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TECHNIKBERICHT TROCKNUNGSSCHRÄNKE Mehr als nur warme Luft: effiziente Workwear-Trocknung

Arbeit unter freiem Himmel findet nicht immer bei optimalen Bedingungen statt. Zwar werden die wenigsten Outdoor-Worker von einem Regenschauer abgeschreckt, doch wenn die Arbeitskleidung im Spind am nächsten Tag immer noch nicht trocken ist, kommt Frust auf. Damit sich auch durchnässte mehrlagige Einsatzkleidung schnell von Feuchtigkeit befreien lässt, haben einige Hersteller spezielle Schränke konzipiert. Wie die Geräte funktionieren und was es bei der Auswahl zu beachten gibt, hat Bauhof-online.de in Erfahrung gebracht.

Lesedauer: min | Bildquelle: Wintersteiger; Gladek; Unsplash / Claudio Schwarz
Von: Tim Knott

Erste Recherche-Überraschung: Die Idee der Trockenschränke stammt ursprünglich gar nicht aus der Arbeitswelt. „Die Wurzeln liegen im Wintersportbereich“, berichtet Helmut Domenig, Geschäftsführer der Gladek Technik Austria GmbH. „Aber bei den Herstellern sprechen wir auch primär von Unternehmen aus dem Alpenraum.“ Und genau daher kommt der Bedarf an beheizbaren Schränken, erstmal nur um die eigene Skiausrüstung warmzuhalten. Viele Kunden aus Industrie und Handwerk hätten die Produkte im Skiurlaub gesehen und sich bei den Herstellern nach Trocknungslösungen für ihre Firmen erkundigt. Entsprechend alltagstauglich sind die vorhandenen Modelle auf dem Markt. Der Großteil ist aus pulverbeschichtetem Stahlblech hergestellt und daher weitgehend unempfindlich gegenüber Umwelteinflüssen. Sie werden ansteckfertig geliefert, können also an jede herkömmliche Steckdose angeschlossen werden. Außerdem verfügen die meisten Modelle über eine Aufzieh- sowie eine Zeitschaltuhr zur optimalen Steuerung der Trocknungsintervalle. Zusätzlich sind oftmals eine Vielzahl an weiteren Ausstattungsmerkmalen verbaut, um einen schnellen Trockenvorgang zu gewährleisten. So bietet z.B. der österreichische Hersteller OSMA bei seinen Produkten elektronische Temperaturmessgeräte, Abluftrohre oder außen am Schrank angebrachte Schuhtrockner an.

Neben solchen Funktionsmerkmalen haben Kunden die Wahl zwischen zwei Optionen der Trocknung: die sogenannte konventionelle Trocknung sowie die Kondensationstrockung. Erstere Methode funktioniert genauso, wie Laien vermuten: Mittels einer Heizeinheit und einem Gebläse wird warme Luft in den Schrank geblasen. Demgegenüber steht die Kondensationstrocknung. „Dabei blasen wir die warme feuchte Luft nicht wieder in den Raum, wie bei der konventionellen Trocknung“, erklärt Raphael Mühlmann von der Wintersteiger Sports GmbH. „Stattdessen wird sie oben am Schrank angesaugt und an einem Wärmetauscher vorbeigeführt, der mit einem Kältemittel durchflutet ist. An diesem kalten Wärmetauscher kondensiert dann die Feuchtigkeit.“ Das entstehende Kondenswasser wird entweder in einem Behälter gesammelt oder gleich in die Kanalisation weitergeleitet.

Verschiedene Systeme – verschiedene Vorteile

Beide Systeme haben ihre eigenen Anwendungsgebiete. So ist ein Nachteil der konventionellen Trockungsschränke, dass die feuchte Luft nach dem Trockenvorgang im Raum verbleibt. Deswegen eignen sie sich eher für große Hallen oder Räume mit einer starken Belüftung, um die Feuchtigkeit schnell wegzutransportieren. Dagegen kann Kondensationstechnik aufgrund des geschlossenen Systems in kleinen Räumen genutzt werden. Auch die Umgebungstemperatur spielt eine Rolle, um ein gutes Trocknungsergebnis zu gewährleisten. „Für Kondensationstechnik brauchst du nur sieben oder acht Grad. Klassische Umlufttrocknungsschränke benötigen dagegen 15 bis 20 Grad“, erklärt Domenig.

