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Praxistest: Mit Kärcher im Gelände

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Von: Tobias Meyer

Jeder Winterdienstler weiß: Wirklich planen kann man mit dem Wetter nicht, mal steht der Fuhrpark abfahrtbereit in den Startlöchern – und der gemeldete Schnee kommt und kommt nicht. Ein anderes Mal spricht die Vorhersage nur von ein wenig Regen, kurz darauf liegen über Nacht zehn Zentimeter Neuschnee. Auch Bauhof-online traf auf dieses Phänomen, verabredet mit Kärcher und vielen Praktikern am fränkischen Ochsenkopf, um die aktuelle Kommunalmaschinenflotte live im Gelände zu erleben: Dort herrschten noch am Vortag schlechte Bedingungen, um Räumschild und Schneefräse in Aktion zu testen. Bauhof-online sowie über 100 Praktiker ließen sich die Gelegenheit dennoch nicht entgehen – und wurden am Morgen mit Neuschnee belohnt.

Kärcher hatte zehn Geräteträger und Kehrmaschinen mit unterschiedlichen Anbaugeräten im Gepäck. Die Vielfalt an Front und Heck gefiel auch den Praktikern vor Ort: „Kärcher arbeitet mit verschiedenen Anbaugeräteherstellern zusammen und kann so ein sehr breites Sortiment bieten“, erklärt einer der orangen Kommunaldienstleister sein Interesse an den jungen Geräteträgern (Kärcher stieg 2009 in den Markt ein). Das praktische Vario Flex-Schneeschild von Wiedenmann (verstellbar zwischen 1,45 und 2,4 Meter Breite) ist daher ebenso verfügbar wie das klassische Modell von Fiedler, bei Fräsen und Streuern sieht es ähnlich aus – ebenso natürlich bei den Gerätschaften für den Sommer. Ein wichtiger Punkt, denn für viele sind nicht die technischen Eckdaten, sondern das Komplettpaket entscheidend: Anbauen kann man natürlich alles, was auf dem Hof steht – volle Garantie und Service gibt es aber nur, wenn Geräteträger und Anbaugerät schon ab Werk zusammen geordert wurden.

Als Kritikpunkt zeigten die Praktiker etwa den Ein- und Ausstieg auf, der ihrer Meinung nach noch bequemer gestaltet werden könnte. Die hochwertige Verarbeitung überzeugte die Anwender dafür aber, sodass sie sich einen Wechsel dennoch gut vorstellen könnten.

Anbau nur mit Öl, Zapfwelle dennoch möglich

Eine Besonderheit bei Kärcher: Eine Zapfwelle sucht man vergeblich, die Hellgelben aus Winnenden setzen komplett auf die Hydraulik. „Die Stärken liegen hier in Lautstärke und Vibration sowie Verschleiß und Sicherheit“, erklärt Maik Gränitz, Produktmanager Kommunaltechnik bei Kärcher. „Eine Hydraulik läuft viel ruhiger und somit vibrationsärmer, als ein Zapfwellentrieb, was den Komfort bei der täglichen Arbeit steigert. Daher ist auch die Lautstärke – Stichwort Wohngebiet – wesentlich geringer.“ 

Durch die Load-Sensing-Pumpe wird beim größten Model MIC 84 nur so viel hydraulische Leistung in die Schläuche gepresst, wie auch wirklich in diesem Moment vom Anbaugerät benötigt wird. „Daher läuft unsere Hydraulik auch etwas effizienter, als der herkömmliche Zapfwellentrieb“, so Maik Gränitz. Außerdem gibt es keine offen rotierenden Teile, was für mehr Sicherheit sorgen soll. Wer dennoch die Zapfwelle nutzen will – für etwa schon im Fuhrpark befindliche Anbaugeräte – wird aber nicht alleine gelassen, ein optional angebotenes Zwischenaggregat setzt die Hydraulikleistung auf einen Gelenkwellen-Stummel um.

