und kurzen Eimern, entweder nass oder trocken. Und auch die Deckel sind unterschiedlich.“ Ebenfalls ist das Tiefbauamt mit Herstellern im Gespräch, um zu entscheiden, ob sie die Neuanschaffungen gleich kaufen oder anfangs lieber leasen sollen. „Vielleicht ist es besser, die Fahrzeuge zu leasen. Zum einen können sie so besser erprobt werden, zum anderen ist immer noch die Antriebsfrage, die im Raum steht.“

Wie viele Anwender sind die Kieler noch unsicher, wie die Kommunalfahrzeuge der Zukunft angetrieben werden. „Für den Transport ist Elektrifizierung eine gute Lösung. Ab 7,5 Tonnen wird es, glaube ich, mit Wasserstoff weitergehen“, schätzt Knut Vosgerau. Auch die Infrastruktur des Tiefbauamts wurde bereits umgebaut, sodass theoretisch auch E-Lkw geladen werden können. „Wir sind auf jeden Fall vorbereitet“, bekräftigt Klein.

Grünflächenpflege: bisher noch mit Handgeräten

Neben den Straßen und dem Kanalbetrieb fallen auch einige Grünflächen in die Verantwortung des Tiefbauamts. Konkret sind es 40 Regenrückhaltebecken sowie zehn Hektar Kleinstflächen, die gepflegt werden. Beim Mähen sind aktuell vor allem noch Handgeräte im Einsatz, jedoch wird gerade der Einsatz einer Mähraupe abgewägt. Auch erproben die Tiefbauer aktuell den Einsatz von Drohnen, um z.B. Regenrückhaltebecken effektiver zu kontrollieren.

Wie in vielen Städten machen sich auch in Kiel invasive Pflanzen breit, genauer gesagt der Riesenbärenklau, Ambrosia und das Jakobs-Kreuzkraut. Eigentlich nur in Regenrückhaltebecken ein Problem, breiten sich die Pflanzen auch manchmal auf andere Flächen aus. „Zum Beispiel gab es einmal politisch gewollt eine halböffentliche Abwasseranlage, wo Privatpersonen Miniaturboote gefahren sind. Wir wollten da eigentlich einen Zaun setzen, damit niemand mit den Pflanzen in Kontakt kommt.“ Das Rathaus habe den Bereich aber offenlassen wollen. Deswegen müssen die Tiefbauer hier verstärkt kontrollieren. Beim Fund werden die invasiven Pflanzen an der Wurzel herausgerissen, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.

Auch der Heckenrückschnitt fällt in den Verantwortungsbereich. Genauer gesagt, die Erinnerung an die Kieler, ihre Hecken zu schneiden, die an Straßen grenzen. „Meistens melden uns das die Begeher, wenn das jemand vergessen hat. Dann machen wir das entweder selbst oder beauftragen jemanden und stellen es dem Bürger in Rechnung.“ Ab und an geht es auch an Baumarbeiten. „Wir dürfen sogar fällen, aber die Fällgenehmigung muss beantragt werden. Aber alles, was man leicht mit der Säge machen kann, das machen wir auch.“ Darüber hinaus können die Tiefbauer bei Bedarf auch immer Materialien aus dem Grünflächenamt leihen. Synergien zwischen den städtischen Betrieben müssen immerhin genutzt werden.

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Rückmeldungen aus der Bevölkerung

Und wie ist das Feedback der Kieler Bürger? „Gemischt“, berichtet Vosgerau. „Es kommt darauf an, was für Maßnahmen man macht. Bei Sperrungen müssen wir auch mal die ein oder andere Pöbelei aushalten.“ „Wir sind der böse Staat“, ergänzt Klein. „Die Rolle nehmen wir für viele Leute ein. Es gibt auch ein bis zwei Fälle pro Jahr, da fragt man sich: Merken es die Leute noch?“ Neben verbalen Angriffen, Prügeleien seien Angestellte des Tiefbauamts in der Vergangenheit auch schon bespuckt worden. „Da kann man froh sein, dass unsere Mitarbeiter so besonnen reagieren. Wenn so ein Zwei-Meter-Maurer erstmal genug hat, kann auch einiges passieren.“ Beide betonen jedoch, dass ihnen auch immer von vielen Seiten der Gesellschaft immer wieder Dankbarkeit entgegengebracht wird.

Das Interview wird unterbrochen, als plötzlich Kleins Telefon klingelt. Auf einem Platz in der Stadt wurde Glatteis gemeldet. „Ich leite es gleich an die Kollegen weiter“, versichert er und verständigt den ABK. „Das ist eigentlich nicht unsere Aufgabe, aber wir vermitteln da natürlich gerne“, erklärt er. Denn auch hier sind Synergien zwischen den städtischen Betrieben nützlich.

 

Fakten zum Tiefbauamt Kiel:

Leitung: Martin Klein (Sachbereichsleiter), Knut Vosgerau (Bauhofleiter)

Mitarbeiter: 110 Mitarbeiter

Aufgabenbereiche: Straßenkontrolle und -sanierung, Beschilderung, Kanalkontrolle, Absperrungen bei Volksfesten, Grünflächenpflege von Regenrückhaltebecken und Einzelflächen, Beflaggung von städtischen Gebäuden.

Verantwortungsbereich: 712 Kilometer Straßen und Gehwege, 200 km Velorouten, 1.250 km Kanalnetz, 40 Regenrückhaltebecken und zehn Hektar Kleinstflächen.

Fuhrpark: Fünf HD-Spülwagen von Daimler, Aufbau von FFG; 20 Kolonnenwagen; zwei Radlader; 17 Pkw/Kleinwagen

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