Die hohe Rattendichte in vielen Teilen Deutschlands stellt Städte, Kommunen und Gemeinden vor große Herausforderungen. Allein in Berlin leben laut Schätzungen rund sechs Millionen Ratten. Sie wühlen und nagen sich durch unterirdische Kanäle, unterhöhlen Straßen- und Gehwegflächen bis hin zum Einsturz und zerstören selbst Betonstrukturen. Zudem übertragen Ratten Krankheiten wie Wurmeier, Salmonellen, Leptospirose, Ektoparasiten, die Weil-Krankheit und Tuberkulose. Will man die Zerstörung von Infrastruktur sowie die Ausbreitung von Krankheiten verhindern, muss man die Verbreitung der Ratten eindämmen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, schließlich kann ein einziges Rattenpaar für bis zu 1.200 Nachkommen in einem Jahr sorgen.
Da Ratten äußerst schlaue Tiere sind, müssen spezielle Giftstoffe eingesetzt werden, die erst nach einigen Tagen wirken, da herkömmliche Fraßköder nach einmaligem Erfolg von anderen Ratten gemieden werden und Schlagfallen nur bei vereinzeltem Rattenvorkommen Sinn machen. Die für Ratten entwickelten Giftstoffe (Rodentizide) behindern die Blutgerinnung, wirken aber auch bei anderen Tieren – und auch beim Menschen. Die Giftstoffe können zu einem Großteil weder in Klärwerken gefiltert noch biologisch abgebaut werden. So bleiben sie über Jahrzehnte in der Umwelt.
Städte, Kommunen und Betreiber von abwassertechnischen Anlagen sind mittlerweile gesetzlich dazu verpflichtet, den Kontakt zwischen Giftköder und Wasserkreislauf unter allen Umständen zu unterbinden. Im Rahmen der bereits Ende letzten Jahres abgeschlossenen Neugenehmigung von sogenannten Antikoagulanzien als Biozid-Wirkstoffe, hat die EU-Kommission in Kooperation mit den Mitgliedsstaaten die Anwendungsbestimmungen und Risikominderungsmaßnahmen (RMM) für antikoagulante Rodentizide Europa-weit harmonisiert. Alle 27 Mitgliedsstaaten und damit auch alle Betreiber in Deutschland müssen sich an die neuen Vorschriften halten. Für den Einsatz von Rattengift ist jeweils eine nationale Zulassung der Produkte notwendig. In Deutschland wurden die entsprechenden Anweisungen für die Verwendung von Risikominderungsmaßnahmen stark verschärft. Sie gelten für alle Anwendungen sowie für den jeweiligen Verwender. Wenn Giftköder in der Nähe von Gewässern oder Wasserableitungssystemen platziert werden, muss sichergestellt werden, „dass ein Kontakt des Köders mit dem Wasser verhindert wird“ – selbst bei Hochwasser. In der Kanalisation muss zudem dafür gesorgt werden, dass der Köder „nicht weggespült werden“ kann.
Clevere Köderschutzboxen erkennen „Ratten-Hotspots“
Ohne den Einsatz von speziellen Köderschutzboxen müssten die Köder folglich über der Hochwassermarke angebracht werden, damit die Giftköder etwa in Kanalschächten bei starkem Regen nicht mit Wasser in Berührung kommen oder sogar durch Abschwemmen komplett in den Wasserkreislauf gelangen können. Doch das hieße, dass die Köder so hoch eingehängt werden müssten, dass sie bei normalen Wasserständen überhaupt nicht erreichbar wären für die Ratten. Die smarten, Software-basierten Köderschutzboxen der ball-b GmbH & Co. KG ermöglichen es nun, die Ratten genau dort zu bekämpfen, wo sie ihr Unwesen treiben – selbst, wenn die Ratten ihr Revier wechseln. Das Nürnberger Unternehmen hat dafür eine neuartige Köderschutzbox entwickelt, die über allerlei smarte Technologie verfügt. Mittels eines speziellen Mechanismus schließen sich die Boxen automatisch, wenn der Wasserpegel am Standort steigt, sodass selbst bei starkem Regen und Hochwasser kein Kontakt zwischen Giftköder und Wasser möglich ist. Damit ist, laut Herstellerangaben, das sogenannte ToxProtect-System das einzige seiner Art, das die neusten gesetzlichen Anforderungen erfüllt.
Neben diesem Mechanismus, der Mensch und Umwelt vor gefährlichem Rattengift im Wasserkreislauf schützt, verfügt das System über viele weitere Features und Funktionen. So sind die einzelnen Boxen u.a. mit Erkennungssensoren ausgestattet, die ein elektronisches Monitoring ermöglichen. Dadurch lässt sich erkennen, an welchen Standorten tatsächlich viele Ratten vorzufinden sind. Ist das Rattenvorkommen an einem Standort niedriger als erwartet bzw. hat die Box den gewünschten Effekt bereits erzielt, kann die Köderschutzbox mit Hilfe des sogenannten VarioFix-Montagesystems kurzerhand von einem einzelnen Mitarbeiter an einem anderen Ort angebracht werden, ohne dass er dafür in den Schacht absteigen muss. Somit kann es nicht passieren, dass eine Box wochenlang wirkungslos in einem Schacht angebracht ist, der gar nicht (mehr) von Ratten heimgesucht wird. Indem die Ratten-Hotspots leicht ausgemacht werden können, sind die einzelnen Boxen jederzeit effektiv. Der Wechsel der Köder ist ebenfalls ohne den Einstieg in den Schacht möglich, was einen höheren Arbeitsschutz für die Mitarbeiter bedeutet und gleichzeitig Zeit spart. Aufwendige Sicherungsmaßnahmen vor Schachtabstiegen wie Gasmessungen werden überflüssig. Trotz des flexiblen Systems, das sich für alle gängigen Schachtbauwerke eignet, ist die Köderschutzbox selbst bei Starkregen und Rückstau jederzeit fest fixiert.
Wichtige Informationen u.a. zum Effekt der einzelnen Köderschutzboxen sowie zum jeweiligen Rattenaufkommen werden per Funk ausgelesen und stehen dem Anwender mittels Cloud-Technologie übers Internet zur Verfügung. Anwender, die bereits fest installierte ToxProtect-Köderschutzboxen im Einsatz haben, können diese auf das neue VarioFix-System umrüsten.