Bereits vor der Markteinführung hatte Kärcher beim Geländeeinsatz im Schnee den neuen MIC 70 dabei, Bauhof-online durfte ihn zusammen mit den Praktikern ausgiebig testen. Der Neue basiert vollständig auf seinem kleinen Bruder MIC 50. Erstmals bläst hier aber ein Turbolader den Kubota-Motor auf 70 PS, was vor allem auf Grund der immer strengeren Abgas-Grenzwerte (EU Stufe IIIb) nötig wurde, im Auspuff steckt daher auch ein Partikelfilter. Die neue Klasse soll mit unter 3,5 Tonnen Gesamtgewicht einerseits Gehweg-tauglich sein, dennoch aber genug Power für größere Anbaugeräte haben. Offiziell in Deutschland vorgestellt wird der MIC 70 auf der IFAT-Messe in München (30. Mai – 3. Juni).

Schaufeln und Laden mit dem Geräteträger

Ebenfalls bei Kärcher zu haben ist ein Frontladersystem für Geräteträger, das Bauhof-online am neuen MIC 70 ausprobiert hat, es kann natürlich auch an anderen Modelle montiert werden. Der Lader ist mit einem herkömmlichen Schnellwechselrahmen ausgestattet, sodass in wenigen Augenblicken beispielsweise von Schaufel auf Palettengabel umgerüstet werden kann. Am Boden stemmt das Gerät 900 Kilogramm, in maximal 2,22 Meter Höhe können noch 600 Kilogramm gehalten werden. Die Praktiker können sich das System gut als Allrounder zum Laden von Sand, Streugut oder Mulch auf dem Bauhof oder für kleinere Pflegearbeiten vorstellen, etwa auf dem Friedhof.

Wer also überlegt, einen Gabelstapler anzuschaffen, könnte mit einem Geräteträger mit Frontlader ähnliches verrichten, wäre aber wesentlich flexibler. Da das System vorne am Wechselrahmen auch über die steuerbaren Hydraulikanschlüsse verfügt, kann hier auch eine Schneefräse eingehängt und betrieben werden. „Das wird vor allem in Bergregionen eingesetzt, wo sich der Schnee so hoch aufgetürmt hat, dass er in mehreren Schichten abgetragen werden muss. Da ist eine auf zwei Meter angehobene Schneefräse sehr praktisch“, erklärt Christian Kahlert, Key Account Manager bei Kärcher Deutschland. Da der Schwerpunkt durch den Lader sehr weit nach vorne wandert, muss man im Heck mit entsprechend Gewicht gegensteuern. Zusatzgewichte sind daher lieferbar.

Besser optimieren durch Kundennähe

Da Kärcher viel Wert auf die Meinung der Praktiker legt, entstehen zusammen mit den Anbaugeräteherstellern auch Lösungen für die kleinen Probleme, so Beispielsweise ein verstopfter Saugschlauch an der Kehrmaschine. Hier haben die Ingenieure nun auf einen so steil hinter der Achse verbauten Schlauch gesetzt, dass Ablagerungen künftig nur noch schwer möglich sein sollen.

Auch während des Geländeeinsatzes mit Bauhof-online hatte Kärcher ein offenes Ohr für seine Kundschaft: Das Service-Team des US-Truppenübungsplatzes Grafenwöhr sprach die Techniker auf die zu kleinen Außenspiegel an den größeren Geräteträger-Klassen an, man müsse sich entscheiden, ob man diese auf den Verkehr oder auf Hinterrad und Bordsteinkante einstellt – wünschenswert wäre aber der Blick auf beides. Irritierend sei vor allem, dass dagegen an den kleineren Maschinen große Spiegel verbaut sind. Das gleiche Problem hätten aber auch andere Hersteller. Kärcher-Ingenieur Maik Gränitz zückte sofort seinen Notizblock.

Vertrieb und Ingenieure arbeiten bei Kärcher Hand in Hand, um den Kunden eine bestmögliche Lösung anzubieten. Das merkten auch die Praktiker, die Maschinen machten auf sie während des Tages am Ochsenkopf einen durchwegs positiven Eindruck – trotz der kleinen Schwächen, an denen man bei Kärcher bereits arbeitet. Einig sind sich Dienstleister wie Bauhof-Mitarbeiter: Die Kärcher-Fahrzeuge sind für den kommunalen Einsatz bestens geeignet.

Text/Bild: Tobias Meyer - Redaktion Bauhof-online

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