Die Forschungs-Gruppe vermutet, dass eine zunehmende Digitalisierung des Winterdienstes dabei helfen wird, die erforderlichen Leistungen unter Wirtschafts-, Klima- und Umwelt-Aspekten zu optimieren: „Dies ist als flankierende Maßnahme zur technischen Entwicklung beim Fahrzeug- und Streu-Automaten-Einsatz zu sehen. Belastbare lokale Glätte-Vorhersagen könnten dazu führen, dass weniger präventive Streuungen durchgeführt werden müssen, ohne sich als Baulast-Träger rechtlich angreifbar zu machen oder einen Qualitätsverlust zu begründen. Bei kurativen Streuungen kann eine Digitalisierung des Winterdienstes durch die sensorgestützte Erfassung von Glätte-Parametern dazu genutzt werden, im Zusammenspiel mit Geodaten und definierten Streu-Bildern die Ausbringung von Salzmengen auf das erforderliche Minimum zu reduzieren“, so Schuba.
Digitalisierung zieht Fachkräfte-Mangel mit sich
Laut Horst Hanke, Vorsitzender des Fachausschusses (FA) Winterdienst beim Verband Kommunaler Unternehmen e.V., ist die Digitalisierung im Winterdienst bereits heute „grundsätzlich auf einem hohen Stand“. Moderne Wetter-Beobachtungs-Systeme und situationsbedingte Straßen-Wetter-Vorhersagen seien ebenso verfügbar wie Fahrzeug-interne Systeme zur automatisierten Streustoff-Dosierung. „Allerdings werden solche Systeme in sehr unterschiedlichem Umfang und Maß in den Verwaltungen und Kommunen eingesetzt. Häufig ist es eine Frage der Finanzierung und der Bereitschaft, moderne Systeme im Winterdienst einzusetzen.“
Hanke vertritt die Meinung, dass die Ausbildung von Fachkräften zur präzisen Diagnose und Umsetzung der Wetter-Prognosen essenziell sei. „Dies setzt Wissen über die Zusammenhänge zwischen Wetter-Entwicklung und Glätte-Bildung sowie entsprechende Erfahrung voraus, an der es teilweise mangelt. Wichtig sind also spezifische Schulungen. Auch für die Routen-Planung und -Optimierung gibt es bereits seit vielen Jahren Verfahren und Systeme, durch die der Winterdienst wesentlich optimiert, d.h. beschleunigt und wirtschaftlich werden kann.“
Auf die Frage nach der Erreichbarkeit des Ziels, die Menge an Streumitteln und die Anzahl an Einsätzen zukünftig zu reduzieren, entgegnet der FA-Vorsitzende: „Ich glaube nicht, dass nur durch eine Digitalisierung die Anzahl der Einsätze und der Streumittel reduziert werden kann. Dies ist allerdings möglich durch eine gute Schulung, die Optimierung der Einsatz-Strategien und der Streu-Techniken, d.h. verstärkter Einsatz von FS100 (Flüssigsalz) zur vorbeugenden Glätte-Bekämpfung. Hierfür sind allerdings entsprechende Investitionen in moderne Technik – einschließlich guter Vorhersage-Systeme – und Schulungen erforderlich, die leider vielerorts nicht oder nur zögerlich erfolgen.“