Grund: Die abgeschottete Kondensationstrocknung hat weniger Verluste und ist damit deutlich effizienter. Außerdem wird die Workwear darin schneller trocken. Deswegen sind die Geräte zwar kostspieliger, aber dafür auch energiesparender. Es ist wesentlich weniger Energie nötig, um die Schränke auf die angestrebten circa 35 bis 40 Grad zu bringen. So wird Feuchtigkeit schnell getrocknet, ohne die empfindlichen Teile der Kleidung – wie Membranen oder Leder – über Gebühr zu beanspruchen. „Auf dieser Temperatur sind die Kleidungsstücke auch weniger sensibel gegen Übertrocknung, also wenn ein Kleidungsstück länger hängt, als es müsste“, berichtet Mühlmann. So lässt sich eine lange Lebensdauer der Kleidung garantieren, selbst wenn sie ein paar Mal zu oft im Schrank vergessen wird.

Um die warme Luft optimal zu verteilen, setzen viele Hersteller auf verschiedenste spezielle Düsen. Neben Kleiderbügeln, welche mit Luftkanälen ausgestattet sind und die Kleidung von innen trocknen, sind ebenfalls Düsen für Schuhe, Helme oder auch Handschuhe verfügbar. Diese lassen sich meist modular nach den Anforderungen der Anwender im ganzen Schrank verteilen. Wie lange es schließlich dauert, bis ein Kleidungsstück komplett durchgetrocknet ist, hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. der Menge des aufgenommenen Wassers sowie der Luftfeuchtigkeit. Getrocknet werden können übrigens nicht nur Kleidungsstücke, sondern auch Ausrüstungsgegenstände wie z.B. Seile oder Schläuche.

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Hygiene: Ozon oder Plasma?

Ebenfalls nicht unwichtig: der Faktor Hygiene. Immerhin wird in Workwear gearbeitet, dementsprechend kann sie manchmal etwas unangenehm riechen. Um diese Gerüche zu beseitigen, nutzt Gladek Ozon, das durch UV-C-Lampen generiert wird. „Für den Bereich Trocknungssysteme im Arbeitsschutz steht bei unserer Gladek Hygienic Solution primär die Geruchsneutralisation im Vordergrund, wobei natürlich auch eine desinfizierende Wirkung erreicht wird“, erklärt Alex Gladek, Geschäftsführer der Gladek Technik GmbH. Um Anwender wie Ausrüstungsgegenstände zu schützen, kommen dabei lediglich geringe Mengen Ozon zum Einsatz.

Dagegen setzt Wintersteiger auf eine andere Herangehensweise: „Wir haben eine Plasmaquelle im Schrank verbaut“, so Mühlmann. „Diese erzeugt eine sehr hohe Menge an negativen Luftionen. Diese Ionen werden mit den Düsen ausgeblasen und treffen dann auf Bakterien oder auch Viren und töten sie ab. Und das ganz ohne Ozon.“ Zwar kann bei der Erzeugung von nichtthermischem Plasma ebenfalls Ozon entstehen, jedoch haben die Hersteller die toxikologische Unbedenklichkeit des Systems in Studien belegt.

Die Zukunft des Trockenschranks

Neben der bisherigen Technologie geht die Entwicklung beständig weiter und Zukunftstrends sind erkennbar. So sehen die Experten von Gladek die Zukunft nicht in „offenen Systemen“, wie z.B. separaten Kleidungs-, Handschuh- oder Stiefeltrocknern. Stattdessen gebe es einen großen Bedarf an Systemlösungen, die sogar noch über den eigentlichen Trockenschrank hinausgehen würden. Konkret sollen die separate Aufbewahrung und Trocknung der Kleidung für jeden Mitarbeiter zusammengelegt werden. Schon jetzt bietet das Unternehmen beheizbare Garderobenspinde an. Dabei wollen die Experten zukünftig auch dem Konzept der Schwarz-Weiß-Trennung, also der getrennten Aufbewahrung von sauberer Privatkleidung und potenziell schmutziger Workwear mehr nachgehen. Bei Wintersteiger liegt der Fokus darauf, die eigenen Schränke energieeffizienter zu machen. Denn: „Trocknung ist sehr energieintensiv, vor allem schnelle Trocknung“, so Mühlmann. Und auf Energieeffizienz kommt es an. Nicht nur im Wintersportbereich.

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