O-Ton Hubert Aiwanger
Und genau hier wäre dann auch die Chance der Kommunen, zu sagen: ‚Ich erzeuge meinen eigenen Wasserstoff aus der eigenen Kläranlage, aus dem eigenen Biomüll usw., kann damit meine eigenen Müllfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb füttern u.ä.‘ Mich freut es, dass Wasserstoff heute den Stellenwert hat, in der Umweltpolitik und auf dieser Umweltmesse, der ihm zusteht, und erkläre diese Ausstellung für eröffnet, vielen Dank.
So der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei der Eröffnung der Spotlight Area „Wasserstoff in der Kreislaufwirtschaft“. Wie der Name schon vermuten lässt, sollen hier Konzepte vorgestellt werden, mit denen Kommunen selbst in die Wasserstoffherstellung einsteigen können. Dadurch könnten Städte und Gemeinden zukünftig ihren eigenen Kraftstoff für die Fahrzeuge in Bauhof und Müllabfuhr produzieren und das in Kreislaufwirtschaft, also durch Wiederverwendung bestehender Ressourcen. Grund genug, dem Thema einen besonderen Platz auf der Messe zu geben. Entsprechende Pläne hätten schon seit der vergangenen IFAT bestanden, wie Messeleiter Phillipp Eisenmann berichtet:
O-Ton Phillipp Eisenmann
Und wir haben gesehen, beim letzten Mal, dass es Verfahren gibt, die aus Abwasser Wasserstoff erzeugen können. Wir sehen, dass Fahrzeuge mit Wasserstoff betrieben sind. Wir sehen neue Energieformen aus Biogas, die Wasserstoff erzeugen. Und wir haben gesagt: ‚Ok, das Thema ist so wichtig und auch ein wichtiger Punkt, der die Firmen beschäftigt. Und deswegen auch diese Wasserstofffläche. Diese Wasserstofffläche hat verschiedene Inhalte. Zum einen haben wir dort Aussteller, die sich dem Thema Wasserstoff eben auch annehmen, z.B. wie aus einer Müllverbrennung Wasserstoff gewonnen wird, oder aus Biogas, sich aber gleichzeitig auch die Anwendungen im kommunalen Bereich anschauen.
Neben dem Zentrum Wasserstoff.Bayern findet die Spotlight Area auch in Partnerschaft mit dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) statt. Der Verein hat in der Vergangenheit bereits ein technisches Regelwerk für Wasserstoff erarbeitet und ist mit einigen Ingenieuren vor Ort. Einer von ihnen ist Michael Walter, Manager Forschung und Entwicklung des Innovationsprogramms Wasserstoff des DVGW. Er erläutert die einzelnen Möglichkeiten, die Kommunen bei der H2-Erzeugung haben.
O-Ton Michael Walter
Wasserstoff, das hört man jetzt so allerorten, Wasserstoff muss importiert werden. Und dann habe ich die Wasser-Elektrolyse, mit der ich den Wasserstoff erzeuge. Sowas gibt es aber auch in der kommunalen Kreislaufwirtschaft. Dort haben wir sehr viele Stoffströme. Ich kann auch dort den Wasserstoff über die Wasser-Elektrolyse erzeugen.
Die benötigte Energie für die Elektrolyse kommt aus zahlreichen Quellen, die im Kommunalen schon bestehen, wie z.B. Solar- oder Windparks. Aber auch Müllverbrennungsanlagen können den benötigten Strom bereitstellen. Doch nicht immer muss der Müll auch verbrannt werden. Mittels Pyrolyse lassen sich Kunststoffabfälle direkt zu Wasserstoff umwandeln. Und auch Biogasanlagen können ihren Teil zur H2-Produktion beitragen. Um dies zu verdeutlichen, sind einige Hersteller vor Ort, die an entsprechenden Projekten arbeiten, wie das Unternehmen BtX Energy. Produktingenieurin Lena Gretsch berichtet, wie die Biogas-Umwandlung in der betriebseigenen Anlage funktioniert.
O-Ton Lena Gretsch
Also wir stellen Wasserstoff aus Biogas her, mittels Dampfreformierung. Wir haben da eine Pilotanlage in Krefeld und die macht direkt aus dem Biogas den Wasserstoff. Das heißt, das Biogas geht in unsere Anlage rein und mit der Zugabe von Wärme und Wasser erzeugt der Reformer dann Synthesegas mit einem sehr hohen Wasserstoffanteil. Das geht dann wiederum in die Druckwechseladsorbtion, dort wird der Wasserstoff abgeschieden. Und der ist dann direkt bereit zum Vertanken.
Bei der angesprochenen Anlage handelt es sich um einen Container, der an Biogasanlagen angeschlossen werden kann und laut Herstellerangaben 100 kg Wasserstoff pro Tag produziert. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass einige Möglichkeiten bestehen, mit denen Kommunen in die Wasserstoffproduktion einsteigen können. Wie zeitnah das geschehen wird, ist eine andere Frage. Immerhin sind neue Technologien vergleichsweise teuer. Dennoch ist es unschwer vorstellbar, dass wir in naher Zukunft einige entsprechende Leuchtturmprojekte sehen werden. Denn die Vorteile kommunaler Wasserstofferzeugung liegen auf der Hand.