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Technisch am Puls der Zeit – Bauhof Pforzheim setzt auf Telematik und modernste Maschinen

150 Experten sorgen in der Großstadt im Nordschwarzwald für „oranges Wohlgefühl"

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Von: Michael Loskarn

„Pforzheim ist ein moderner Bauhof mit Top-Ausstattung und Super-Mitarbeitern.“ Während Jens Hartmann dies sagt, klingt die feine Nuance Stolz in seiner Stimme ganz dezent durch – nicht überschwänglich und auch nicht zu üppig. Äußerst zufrieden wirkt der Pforzheimer Abteilungsleiter, wenn er über seinen Job, die technischen Rahmenbedingungen sowie die Arbeit an sich spricht. Eines vorweg: In der Heinrich-Witzenmann-Straße 13 ist ein technisch hochaffiner Mann mit landwirtschaftlichem Background tätig, der zusammen mit seinem Team den kapitalen Fuhrpark von mehr als 100 Fahrzeugen massiv geprägt hat, und der von Seiten der Verwaltung Rückendeckung hat, weil seine Kollegen und er aufgrund ihrer Expertise entsprechendes Vertrauen genießen.

Jährlich fließen mehr als eine Million Euro in den Maschinenpark

Vertrauen genießt Hartmann auch bei seinen Leuten, schließlich lautet sein Credo: „Die Kollegen müssen Spaß an der Maschine und ihrer Bedienung haben.“ In „jeden Beschaffungsprozess“ bindet der 44-Jährige das Team mit ein. Denn es mache letztlich keinen Sinn, nach dem Kauf einer Maschine beispielsweise über den falschen Fahrersitz zu diskutieren. Nahezu paradiesisch muten auf den Vertreter der schreibenden Zunft die Rahmenbedingungen in Pforzheim an: Um den Maschinen- und Fahrzeugbestand „aktuell und jung“ zu halten sowie um „Ausfälle speziell in der Winterzeit“ zu vermeiden, investiert die nicht gerade als arm geltende Stadt jährlich etwa 1,2 Millionen Euro. Und zwar in „Arbeitsmittel“ ganz nach Gusto von Hartmann und seinen Mannen: 23 Lkw – vom Scania-Abroller, über den Mercedes Atego, diverse MAN-Kipper bis hin zum Multicar –, 13 Schlepper (in erster Linie große Unimog), acht Sonder- sowie 65 Leasingfahrzeuge stehen für die täglichen Aufgaben zur Verfügung.

Apropos tägliche Aufgaben, was die Bauhöfler in der 125.000-Einwohner-Metropole des Nordschwarzwalds Tag für Tag bewegen, ist – moderat formuliert – recht umfassend: Mäharbeiten, Asphaltreparaturen, Nassreinigungen, Kehrarbeiten, Pflege der Wasser,- und Spielplätze, Bankettmäharbeiten, Schilderreparaturen, Beschilderungen von Veranstaltungen, Regenerationsarbeiten auf Sportplätzen, Mulch und Heumahd der Flussvorländer, Rückschnittarbeiten in Schulen und Kitas, Lichtraumprofilschneiden, Gießarbeiten sowie, ganz aktuell, Durchsicht der Winterdienstgeräte. „Für all die ,Grün-Arbeiten‘ stehen uns beispielsweise ein Mecalac-Bagger mit Astschere und Schneidegreifer oder Akkuheckenscheren von Pelenc und Stihl zur Verfügung“, schildert der Familienvater. Denn bei 43 Kilometern Hecke alleine in den Friedhöfen seien Akku-Geräte eine „wahnsinnige Erleichterung“.

Gießarbeiten erledigen die Goldstädter mit Scania-Abroller und Gießmonitor oder Unimog und Ladog samt Wasserfässern. Für Asphaltreparaturen stehen Scania-Lkw mit sechs bzw. zwei Kubikmeter Thermobehältern parat. Die Nassreinigung von hochwertigen Pflasterbelägen und von Stadtmöblierungen geht mit Hako-Schrubbsaugkehrmaschinen und zwei HDS 17-20 Kärcher-Hochdrucktrailer vonstatten. Vier Unimog U 430 inklusive Mulag-MKM-700-Mähwerk stehen für Bankettmäharbeiten zur Verfügung. Wenn es dagegen um allgemeine Mäharbeiten geht, sind die Nordschwarzwälder mit Schell-SG-100-Geräteträgern inklusive vollhydraulischen Sichelmähwerken unterwegs. Zu Aerifizier- bzw. Besandungsarbeiten rücken die Experten mit zwei Verti Drain von Kalinke und mit dem Vibro Sandmaster an Fendt und Lindner Geotrac und Lintrac aus. Heumahd und Schlegelmulcharbeiten werden mit Aebi Terratrac TT 281 sowie mit Lindner Geotrac 124 abgewickelt. Schließlich wollen circa 400 Hektar Grünfläche gepflegt sein.


