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Orten stockt Kapazitäten auf – für kommendes Jahr 100 Elektro-Lkw in Planung

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Orten elektrifiziert: Seit 2015 produziert der Fahrzeugbauer Elektrofahrzeuge beziehungsweise rüstet sie gemeinsam mit EFA-S um. Das Spektrum reicht vom leichten Transporter bis zum 26-Tonner. Nun will das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eine Task Force ins Leben rufen, die Eckpunkte für ein neues Förderprogramm zur Umrüstung von Diesel- zu Elektrofahrzeugen ausarbeiten soll. Eines ihrer Mitglieder sei Elektro-Pionier Robert Orten, der die Pläne Steffen Bilgers, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMVI, ausdrücklich begrüße, geht aus einer Unternehmensmitteilung hervor. Er sehe nicht nur die Chancen eines solchen Programms für den Mittelstand, sondern erkenne auch ein Verständnis der Politik für die Philosophie hinter der Umrüstung.

„Es geht um eine doppelte Nutzung der Fahrzeuge, sie bekommen ein zweites Leben“, erklärt der Diplom-Ingenieur. Unter ökologischen Gesichtspunkten und mit Blick auf die angestrebten weiteren CO2-Reduzierungen sei das nicht unerheblich. „Die Fahrzeuge sind damit raus aus dem Markt und laufen nicht in Bulgarien oder Afrika weiter, womit dem Weltklima überhaupt nicht geholfen wäre.“ Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, stocke der E-Fahrzeug-Anbieter an der Mosel seine Belegschaft weiter auf. „Wir stellen fast monatlich neue Mitarbeiter ein“, sagt Orten – wobei Fachkräfte ein rares Gut seien. Und er könne nicht einfach Leute verschieben – von der Mutterfirma Orten Fahrzeugbau, Spezialist für Getränkeaufbauten, zum 2015 gegründeten Elektro-Start-up. „Das erfordert ein völlig anderes Berufsbild mit anderen Fertigkeiten“, sagt der Geschäftsführer.

E-GAZelle – russischer GAZ-Lkw kommt ohne Motor und Getriebe

Derzeit sind 15 Mitarbeiter bei Orten Electric Trucks beschäftigt, bis Jahresende sollen es mindestens 20 sein. Insgesamt sind bei der Firmengruppe 120 Leute beschäftigt. Zum Umsatz von 27 Millionen Euro steuere die Elektrosparte, die ihre Produktionskapazitäten im neuen Werk Wittlich-Wengerohr hat, bereits ein Fünftel bei. Dieses Jahr plane Orten mit 30 bis 40 Elektrofahrzeugen, nächstes Jahr schon mit 100. Noch nicht in dieser Planung inbegriffen seien die im Verhältnis hohen Stückzahlen des Modells E-GAZelle – diese Schreibweise mache deutlich, ist der Mitteilung im Weiteren zu entnehmen, wer das Fahrgestell liefert: der russische Fahrzeugbauer GAZ. Der 4,25-Tonner Orten ET 35 EF komme mit 80 kWh Batteriekapazität und 110 Kw Motorleistung auf bis zu 200 Kilometer Reichweite. Orten passe ihn für fast jeden Bedarf an – ob als Doppelkabine für die Baustelle, für Handwerker oder Lieferdienste mit gekühltem Aufbau. Von April an gibt es das Fahrzeug mit Carrier-Kühlgerät auch als Vorführfahrzeug. Orten kann sich eine Eignung zum Beispiel auch für die Corona-Impfstoff-Logistik vorstellen.

Unternehmer Orten schätze die GAZelle nicht nur aufgrund ihrer Vielseitigkeit. Sie sei darüber hinaus das einzige Fahrzeug in seinem Portfolio, das nicht erst umgebaut werden muss. GAZ ist Ortens einziger Lieferant, der die Fahrzeuge ohne Dieselmotor und Getriebe bereit hält, sodass ein Ausbau dieser Aggregate erst gar nicht erforderlich ist. „Das macht das Ganze noch wirtschaftlicher“, betont der Firmenchef. Kunden mit kurzfristigem Bedarf könnten den wendigen Stromer bereits innerhalb eines Monats nach Eintreffen des Fahrgestells abholen.

