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Reportage: Der vielfältige Arbeitsalltag einer Autobahnmeisterei

Autobahnsperrung, Mäharbeiten, Kontrollfahrten – die Aufgaben einer Autobahnmeisterei sind mannigfaltig. Wir durften die Männer der Autobahnmeisterei Memmingen einen Tag lang auf ihren Einsätzen entlang der A7 begleiten

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Von: Jessica Gsell

5.30 Uhr an einem Mittwochmorgen: Nicht unbedingt die Zeit, zu der die Männer der Autobahnmeisterei Memmingen normalerweise ihren Dienst antreten. Doch heute steht – zusätzlich zur regulären Arbeit – noch ein besonderer Tagesordnungspunkt auf dem Programm: Auf einem Teilstück der A7 zwischen Memmingen Süd und Woringen sollen die Hochspannungsmasten abgebaut werden. Da dabei die Leitungen auf die Fahrbahn fallen, muss die Autobahnmeisterei den Bereich vorab sperren – und das so früh wie möglich, bevor der Verkehr stärker wird. Die Männer versammeln sich zur Lagebesprechung im Aufenthaltsraum. Markus Sailer, Kolonnenführer der Autobahnmeisterei, teilt Fahrzeuge und Mitarbeiter ein. „Wir reduzieren auf 120, 80 und 60 km/h runter“, gibt Sailer vor. Denn seit diesem Jahr ist es Pflicht, für eine solche Arbeit mit 3 Vorwarnanhängern auszurücken. Nach weiteren Instruktionen geht es hinaus zu den Fahrzeugen.

Sämtliche Maschinen des Fuhrparks werden vorgefahren. An den Vorwarnanhängern stellen die Mitarbeiter die Hinweise auf Fahrspurverengung sowie Geschwindigkeitsbegrenzung per Fernbedienung ein. Beinahe die gesamte Autobahnmeisterei kommt zum Einsatz: 10 Maschinen sowie 15 Mitarbeiter. Selbst der LKW, der ganzjährig mit einem großen Anbaustreugerät bestückt ist, wird genutzt. „Für einen solchen Einsatz kommen wir schon an unsere Grenzen“, sagt Martin Bihlmayer. Der 38-Jährige bildet an diesem Tag mit seinem MAN 14-Tonner das Ende der Absicherungskette. Da das Betriebsgelände der Autobahnmeisterei direkt an der Auffahrt zur A7 liegt, geht es ziemlich schnell zum betreffenden Teilstück. Auf der Fahrt dorthin sieht man bereits die Mitarbeiter der LEW, die auf ihren Arbeitsbühnen stehen und darauf warten, schnellstmöglich mit dem Kappen der Leitungen zu beginnen.

Behinderung durch Verkehrsteilnehmer

Der Konvoi wechselt die Fahrbahnseite. Daraufhin hält der erste Mitarbeiter der Autobahnmeisterei auf dem Seitenstreifen: Sein Anhänger fordert die Verkehrsteilnehmer auf, die Geschwindigkeit auf 120 km/h zu reduzieren, da sich in Kürze beide Fahrbahnen zu einer verengen und es zu einer Umleitung kommt. 500 Meter weiter ist bereits der Nächste positioniert: Er reguliert das Tempo auf 80 km/h herunter. Gleich darauf folgen 60km/h. Bihlmayer positioniert seinen LKW mit Anhänger auf der linken Spur, direkt an der Autobahnabfahrt, an der der Verkehr umgeleitet wird. Sein Kollege Wolfgang Bihler hält nur wenige Meter hinter ihm auf der linken Fahrbahn. „Ich stell schon einmal die Kegel auf“, ruft Bihler und platziert diese zwischen den beiden LKW. „Es gibt immer Autofahrer, die es versuchen und einfach durchfahren“, erklärt der 38-Jährige die Maßnahme. Langsam bildet sich eine Schlange an der Autobahnausfahrt. „Ist ein Unfall passiert“, fragt ein Fahrer aus seinem Auto heraus. Bihlmayer klärt ihn kurz auf. Er ist solche Fragen schon gewohnt.

Nach gerade einmal einer Stunde ist die ganze Aktion vorbei. „Wenn wir weg sind, gibt der hintere den nachfolgenden drei Kollegen über Funk Bescheid“, erklärt Bihlmayer den Ablauf. Die hinteren Drei müssen wiederum die erhaltene Meldung bestätigen. „Nicht, dass man einen vergisst“, meint der 38-Jährige lachend und erzählt, dass das schon vorgekommen sei. Zurück auf dem Betriebsgelände geht es für die Männer direkt mit dem Alltagsgeschäft weiter. Das Abbauen von Baustellenschildern steht an. Zu viert rücken die Männer aus und bekommen dabei Unterstützung vom Fahrer des Brückentrupps, der mit seinem Hubsteiger für das Erreichen der rund 3 Meter hohen und 2 Meter breiten Schilder benötigt wird. Die Baustellenarbeiten an der Anschlussstelle Berkheim in Richtung Füssen konnten früher als geplant abgeschlossen werden. „Das ist für uns natürlich immer super“, findet Mitarbeiter Thomas Pietschmann und hält mit seinem Mercedes Benz Vario direkt hinter dem Hubsteiger. Gleich nach ihm positioniert sich Vorarbeiter Alvin Amrein mit seinem 14-Tonner, der mit einem Palfinger-Kran ausgestattet ist. Einige Meter entfernt sichert ein weiteres Fahrzeug die Einsatzstelle ab. Nonstop rauscht der fließende Verkehr an den Männern vorbei.  