Brennhaare der EPS-Raupe bereiten Probleme

Dass es bei der Bearbeitung von so viel Grün auch zu Problemen kommen kann, versteht sich von selbst. „Hitze sowie die UV-Belastung bereiteten uns über den Sommer echte Schwierigkeiten. Aber auch die Brennhaare der Raupen des Eichen-Prozessionsspinners in den Grasflächen machen die Arbeit nicht einfacher“, erläutert der „Abteilungsleiter Betrieb, Amt 68, Technische Dienste Pforzheim“, wie es offiziell heißt. Als Prophylaxe rückten die Nordbadener bereits im Frühjahr und Frühsommer dem Nachtfalter an stark frequentierten Stellen wie Schulen und Kitas mit Anbauspritze samt Hochdruckgebläse am Lintrac auf den Pelz. Nesterbekämpfung mit Bremsenreiniger von innen nach außen, so entstehen keine Verwirbelungen der Brennhaare, stand auf dem Plan. Kontinuierlich bekämpft werden dagegen invasive Arten wie Riesenbärenklau oder drüsiges Springkraut – und zwar mit dem Ladegreifer.

Um all diesen Aufgaben gerecht zu werden, geht nichts über eine ordentliche Planung: Täglich führt Gärtnermeister Hartmann Arbeitsplanungsgespräche mit den Vertretern der einzelnen Fachbereiche sowie mit den Ansprechpartnern für die Unterhaltungsarbeiten im öffentlichen Bereich. Neben der Grünpflege umfasst die Abteilung Betrieb noch die Stadtreinigung, den Wasserbau sowie die Sonderpflege mit Verkehrsgrün-Trupp, Mähzug und Sportflächenunterhaltungs-Trupp. Den kompletten Bereich Technik verantwortet dagegen Sven Rucht.

„Wir haben genau so schnell Zugriff auf unsere Leute wie die Feuerwehr“, sagt Jens Hartmann über die Möglichkeiten des TraceMate-Systems.

Stichwort Technik: Weil selbst im Zentrum der deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie gespart wird, „fehlen Mitarbeiter“, so Hartmann. Ergo flossen städtische Gelder in neue technische Finessen – schließlich wird die Bauhof-Arbeit ja nicht weniger. Beispiel Winterdienst: „Der wird komplett von hier aus organisiert. Wir alarmieren auch die Ortsverwaltungen“, erklärt der Betriebsleiter. „Vier Einsatzleiter und deren vier Stellvertreter teilen unter sich die Abend- und Morgenschicht auf.“ Tagsüber müssen die Kollegen der Stadtreinigung ran. Hier kommt nun massiv die Technik ins Spiel. Echtzeitdaten von sieben Glätte-Meldestationen sowie zwei Wetterstationen fließen direkt an die Berliner Wettermanufaktur und werden dort professionell verarbeitet. „Somit haben wir punktgenaue Prognosen, und der jeweilige Einsatzleiter kann die im Dienstplan eingeteilten Mitarbeiter rechtzeitig in Rufbereitschaft versetzen.“ Falls nötig, werde der Alarm über das GPS-gesteuerte TraceMate-System der Blueworld GmbH ausgelöst. Außerdem seien alle Winterdienst-Routen darin enthalten und ließen sich somit bequem vom Computer aus generieren. Und, werden mehrere Kollegen an einem Einsatzort benötigt, könne der Alarm als Gruppenruf erfolgen, der auf den Smartphones der Mitarbeiter eingeht. „Wir haben damit genau so schnell Zugriff auf unsere Leute wie die Feuerwehr.“

Ein „richtig gutes Tool“ sei dieses TraceMate, weiß der Vater zweier Kinder. In regem Austausch befinde er sich mit den „Kölner ITlern“. Kontrollfunktionen, Alarmierung oder Auswertungsmöglichkeiten habe Hartmann gar selbst angeregt. Zwischenzeitlich rechnet er anhand der GPS-gestützten Daten mit Subunternehmern ab, die beispielsweise den Kehrdienst übernommen haben, erstellt Listen, die wiederum als Leistungsnachweis für die Rechnungsprüfung Verwendung finden. Oder er erhält über die Software Bilder von den Kollegen, die an den „Hotspots“ in Sachen Wildmüll unterwegs sind, und kann sofort Aufräum-Trupps aussenden. Zusätzlich dienen diese Bilder natürlich als Dokumentation. „Ich kann also über das System Aufträge erteilen oder diese als E-Mail weiterleiten.“

