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Stadtbauhof Landau an der Isar: Täglich Kampf gegen Schmutz und dreimal Großputz

Landau an der Isar wurde 1224 gegründet. Wie im Mittelalter üblich waren die Straßen damals staubige, unbefestigte Wege.

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Reinhold WeißFür Straßenreinigung interessierte sich niemand. Heute sind saubere und vor allem intakte Straßen ein Aushängeschild. Dafür investiert Landau a. d. Isar sehr viel.

Straßen sind das schwarze Gold der Kommunen“, sagt Reinhold Weiß, Bauhofleiter und stellvertretender Amtsleiter des Bauamts in Landau an der Isar. „Was Sie hier an Instandhaltung versäumen, holen Sie nie mehr auf.“ Straßenreinigung ist nur eine Maßnahme für ein ansprechendes Stadtbild. Ebenso wichtig ist es, Straßenschäden schnell und dauerhaft zu reparieren oder gar die Decken komplett zu erneuern. „Wir investieren jährlich etwa 1 Mio. Euro in unsere Straßen, davon 300 000 Euro allein in die Deckenerneuerung.“ Denn wo es keine Löcher und kein billiges Flickwerk gibt, fällt automatisch weniger Dreck an. Kaputte Straßen produzieren Schmutz.

Trotz gut erhaltener Beläge bleibt bei der Straßenreinigung genug zu tun. Dreimal jährlich ist in Landau an der Isar und den umliegenden Gemeinden Großputz. Das erste Mal im Frühjahr, wenn der Splitt, der vom Salz-Splitt-Gemisch des Winterdienstes auf den Straßen übrig bleibt, beseitigt werden muss. Im Stadtgebiet erledigen das die Mitarbeiter des Bauhofs mit zwei Kehrmaschinen. Für die Reinigung der umliegenden Dörfer werden Unternehmen beauftragt. Der nächste Großkehrtag findet im Juni statt, bevor in Landau das traditionelle Volksfest stattfindet. Letzter Termin ist im Herbst. Da wird vor allem Laub gekehrt.

Im Innenstadtbereich ist eine Kehrmaschine während des Jahres vier Tage die Woche im Einsatz, ebenso ein Stadtreingungstrupp aus drei bis vier Personen, die mit Handkarre und Besen dort fegen und säubern, wo die Kehrmaschinen nicht hinkommen. Außerdem müssen einmal wöchentlich 250 Mülleimer in Parkanlagen und 34 Spielplätze gereinigt werden.

Während den Menschen im Mittelalter vor allem Staub und Fäkalien das Leben auf den Straßen schwer machten, ist es heute der Wohlstandsmüll, der den Außenbereich verunreinigt. „Das Müllaufkommen nimmt immer mehr zu“, berichtet Weiß. Ein Grund dafür sind die Bequemlichkeit der Menschen und fehlende Strafen (siehe Kasten). Natürlich fördern Einweggeschirr und Verpackungen aus Fast-Food-Ketten und Coffee-to-go-Shops diese Gewohnheit. Zwar schicken McDonald‘s & Co. im Umkreis von 100 m um ihre Filialen regelmäßig Mitarbeiter auf Müllsuche, doch auch weiter entfernt finden sich noch genug Pappbecher und Papiertüten.

„Dazu kommt die segensreiche Erfindung des elektrischen Fensterhebers“, sagt Weiß ironisch. „Da geht es viel einfacher, seinen Müll aus dem Auto auf die Straße zu werfen.“ Auch die wilde Hausmüllentsorgung nimmt zu. Auf Wiesen ist Müll ein eher kleines Problem. „Das wird beim Mähen einfach mit geschreddert“, schildert Weiß. Der „wilde Müll“, korrekt bezeichnet als „hausmüllähnlicher Gewerbeabfall“, schlägt mit jährlichen Entsorgungskosten von 45 000 bis 50 000 Euro zu Buche. 400 Euro kostet die fachgerechte Entsorgung einer Tonne Müll.

Dazu kommen 300 t Kehrgut, die in Landau an der Isar auf 180 km asphaltierten Straßen und etlichen Quadratmetern gepflasterten Plätzen jährlich anfallen: Reifenabrieb, Ruß, Staub, Sand, Splitt, Blätter, Müll und Hundekot. Das alles wird gesammelt und für 42 e/t von einem zertifizierten Spezialunternehmen entsorgt. Zertifizierungen im Entsorgungsbereich sind Pflicht. „Wir müssen schließlich sichergehen, dass das Kehrgut nicht einfach in die Donau oder die Isar gekippt wird“, gibt Weiß zu bedenken.

Splitt nicht günstiger

Ein großer Posten bei der Straßenreinigung ist die Entsorgung des Splitts. Denn der muss nicht nur von der Straße, sondern auch aus der Kanalisation entfernt werden. Vom ökologischen Nutzen von Splitt gegenüber Streusalz ist Reinhold Weiß nicht überzeugt: „Splitt hat schlechtere Reibungswerte, er macht Straßen und Autos kaputt und verstopft die Kanalisation.“ Summiert man Herstellungskosten, verursachte Schäden, Personalaufwand und Entsorgung und berücksichtigt dazu den jeweils notwendigen Energiebedarf, ist der ökologische Vorteil von Splitt zumindest fraglich. Gerne würde Weiß das im Frühjahr aufgekehrte Streugut wieder verwenden – das ist allerdings nicht erlaubt. Es muss vom Entsorgungsunternehmen erst recycelt werden, bevor der Splitt erneut auf Straßen gestreut werden darf.

Kriterium Flächenleistung

Für effiziente Straßenreinigung werden effiziente Maschinen benötigt. Hersteller von Kehrmaschinen werben immer wieder mit der Flächenleistung. „Das ist nur sinnvoll, wenn ich tatsächlich Fläche habe, die ich kehren muss. Schon in einer kleinen Gasse oder in einem Parkhaus hilft mir diese Angabe wenig“, findet Weiß. Seit 2009 sorgt in Landau die Hako Citymaster 2 000 mit 3-Besen-System für saubere Straßen. Ein Tremo Carrier von Multicar kann bei Bedarf ebenfalls mit einem Kehrbesen ausgestattet werden.

Kleinere Schäden an Maschinen und Geräten werden in der Werkstatt des Bauhofs repariert, bei größeren Defekten wird der Kundendienst eingeschaltet. „Wichtiger, als alles reparieren zu können, ist es, schnell zu entscheiden, ob man es selbst erledigen kann oder nicht. Es hilft nicht, zwei Tage rumzuprobieren, um zu merken, dass man doch lieber den Kundendienst bemüht.“ Das kommt ohnehin selten vor. Denn bevor Weiß und seine Mitarbeiter sich für eine Maschine entscheiden, werden unterschiedliche Modelle auf Herz und Nieren getestet. Das Motto, das Weiß bei der Instandhaltung von Straßen verfolgt, gilt auch bei der Maschinenauswahl: „Wer am falschen Ende spart, wird das lange bereuen.“

Text: Susanne Wannags, Redaktion FM

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