Schilderabbau mit Kran und Hebebühne

Mitarbeiter Christian Kiesel fährt mit der Hebebühne in luftige Höhen, um die Halterungen zu lösen. Zur Absicherung wird das Schild am Kran befestigt. Amrein lenkt daraufhin mit den Joysticks seiner Fernbedienung den Kran. Das Baustellenschild wandert langsam in Richtung LKW-Ladefläche. Darauf wartet bereits Pietschmann, um das Schild in Empfang zu nehmen und ordentlich auf dem Fahrzeug zu platzieren. Währenddessen lösen Kiesel und der Vierte im Bunde, Wolfgang Bihler, die Stangen, an denen das Schild befestigt war. Zum Schluss werden noch die Schraubgewinde aus dem Boden gezogen. Derselbe Ablauf auch beim nächsten Schild. Dann wird allerdings der Hubsteiger zu einem anderen Einsatz gerufen. Mit dem Abbau der großen Schilder ist es damit vorbei. „Dann entfernen wir jetzt noch die kleinen“, gibt Vorarbeiter Amrein die nächste Anweisung. Gesagt, getan: Direkt an der Auffahrt zur A7 steht das erste der Schilder. Einmal umgekippt, wird es mit Seilwinden am Haken des Krans befestigt und ebenfalls auf den LKW verladen.

Roberto Gaukstern kommt vorbei. Der 56-jährige Mitarbeiter der Autobahnmeisterei macht gerade eine seiner Kontrollfahrten. „Ich schau, ob alles passt“, erklärt Gaukstern, während er die Baustelle am Memminger Kreuz passiert. Jeden Tag liegt sein Augenmerk auf einem anderen Bereich der Autobahn: montags Standstreifenkontrolle, mittwochs Überprüfung der Aus- und Zufahrten sowie der Parklätze am Memminger Kreuz, freitags Kontrolle des Memminger Kreuzes und Fahrbahnabsuche nach toten Tieren. Gaukstern erreicht den ersten Rastplatz und sieht hier nach dem Rechten. Vor nicht allzu langer Zeit musste sich die Autobahnmeisterei Memmingen noch selbst um das Entleeren der Mülltonnen und den weggeworfenen Unrat kümmern. Damit wurde jetzt eine Fremdfirma beauftragt. „Wir kontrollieren aber zum Beispiel immer noch, ob die Mülltonnen an ihren Halterungen stehen“, berichtet der 56-Jährige. Zudem ist die Autobahnmeisterei auch für die Grünflächenpflege und den Winterdienst an den Rastplätzen verantwortlich. Die Kontrolle der insgesamt 64 Brücken fällt ebenfalls in ihren Aufgabenbereich.

Erleichterung beim Mähen mit mehreren Auslegergeräten

Auf der Grünfläche neben einer der unzähligen Autobahnabfahrten ist ein Kollege gerade dabei, mit einem Reform-Geräteträger das bereits hochgewachsene Gras, vermischt mit Gestrüpp, zu mähen. Die Maschine hat er sich von der Autobahnmeisterei Vöhringen ausgeliehen. Der Fahrer kommt bei den sommerlichen Temperaturen sehr ins Schwitzen. Auch Martin Bihlmayer ist mittlerweile mit Mäharbeiten beschäftigt. Er rückt dem Straßenbegleitgrün mit seinem Unimog, an dem zwei Mulag-Schlegelmähköpfe angebracht sind, zu Leibe. Bihlmayer ist erst seit eineinhalb Jahren Teil der Autobahnmeisterei-Truppe. „Die Bedienung lernt man ganz schnell“, berichtet der 38-Jährige, während er sein Mähfahrzeug langsam entlang der Leitschutzplanke manövriert. Die Arbeit mit gleich zwei Auslegergeräten sei schon eine Zeitersparnis. Und lächelnd fügt er hinzu: „Ein dritter Mäharm wäre aber schon auch noch klasse.“ „Als ich hier angefangen habe, haben wir diese Arbeiten noch mit einem Kantenschneider erledigt“, erinnert sich Gaukstern, mit Blick auf seinen Kollegen. Gleich hinter dem Unimog steht ebenfalls wieder ein Absicherungswagen. Zur Mittagszeit kehren die Männer zurück aufs Betriebsgelände. Nach einer Stärkung heißt dann aber schon wieder: raus auf die Straße. Denn zu tun gibt es für die Autobahnmeisterei Memmingen jeden Tag genug.

Fakten zur Autobahnmeisterei Memmingen

Mitarbeiter: 16 (und eine Mitarbeiterin in der Verwaltung), vorgeschrieben sind eigentlich 18

Aufgaben: Unterhalt und Betrieb der Autobahn; dazu zählen Winterdienst; Grün- und Gehölzpflege im Bereich der Verkehrssicherheit; Reinigung der Fahrbahnen, Anschlussstellen, Rastanlagen und Parkplätze; Unfalldienst (Absicherung und anschließendes Aufräumen); Markierungsarbeiten, Schadstellensanierung; Kanalspülung.

Fuhrpark: 4 LKW (davon ein 4-Achser sowie drei 3-Achser); 1 Mehrzweckgeräteträger Unimog 530; 7 Kleinfahrzeuge (3 VW-Busse, 1 Mercedes Sprinter, 1 Mercedes Benz Vario, Ford Ranger, Renault Kangoo)

Verantwortungsbereich: Er umfasst das rund 60 Kilometer lange Stück der A7 von der Anschlussstelle Altenstadt bis Kempten-Leubas. Dazu zählen insgesamt acht Anschlussstellen, 4 Rastanlagen sowie 9 Parkplätze.

Text/Bilder: JG – Redaktion Bauhof-online.de

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