Partner von Orten beim Elektrifizieren der GAZelle und anderer Transporter ist das in Zell unter Aichelberg (Landkreis Göppingen) angesiedelte Unternehmen EFA-S (Elektro-Fahrzeuge Stuttgart). Gemeinsam hätten sie in den vergangenen Jahren rund 300 Fahrzeugen Elektromotoren und Batterien eingepflanzt – das Gros davon für UPS. Von der GAZelle und dem Mercedes Sprinter abgesehen, die beide Partner neu beziehen, sind es allesamt Gebrauchtfahrzeuge, die von Orten und EFA-S neues Leben eingehaucht bekommen. „Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt permanent“ – Unternehmer Robert Orten stockt seine Kapazitäten entsprechend für die Nische auf. Er sei überzeugt, so heißt es weiter, dass ihm dieses Geschäft langfristig erhalten bleibt. Zwar setzten die Hersteller ihre Transporter und Verteiler inzwischen auch selbst unter Strom. „Aber sie werden sich nicht um jede Nische und jedes Individualfahrzeug kümmern können“, sagt Orten. Die Nische bleibe ein Erfolgsmodell, so seine Überzeugung.


Daimler will Elektrovariante selbst anbieten

Das ist auch der Grund dafür, dass er den neuen Econic nicht elektrifiziert, sondern sich auf die Umrüstung gebrauchter vorhandener Econic-Müllfahrzeuge konzentriere. Daimler hat angekündigt, das Entsorgungsfahrzeug selbst in einer Elektrovariante anzubieten. In der Nische arbeitet Orten Electric Trucks mit mehreren Spezialanbietern zusammen. Der Orten ET 55 M zum Beispiel baut auf einem Sprinter auf und ist ein Müllsammelfahrzeug in Kooperation mit Zöller-Kipper aus Mainz, die den Müllpresseaufbau beisteuern. Den Steiger Ampero TBR 250 E fertigt Orten zusammen mit Ruthmann aus Gescher (Kreis Borken), die die ausfahrbare Arbeitsbühne liefern, und der Hubi von Heymann Fahrzeugbau werde auf der NUFAM vollelektrisch Premiere feiern.

Um größere Fahrzeuge macht Orten ebenfalls keinen Bogen – etliche Verteiler-Lkw sind bereits im Kundeneinsatz. Ob MAN, Daimler oder DAF oder Iveco – Orten rüste Verteilerfahrzeuge mehrerer Anbieter um, möchte das künftig tendenziell aber einschränken. „Wir sind ziemlich breit aufgestellt und werden uns neu aufstellen und fokussieren müssen“, sagt Orten. Aktuell reicht das Spektrum seiner Elektroflotte bis 26 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. In höheren Bereichen, jedenfalls ab 26 Tonnen aufwärts, siehe Orten keinen Handlungsbedarf, was batterie-elektrische Antriebe betrifft. „Für alle Fahrzeuge, die mehr als 240 Kilometer Reichweite benötigen, brauchen wir eine Brennstoffzelle“, erklärt er. Entsprechende Erfahrungen sammelten Orten und EFA-S gerade bei einem Pilotfahrzeug, das noch in diesem Jahr als Solo-Lkw im Regionalverkehr einer Speditionsgruppe im Raum Stuttgart zum Einsatz kommen soll. Der Brennstoffzellen-Truck soll auch kein Einzelstück werden. Perspektivisch wollen die Partner Orten und EFA-S auch Glieder- und Sattelzüge mit Wasserstoff und Brennstoffzellen antreiben. Interessenten gebe es bereits. In einigen Jahren werde man dann auch ihnen auf der Straße begegnen – wenn auch nicht in Paris, Berlin oder auf Borkum, sondern auf der Autobahn auf dem Weg ins Speditionshub.

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