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Teil- oder Komplettrodung: Müssen Wurzeln vollständig entfernt werden?

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In Gärten und Anlagen wird nach einer Baumfällung – wenn überhaupt – nur der sichtbare Teil des Wurzelstockes beseitigt und damit nur eine Teilrodung durchgeführt. Dann verbleibt jedoch ein Großteil der Wurzelmasse im Boden, nur etwa 30 Prozent werden beim oberflächlichen Abfräsen entfernt. Zwar wächst im übertragenen wie auch im Wortsinn relativ schnell Gras darüber und von außen betrachtet ist alles in Ordnung; aber die Restwurzeln im Boden stellen eine latente Gefahr für den Pflanzbestand dar, weil dort Pilze die Vorräte finden, um viele Jahre zu überleben. Außerdem liefern ihnen die Totwurzeln die Energie, um auf andere Gewächse überzugreifen. Dieser Befallsdruck wird durch eine Komplettrodung erheblich reduziert.

Bei der Zersetzung von Wurzelresten, die anaerob, also ohne beziehungsweise mit wenig Sauerstoff, abläuft, werden toxische Gase im Boden freigesetzt, zum Beispiel Schwefelwasserstoff, Methan oder Ammoniak. Stark verdichtete Böden fördern dies noch. Wartet man mit der Entfernung der Wurzelmasse zu lange und lässt diesen Prozess fortschreiten, muss bei einer Neubepflanzung der Boden großflächig ausgetauscht werden, um dem neuen Baum oder Gehölz das Anwachsen zu ermöglichen. Doch nicht nur die Fäulnis sorgt für lebensfeindliche Umstände rund um die verbliebenen Wurzeln: Pilze sind sogar eine noch größere Bedrohung für den Standort. Zwar gibt es Pilze, Saprophyten, die ausschließlich Totholz besiedeln, aber daneben existieren auch parasitäre Pilze, die lebendes und totes Holz besiedeln können – allen voran die Hallimasch-Arten sowie Wurzelschwamm, Brandkrustenpilz, Lackporling usw.

Ohne Komplettrodung droht Pilzbefall
Seit der Entdeckung von Riesenexemplaren in der Schweiz am Ofenpass (Ausdehnung: ca. 35 Hektar) oder in den USA in Oregon (Ausdehnung: ca. 880 Hektar) ist insbesondere der Hallimasch als Baumschädling recht bekannt. Sein Wirtsspektrum umfasst über 600 verschiedene Gehölzarten. Normalerweise verfügen Bäume über Abwehrmechanismen, um sich vor einem Pilzbefall zu schützen. Diese können sie jedoch am besten in ihrem natürlichen Lebensraum entfalten. In Gärten und Anlagen leiden Bäume dagegen häufig unter Stress, der durch Bodenverdichtungen, Staunässe oder andere Faktoren ausgelöst werden kann. In geschwächtem Zustand sind die Bäume den Pilzen mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert.

Der natürliche Selbsterhaltungstrieb sorgt dafür, dass sich Pilze ständig weiterverbreiten. Die Baumschädlinge finden die notwendige Grundlage dazu in nicht entfernten Grob- und Starkwurzeln. Dabei sind sie über verschiedene Besiedlungsstrategien in der Lage, auf andere, lebende Bäume überzugreifen, beispielsweise über Wurzelverschweißungen bei Gehölzen gleicher Art. Vor allem aber können die Pilze Fäden bilden, Rhizomorphen, und haben darüber die Möglichkeit, sich innerhalb des Bodens über weitere Strecken zu verbreiten.

Große Zeitverzögerung ist nicht selten
Wird ein Baum gefällt und nur eine Teilrodung durchgeführt, kann es deshalb Jahre später dazu kommen, dass eigentlich gesunde Pflanzungen, die unweit dieser Stelle stehen, plötzlich einen Pilzbefall aufweisen. Dass ein Zusammenhang mit den Restwurzeln besteht, die irgendwann einmal im Boden belassen wurden, ist dann nicht gerade offensichtlich. Es wurde aber bereits hinreichend nachgewiesen, dass dieser Befallsdruck mit der Komplettrodung reduziert wird. Eine nach den einschlägigen DIN-Richtlinien fachgerechte Wurzelstockrodung ist als Komplettrodung inklusive der Grob- und Starkwurzeln durchzuführen. Die Komplettrodung entspricht aus fachlicher Sicht dem Stand des Wissens und damit auch der Empfehlung, wie insbesondere in Gärten und Anlagen vorgegangen werden sollte, um Fäulnis und speziell Pilzbefall vorzubeugen. Die Gesundheit des Baumstandorts kann damit auf lange Sicht präventiv geschützt und erhalten werden.

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