Nachwuchs und Fachkräfte sind kaum zu finden

Doch selbst die cleverste Technik will von Menschen bedient sein. Allein, „es ist schwierig, Nachwuchs zu finden“, gibt sich Hartmann offen. Insbesondere für den Beruf des Straßenwärters, die der Mittvierziger auch mit ausbildet, interessierten sich die Jugendlichen kaum noch. Was die Einstellung neuer Fachkräfte betrifft, so tue der demographische Wandel sein Übriges. „Die Überalterung trifft uns in den kommenden Jahren sehr hart“, ist sich Hartmann sicher.

Weniger hart trifft dagegen die Pforzheimer der immer lauter werdende Ruf nach schärferen Abgasnormen. „Die Mehrzahl unserer Fahrzeuge erfüllt heute schon die Euro-VI-Norm. Und, bei den Handarbeitsgeräten setzen wir immer stärker auf Akku“, rückt der 44-Jährige das vorherrschende Umweltbewusstsein der Goldstädter in den Fokus. Lediglich was Elektroantriebe bei Fahrzeugen über 3,5 Tonnen betrifft, zeigt er sich skeptisch und schiebt nach: „Da warten wir schon sehnlichst auf die Wasserstoff-Brennzelle.“ Beim neuen Unimog U500 mit Rahmenseilwinde und abnehmbarem Forstheckkran für den Wasserbau-Trupp, der im Bau ist, tut selbstredend noch ein Dieselaggregat seinen Dienst. Auch bei den beiden neuen 16-Tonnen-Abroller mit Saugfässern, die zum Säubern von Entwässerungsgräben bei starken Niederschlägen zum Einsatz kommen sollen, wird es noch nichts mit der Brennstoffzelle. Jedoch, sobald die Technik auf dem Markt ist und auch wirklich gut funktioniert, werden die Nordbadener mit bei den ersten sein, die sich diese Fahrzeuge gönnen: Denn, Pforzheim ist ein moderner Bauhof mit Top-Ausstattung und Super-Mitarbeitern.

Fakten zum Bauhof Pforzheim:

Gesamtleitung Technische Dienste: Dipl. Ing. Jürgen Förschler
Leitung der Abteilung Betrieb: Jens Hartmann
Anzahl der Mitarbeiter: 150
Aufgabenbereich des Bauhofs: Stadtreinigung, Winterdienst, Straßenunterhaltung, Grünpflege, Werkstätten, Spielplatzunterhaltung, Verkehrsbeschilderung, Sportflächenunterhaltung
Ausstattung des Fuhrparks: 13 Schlepper (9 Unimog, davon 2 U290 1 U300 U317  1 U 400 und 5 U 430 sowie 4 Egholm 2250 City Ranger); 23 Lkw (6 Scania Abroller sowie diverse Kipper; 9 Mercedes Benz, davon 1 Atego, diverse Kipper, 3 Sprinter, 1 Vito; 1 Fuso Abroller; 3 MAN-Kipper; 3 Mitsubishi Canter; 1 Multicar-Kipper); 8 Sonderfahrzeuge (1 Fuso Canter; 2 Ladog T 1550 T; 1 Ladog T 1250; 1 Mercedes Benz Hebebühne/Steiger; 1 Vito; 1 Mercedes Benz Ruthmann-Steiger; 1 Multicar M 30 G); 65 Leasingfahrzeuge bis 3,5 Tonnen (16 Opel Astra, 16 Opel Corsa, 16 Opel Movano Kipper, 8 Opel Compo, 5 Opel Vivaro, 4 Nissan Leaf elektro) und 18 Schmalspurtraktoren für den Winterdienst
Verantwortungsbereich: 950 km Straßennetz, 120 km überörtliche Straßen sowie 90 km Radwege
Bauhof-Standorte: Hauptstandort mit Verwaltung und Abfallwirtschaft in der Heinrich-Witzemann-Straße 13; dezentrale Standorte am Hauptfriedhof (elf Mitarbeiter) sowie am Mühlenkanal mit 2.200 Tonnen Streugutlager, Kalzium-Chlorid-Anlage (150.000 Liter Feuchtsalz), dort ist auch das Straßenunterhaltungs-Team mit acht Mann angesiedelt
Fläche: Die Großstadt Pforzheim umfasst eine Gesamtfläche von circa 9.800 ha. Rund 20.000 Quadratmeter umfasst das Bauhofareal.

Bilder: Stadt Pforzheim

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