Altmühl überschwemmt lediglich Agrarflächen und Auen
Ökologie mitberücksichtigt
Beim Bau der Seen und bei der Umgestaltung der Flüsse standen die wasserwirtschaftlichen Gesichtspunkte im Vordergrund. Besondere Aufmerksamkeit wurde aber auch den Belangen des Landschafts- und Naturschutzes gewidmet. So entstand u.a. im Altmühlsee ein Naturschutzgebiet von circa 200 Hektar Größe, dessen Kern eine 125 Hektar große Flachwasser- und Inselzone bildet. Mehr als 200 verschiedene Vogelarten sind auf der Vogelinsel zu Hause. Besonders bedrohte Vogelarten wie Bekassine und Großer Brachvogel finden dort Rückzugsmöglichkeiten. Für den Seeadler ist sie ein gutes Jagdrevier. Das Fränkische Seenland umfasst acht Naturschutzgebiete und nach eigenen Angaben über 700 Hektar ökologisch wertvolle Flächen.
Tourismus und Naherholung im Wandel
„Am großen Brombachsee und am Rothsee müssen wir uns natürlich mit der Problematik der um bis zu sieben Meter schwankenden Wasserstände auseinandersetzen. Dafür müssen alle Hafen- und Steganlagen schwimmend konstruiert sein. Daher gibt es etwa bei den Zugängen zu den Ausflugsschiffen zeitweise auch größere Höhenunterschiede, was hinsichtlich der Barrierefreiheit problematisch ist“, erklärt Hans-Dieter Niederprüm, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fränkisches Seenland. Eine weitere Herausforderung ist die Müllentsorgung, 2022 fielen am Brombachsee etwa 140 Tonnen an. Unkonventionelle Lösung: Rund um den See wurden alle Mülleimer entfernt. Die Devise lautet nun: Jeder Besucher nimmt seinen Müll selbst mit.
Bisher setzte man auf eher kleinteiligen Tourismus, sprich Ferienwohnungen, Gasthäuser und Campingplätze. 2020 wurde dann bekannt, dass der Center-Parks-Konzern eine Anlage mit 800 Häusern am See plant. Gebaut werden sollte diese auf einem rund 160 Hektar großen ehemaligen Militärgelände, das aufgrund von Rüstungsaltlasten im Boden erst nach aufwendigen Sanierungen nutzbar gewesen wäre. Befürworter sahen eine weitere wirtschaftliche Aufwertung der Region. Die Bürger der betroffenen Gemeinde Pfofeld befürchteten durch die zusätzlichen eine Million Übernachtungen – was die jährlichen Zahlen auf einen Schlag fast verdoppelt hätte – jedoch eine touristische Überlastung hinsichtlich Ressourcen wie Grundwasser und Infrastruktur. Außerdem hat sich durch die Einzäunung des regional als „Muna“ bezeichneten Geländes dort ein natürlicher Wald mit abwechslungsreicher Flora und Fauna entwickelt, den Naturschützer erhalten wollten. Ein Bürgerentscheid im Jahr 2021 beerdigte das Projekt schließlich. Ein deutliches Zeichen, in welche Richtung die touristische Entwicklung nach Ansicht der Anwohner gehen sollte.
Den in entsprechenden Diskussionen oft angeführten „sanften Tourismus“ gebe es nach Hans-Dieter Niederprüms Ansicht dort aber nicht: „Tourismus kann nicht sanft sein, er wird immer Ressourcen verbrauchen.“ Denn rein ökologische Ansätze ließen sich mit den primär zum Wassermanagement gestalteten künstlichen Seen nicht vereinbaren. „Wir setzen daher verstärkt auf eine nachhaltige Ausrichtung, die Naturschutz, Wirtschaftlichkeit und Soziales gleichermaßen berücksichtigt.“ Die 2022 veröffentlichte Tourismusstrategie für die nächsten zehn Jahre stützt sich ebenfalls auf diese drei Säulen und unterscheidet sich damit deutlich vom Leitbildprozess Anfang der 2010er-Jahre: „Seitdem befindet sich die Welt und damit auch das Fränkische Seenland im Wandel. In einer dynamischen Branche wie dem Tourismus ist es daher notwendig, die Strategien und Visionen in der Tourismusarbeit immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und an die Entwicklungen anzupassen.“
Technik im Wasser
Durch die Hochwasser-Einleitung gelangen jährlich Tausende m3 Sediment in den Altmühlsee. Um eine Verlandung zu verhindern und die Wasserqualität zu verbessern, werden die Ablagerungen bereits seit 2015 regelmäßig entnommen, so auch 2024. Dabei kommen unterschiedliche Saugbaggerverfahren zum Einsatz, je nach Dicke der Schicht. Am Badestrand Wald liegen bis 60 cm vor, in der Auslauftulpe sind es bis zu 1,6 m. Vom Wasserwirtschaftsamt wird hierzu ein Gerät der Firma Schlammsaug eingesetzt. Dieses funktioniert wie eine Kehrbürste, die die Ablagerungen vom Seegrund löst und absaugt. Das Sediment-Wasser-Gemisch wird über eine schwimmende Transportleitung zu den beiden Absetzbecken gepumpt. Anschließend entwässern die Sedimente mehrere Monate. Nach der Getreideernte im Juli/August werden sie von Landwirten auf umliegende Ackerflächen ausgebracht.