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Pirtek engagiert sich seit Jahren für die Arbeitssicherheit seiner Hydrauliktechniker

Sicherheit als Leitprinzip: Pirtek-Geschäftsführer Michael Thiehofe schildert im Interview, weshalb beim Franchise-Geber aus Köln Arbeitsschutz ganz oben rangiert.

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Von: Michael Loskarn

Gefahr muss kalkuliert sein. Insbesondere Servicetechniker von Hydraulikunternehmen sollten sich der Gefahr bewusst sein, mit der sie tagtäglich umgehen müssen. Denn der Umgang mit Druckleitungen birgt erhebliche Gefahren. Die Sicherheitsstandards in Deutschland und Österreich voranzutreiben, hat sich die Firma Pirtek Deutschland GmbH aus Köln im Verbund mit Pirtek Austria an die Fahne geheftet. Arbeitsschutz und Sicherheit werden beim Spezialisten für Hydraulikschlauchservice großgeschrieben. Im Gespräch mit Michael Thiehofe, Geschäftsführer von Pirtek Deutschland und Österreich, hat unsere Redaktion auf der bauma beleuchtet, weshalb das Unternehmen in Deutschland eine Vorreiterrolle in Sachen Sicherheit einnimmt, welche Neuerungen es rund um den Arbeitsschutz gibt und wie der Hydraulikspezialist für die Zukunft aufgestellt ist.

Herr Thiehofe, erklären Sie uns doch bitte, was Sie über den Schutz der eigenen Mitarbeiter hinaus antreibt, sich für einen klassischen Ausbildungsberuf zum Hydrauliker stark zu machen?

Michael Thiehofe: Weil grundsätzlich das Thema Arbeitssicherheit im Zusammenhang mit der Hydraulik ein wesentliches ist. Wir greifen im europäischen Pirtek System seit mehr als 30 Jahren auf entsprechende Erfahrung zurück: Hydrauliker bewegen sich immer in einem Umfeld, in dem Arbeitssicherheit generell wesentlich ist – im Zusammenspiel mit Baumaschinen oder mit verschiedenen Industriemaschinen. Speziell in der Hydraulik bzw. bei Hydraulikschläuchen befinden wir uns in einer Umgebung, in der wir eine giftige Flüssigkeit, die auch noch heiß ist im Arbeitsumfeld haben, und das bei hohen Drücken. Wir sind der Auffassung, dass wir die Menschen im Umfeld der Maschinen und Anlagen entsprechend schützen müssen. Das gilt sowohl für die Mitarbeiter unserer Kunden als auch für unsere eigenen Mitarbeiter. Ausgehend von England beschäftigt uns bei Pirtek das Thema Sicherheit seit mehr als 30 Jahren, u.a. im Bereich der Schulungen sowie bei Sicherheitstrainings. Wir sind beispielsweise in England als Ausbilder zertifiziert, da ist das Ausbildungssystem jedoch etwas anders als bei uns. In Deutschland bilden wir Mitarbeiter aus, die in der Regel einen technischen Hintergrund haben. Den Ausbildungsberuf des Hydraulikers gibt es ja in diesem Sinne nicht. Hier müsste ein größerer Schwerpunkt gelegt werden, das wäre wünschenswert.

Pirtek Europa hat vor rund zehn Jahren in Birmingham eine Abteilung „Health and Safety“ implementiert, die sich ausschließlich den Themen Gesundheitsschutz sowie Arbeitssicherheit im Umgang mit Hydraulik widmet. War die Anzahl der Unfälle bei eigenen Servicetechnikern ein maßgeblicher Grund?

Thiehofe: Nein, nicht die Anzahl der Unfälle oder Schadensfälle haben uns dazu bewogen, hier aktiv zu werden, sondern die hohen Sicherheitsstandards in den angelsächsischen Ländern waren der ausschlaggebend. Das Pirtek System (Anm. d. Red.: bei Pirtek handelt es sich um ein Franchise-System) kommt aus Australien und ist 1988 nach Großbritannien expandiert – und diese Länder haben generell einen sehr hohen Sicherheitsstandard. Pirtek hat sich von Anfang an in diesem Punkt hervorgetan und die Mitarbeiter sehr standardisiert – nicht nur durch Coachings, sondern durch ein Training-Center in Birmingham. Um unterschiedlichen spezifischen Gefahrensituationen stets adäquat zu begegnen trainieren wir ein standardisiertes Vorgehen und befähigen zur Gefahrenanalyse. Also, wie verhalte ich mich in einer bestimmten Situation vor Ort und welche Dinge sollte ich wie beurteilen. Wir werden in naher Zukunft auch ein Online-Testprogramm zur Unterstützung der Mitarbeiter haben. Letztlich steht bei Pirtek im Fokus, eigene Mitarbeiter und jene unserer Kunden zu schützen. Wir investieren hier so viel in den Arbeitsschutz, weil unsere eigenen Leute unser Kapital sind und wir gleichzeitig die Mitarbeiter unserer Kunden sowie das Arbeitsumfeld schützen wollen.

