Stihl, Husqvarna, Milwaukee – Zur Hausmesse des GaLaBaus sind wieder zahlreiche Werkzeug-Hersteller in die Nürnberger Messehallen gereist. Diese können sich auch nicht über fehlende Aufmerksamkeit beklagen. Jeder Messestand wird von Besuchern geradezu überrannt. Kein Wunder, denn der Markt entwickelt sich gut, wie Fabian Hedtrich, Senior Consultant Power Tools bei Makita, berichtet:
Also der Akkumarkt ist nach wie vor wachsend, zurzeit ist die allgemeine Lage natürlich ein bisschen schwieriger. Aber trotzdem merkt man unheimlich, dass die Nachfrage nach Akkugeräten weiterhin sehr sehr stark steigt.
Egal ob Privat- oder Profibereich, die Nachfrage der Anwender ist ungebrochen und wird sich wahrscheinlich in den kommenden Jahren erhöhen. Zahlreiche Hersteller machen mittlerweile den Hauptteil ihres Umsatzes mit den Akkumaschinen. Dafür gibt es auch gute Gründe. Gerd Vollmer, Vertriebsdirektor bei Greenworks Tools, dem Hersteller der Werkzeugmarke Cramer, erklärt, warum sich Anwender zurzeit gegen Verbrennergeräte entscheiden.
Einmal ist es das gute Gewissen, das man hinter sich hat. Dass man sagt ‚Ok, ich tue jetzt was für die Umwelt.‘ Zum anderen sind es die Kosten. Weil die Kosten-Nutzen-Rechnung im Vergleich zu einem Benzin oder Dieselgerät ist innerhalb von drei Jahren oder sogar schon früher erreicht.
Dazu kommen weitere Vorteile, wie der geräuschlose Einsatz der Werkzeuge. Einige Hersteller verraten sogar, dass manche ihrer Abnehmer die Benziner deswegen komplett ignorieren würden. Dennoch gibt es immer noch Anwendungen, die nicht mit Akkugeräten erledigt werden können. So verlangen die Kunden manchmal Leistungen, die der Markt noch nicht erfüllen könne, wie Laurent Vivés, Geschäftsführer der Pellenc GmbH berichtet:
Also sehr leistungsfähigere Maschinen sind noch nachgefragt. Wir können noch nicht alle benzinbetriebenen Maschinen ersetzen. Wir kommen an eine sehr hohe Leistungsklasse mittlerweile. Aber so starke Rückenblasgeräte, da brauchen wir einfach noch mehr Leistung, höheres Gewicht und der Kunde ist nicht bereit, dieses Gewicht zu tragen.
Ein anderes Problem ist die Energie, erläutert Andreas Müller, Produktmanager für Akkus beim schwäbischen Hersteller Stihl. Gerade vor dem Hintergrund der technologischen Entwicklung sei es zwar zukünftig möglich, mehr Anwendungen zu elektrifizieren.
Das heißt aber auch im Umkehrschluss, die Geräte müssen mehr leisten und brauchen somit mehr Energie. Und da kommen wir zu dem Punkt: Bei dem Energiebedarf hinken wir in der Akkuzellenentwicklung zum Thema Leistung ein wenig hinterher. Auch hier tuen sich neue Technologien auf, das werden wir in den nächsten Jahren sehen. Aber die Hauptherausforderung für Anwender, die auf Akkus umgestiegen sind, ist: „Wie kann ich mit Akkus den ganzen Tag arbeiten? Wie kann ich meine Energie so einteilen, dass sie für den ganzen Tag reicht?
Der Einsatz von Akkus erfordert also ein Umdenken: Im Gegensatz dazu, ein Benzingerät von der Leistung her komplett zu ersetzen, geht es vielmehr darum, eine Infrastruktur zu schaffen, bei der Anwender jederzeit Zugriff auf geladene Akkus haben. Hier haben die Hersteller viele verschiedene Lösungen parat, zum Beispiel große Stromspeicher, mit denen sich die Akkus auch abseits von Steckdosen laden lassen können. Ein Beispiel findet sich am Stand von Kress. Produktmanager Fritz Wieland erklärt die Ladelösung:
Also wir stehen hier vor unserem Cybertank. Das ist eine mobile Ladestation, die ähnlich wie eine Powerbank funktioniert. Ich lade die Batterie nachts auf, nehme das Gerät dann mit zu meinem Arbeitseinsatz, kann dann natürlich mit zwei Akkus im Wechsel arbeiten mit einer Maschine. Wir haben dabei immer eine kürzere Ladezeit als eine Entladezeit und das ist absolut die Zukunft. Ich möchte als Anwender das Ladegerät immer dabeihaben, ich möchte so wenig Akkus wie möglich besitzen, allein aus einem Kosten- und Ressourcenaspekt. Ich bin mobil und nicht mehr abhängig von einer Steckdose und kann das dann ähnlich wie bei einem Benzingerät mit Nachtanken in der fast gleichen Zeit erledigen.
Mobile Ladestationen zur dezentralen Aufladung sind also zurzeit im Trend. Diese können problemlos im Auto verstaut oder auf die Baustelle mitgenommen werden. Jedoch kommt es dabei nicht nur auf die eigentliche Ladung an, sondern auch darauf, den Akku unter Idealbedingungen zu halten, wie Andreas Weber, Produktspezialist für Akkutechnik bei Husqvarna ausführt:
Wir bieten Ladelösungen an, wo wir zum Beispiel im Winter die Akkus temperieren, die werden auf einer gewissen Temperatur gehalten, damit der Endkunde einen Akku hat, der die komplette Laufzeit hat. Ein Akku darf nie zu kühl werden, sonst verliert er Laufzeit. Genau das Gegenteil machen wir im Sommer. Ein Akku darf nie zu warm werden, damit er möglichst lange hält. Deswegen kühlen wir im Sommer.
Praktischerweise lassen sich Ladeboxen mit dieser Technik auch in Fahrzeug-Innenräume oder auf Pritschen einbauen. So können acht oder 16 Akkus immer mitgeführt und bei Bedarf geladen werden. Wirklich interessant wird es aber, wenn E-Autos ins Spiel kommen:
Wenn man dieses ganze Konzept in ein Elektrofahrzeug verbaut, managen wir sogar die Energie, die im Fahrzeug ist. Also, das Fahrzeug denkt intelligent mit. Das Fahrzeug weiß, im Moment lade ich Akkus und schreibt dem Endanwender in das Display des Fahrzeugs ‚Jetzt kannst du noch 150 Kilometer fahren.‘ Ich kann sogar sagen, dass ich zum Schluss noch 50 Kilometer brauche in die Firma, sodass der Anwender ständig seine Akkus laden kann, gar nicht viele Akkus kaufen muss, weil er ständig seine Akkus nachlädt.
Unschwer vorstellbar, dass wir Konzepte wie dieses zukünftig öfter sehen werden. Neben Innovationen in der Akku-Infrastruktur bleibt auch das Energiemanagement ein stetiger Fokus der Hersteller, um die zur Verfügung stehende Energie zwischen Akku und Werkzeug mit einer maximalen Effizienz einzusetzen. Ob Akkuwerkzeuge eines Tages ihre Verbrenner-Kollegen endgültig verdrängen werden, bleibt abzuwarten. Nur eine Sache ist klar: Es wird auf jeden Fall spannend bleiben.