Ohne Unimog geht auf dem Bauhof nichts. Das einzige Problem der Maschinen ist, dass es bis jetzt noch keine Möglichkeit gibt, sie CO2-neutral zu betreiben und gleichzeitig die geforderte Leistung zu erreichen. Wasserstoff könnte hier Abhilfe schaffen. Beim Rundgang durch die Messehallen des Hydrogen Dialogue wird jedoch schnell klar, wo dabei das Problem liegt: Grüner, also klimaneutraler Wasserstoff ist hierzulande nicht in ausreichendem Maße verfügbar und ist in der Produktion noch sehr teuer. Henk Kleef, CEO des niederländischen Wasserstoff-Unternehmens Hygear, geht auf die Einzelheiten der Kosten ein:
„Der Preis wird dominiert von den Elektrizitätspreisen. Und wenn wir die nicht verändern können, habe ich ernsthafte Zweifel, ob wir die Preise von Wasserstoff verringern können.“
Für die Herstellung grünen Wasserstoffs, bei der sogenannten Elektrolyse, wird vergleichsweise viel Strom benötigt. Das Zentrum Wasserstoff Bayern spricht hier von 40 bis 80 Kilowattstunden pro erzeugtem Kilo Wasserstoff, je nachdem wie effektiv der verwendete Elektrolyseur ist. An Tankstellen kostet ein Kilo des klimaneutralen Treibstoffs deshalb sogar bis zu 15 Euro, also keine Konkurrenz zu Verbrennern und E-Mobilen. Schwierige Aussichten, global gesehen sei hier jedoch Besserung in Sicht, so Jürgen Pfeiffer, Moderator des Hydrogen Dialogue:
„Der Kern des Problems ist das Thema Preis. Dieses Kamel muss durch das Nadelöhr und der Preis, der global für Wasserstoff zu erwarten sein wird, muss und wird sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren irgendwo bei zweieinhalb bis zwei Dollar einpendeln und dann geht da deutlich mehr.“
Sinkende Preise durch Importe
Diese Einschätzung wird von zahlreichen Experten geteilt. Zum einen soll die Technik der Elektrolyseure effizienter werden, zum anderen will die Politik in den kommenden Jahrzehnten vermehrt auf Importe setzen, wie Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei seiner Keynote auf dem Hydrogen Dialogue betont:
„Und da ist gerade das Thema Wasserstoff die Riesenchance, sich Energiepartner auf der ganzen Welt zu suchen, und zwar Dutzende und das tut Bayern derzeit. Ich will die Länder gar nicht alle reihum aufzählen, es geht in die Dutzende.“
Gerade sonnenreiche Regionen wie Nordafrika oder Südamerika bieten neben einem günstigen Strompreis auch gute Bedingungen zur Erzeugung von grünem Strom, wie in Wind- oder Solarparks. Mit dieser gewonnenen Energie kann wiederum grüner Wasserstoff erzeugt werden, der anschließend nach Europa exportiert wird.
Eine ambitionierte Strategie, allerdings dürfte es noch einige Zeit dauern, bis Bauhofleiter hierzulande von den sinkenden Wasserstoffpreisen profitieren können. Allerdings gibt es gerade für kommunale Einrichtungen auch andere Möglichkeiten, um – unabhängig von dem internationalen Markt – selbst mit der Erzeugung von Wasserstoff anzufangen. Mehr dazu berichtet Timon Günter, Doktorand der Chemie an der Universität Augsburg:
„Wenn man jetzt beim Thema Dezentralisierung ist, also wenn sie jetzt gerade Bauhöfe ansprechen: Man kann seine Solaranlage dann auf dem Dach haben und einen kleinen Elektrolyseur im Keller und sich dann zum Beispiel seinen Gasspeicher selbst aufbauen, indem man Wasser spaltet, sowas wäre eine Möglichkeit.“
So könnten Bauhöfe und andere kommunale Unternehmen den Wasserstoff für die betriebseigenen Geräte selbst herstellen. Bereits jetzt sind einige Hersteller am Markt, die passendes Equipment bieten. Immer vorausgesetzt natürlich, dass die Kommunen auch genügend Strom für die Wasserstoffproduktion bereitstellen können.