Laut der British Fluid Power Association (BFPA) zählen Servicetechniker von Hydraulikunternehmen zu den gefährdetsten Personen in Bezug auf Fluid-Injektionen. Bei diesen schießt ein Öl- oder Fluid-Strahl mit sehr hohem Druck durch ein winziges Loch in der Leitung und entfaltet die Wucht eines Pistolenschusses. Welche Maßnahmen hat Pirtek getroffen, um solchen Horror-Szenarien vorzubeugen?

Thiehofe: Informieren, qualifizieren und schützen ist unser Mantra. Wir planen und organisieren mit ausgewiesenen Fachleuten alle Maßnahmen zentral und geben das dann in alle Center weiter. Durch Ausbildung und Schulung bilden wir alle Service-Mitarbeiter aus und wir überprüfen sie auch. So haben wir entsprechende Audits und versuchen jede Pirtek- Station– mittlerweile sind wir in Deutschland bei 81 – zweimal im Jahr zu sehen und vor Ort die Umsetzung zu prüfen. Das gelingt uns zwar nicht zu 100 Prozent, aber einmal im Jahr mindestens. Außerdem schauen wir uns alle 300 Werkstattwagen an. Das heißt, unser Auditor fährt in das Gebiet, guckt sich die Werkstatt und Fahrzeugflotte an und fährt auch den Werkstattwagen – die sind ja irgendwo im „Feld“ – hinterher. Dann werden Arbeitssicherheit, Ordnung und Sauberkeit geprüft, denn Letztere tragen auch zur Sicherheit bei.

Ein Beispiel für den Schutz ist unser Fluid Power Schutzhandschuh: Den haben unsere internationalen Kollegen vor etwa vier Jahren zusammen mit der Firma HexArmor entwickelt. Er war damals eine Weltneuheit, weil er hydraulische Einschüsse bis zu 700 Bar verhindert. Vor einigen Monaten haben wir die zweite Generation auf den Markt gebracht. Das heißt, er ist jetzt flexibler und leichter handhabbar. Zusätzlich sind in vielen Hydraulikschläuchen Drähte verbaut, an denen man sich verletzen kann, wenn sie herausstehen. Auch hier schützt der Handschuh, denn er ist mit mehreren Schichten Kevlar und einer bestimmten Gewebestruktur versehen.

Sie stellen Ihr Know-how also auch anderen Personen bzw. Unternehmen zur Verfügung. War die Entwicklung des Booklets „Fluid Injektion. Verletzung. Notfall“ deshalb die adäquate Konsequenz?

Thiehofe: Mehr oder weniger schon. Das Booklet ist in einen informativen Teil, der über die Gefahren aufklärt, und eine Art Praxisleitfaden, der im Fall der Fälle unterstützt, aufgebaut. Sowohl Ersthelfer als auch Mediziner können davon profitieren. Zusätzlich soll es unseren Kunden – nicht nur rein marketingtechnisch – zeigen, wir stehen für Sicherheit. Außerdem ist es unser Ansinnen, dass sich der Kunde mit dem Thema beschäftigt und das Know-how seinen Mitarbeitern zur Verfügung stellt.

Stichwort konsequente Verbesserung der Arbeitssicherheit: Pirtek hat Ende vergangenen Jahres alle Servicefahrzeuge mit „Black Boxes“ ausgerüstet. Welchen Nutzen bringt diese Loseblattsammlung?

Thiehofe: Wir wollen damit Franchise-Partner und Mitarbeiter sensibilisieren, mit dem Thema adäquat umzugehen. Gleichzeitig soll es eine Hilfestellung sein, wie sie vor Ort mit den verschiedenen Einsatzsituationen und -bereichen umgehen. Unser Anspruch, schnell beim Kunden zu sein, darf sich nicht mit dem Sicherheitsaspekt beißen. Wir geben damit auch den Mitarbeitern ein „Handwerkszeug“, wodurch sie eine Situation leichter beurteilen, besser die Gefährdung einstufen können, um letztlich daraus die entsprechenden Maßnahmen abzuleiten.

Generell wird in jüngster Vergangenheit bei Pirtek das Thema „Digitalisierung“ nach eigenen Aussagen großgeschrieben. Durch den Ausbau von MST-Online (Anm. d. Red.: eine firmeneigene Software) dokumentiert Pirtek seinen Kunden den Schaden des Schlauchs als Anlage zur Rechnung. Welche Vorteile haben Ihre Kunden dadurch? Kann dies unter Umständen auch versicherungstechnisch interessant sein?

Thiehofe: Durch die Digitalisierung unserer Prozesse bieten wir unseren Kunden modernsten und schnellstmöglichen Service an und vereinfachen einen Auftrag immens. So erhalten wir im Center einen Anruf, der Center-Manager hat in MST-Online eine Plantafel und findet den nächstgelegenen freien Servicetechniker. Direkt auf sein i-pad bekommt nun der Techniker den Auftrag, nutzt es als Navigationssystem und erzeugt beim Kunden einen digitalen Lieferschein. Mit dem i-pad macht er eine Fotodokumentation der Einbau- und Schadenssituation, die der Kunde dann umgehend via Center-Manager zusätzlich mit Lieferschein oder Rechnung erhält. Wir haben im vergangenen Jahr 140.000 Aufträge so abgewickelt – mit knapp 300 Mitarbeitern, einer je Werkstattwagen. Die Vorteile für den Kunden sind ganz klar: Erstens geht auch die Bürokratie um diesen Schadensfall herum so schnell, dass so ein Hydraulikschlauchdefekt zur Nebensache wird. Zweitens kann der Kunde sich durch die Schadensdokumentation ein Bild über die Schadensursache verschaffen und drittens kann das natürlich auch regress- bzw. versicherungstechnisch ein Thema sein – vor allem bei Vermietfirmen.

Bildete die Entwicklung Ihres Schlauchmanagement-Programms die Basis hierfür? Welche Vorteile ergeben sich für Ihre Kunden?

Thiehofe: Wir sind mittlerweile auch in der vorbeugenden Wartung und Instandhaltung unterwegs – das ist das, was wir Schlauchmanagement nennen. Wir haben es sukzessive entwickelt, weil wir gesagt haben, unsere Partner müssen quantitativ – also kapazitätsmäßig – und auch von der Erfahrung her in der Lage sein, in der Industrie vorbeugende Wartung und Instandhaltung zu gewährleisten. Im Rahmen der Digitalisierung haben wir uns auch in diesem Segment nochmals einen ganz erheblichen Schritt nach vorne bewegt, da wir mit dem Schlauchmanagement 4.0 eine entsprechende Software bundesweit etabliert haben, die datenbankbasiert jeden einzelnen Schlauch eines Unternehmens individuell erfassen kann. Für alle in der Datenbank erfassten Schläuche kann der Kunde via E-Mail über den Wartungs- bzw. Instandhaltungsstatus der Schläuche an der jeweiligen Maschine informiert werden. Außerdem gibt es ein Ampelsystem, das den entsprechenden Status darstellt. Gegen eine Gebühr können die Kunden auf diese Software zugreifen und haben auch entsprechende Schnittstellen, beispielsweise in Richtung Excel. Wir verkaufen somit letztlich einen schnellen, sicheren, qualitativ hochwertigen Service unter der Überschrift: „eingesparte Stillstandzeiten“. Das Schlauchmanagement kann auch in der Baubranche von Interesse sein, hier auf der bauma führen wir entsprechende Gespräche mit unseren Kunden.

Welche mittelfristigen Unternehmensziele haben Sie sich gesetzt?

Thiehofe: Obwohl wir ein mobiler Service sind, ist es uns wichtig, dass wir nahe bei unseren Kunden sind – auch mit stationären Werkstätten. Wir sind in den vergangenen fünf Jahren in Deutschland von 60 auf 81 Center gewachsen. In den nächsten drei bis vier Jahren sehen wir 20 bis 25 weitere Niederlassungen in Deutschland. Mit jedem zusätzlichen Center wächst natürlich auch die Anzahl der Werkstattwagen. Im selben Zeitraum werden wir dann bei 350 bis 370 Werkstattwagen liegen. In Österreich gibt es derzeit vier Niederlassungen. Hier wollen wir auf zehn bis zwölf wachsen.

Bilder: Pirtek/Bauhof-online.de


 

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