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Ob bei Wildkraut oder Reinigung: Interkommunale Zusammenarbeit heißt in Eggenfelden das Zauberwort

Um seine Maschinen voll auslasten zu können, hat sich der Bauhof der niederbayerischen Stadt etwas einfallen lassen: Reinigungsarbeiten für Nachbarkommunen werden übernommen und das Heißschaumgerät vermietet. Das bringt für alle Beteiligten Vorteile.

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Von: Thomas Schreiner

Für die Bauhöfe gibt es häufig immer wieder das gleiche „Problem“, wenn man es überhaupt als Problem sehen will: Ein immer größeres und weiter gestricktes Aufgabengebiet, für das aber in den wenigsten Fällen mehr Personal zur Verfügung steht. Zur Kompensation dessen wurden in der Vergangenheit bereits die verschiedensten Methoden ausprobiert und weiterentwickelt. Einen großen Part nimmt natürlich der industrielle Fortschritt ein, vor allem beim Maschinen- und Geräteeinsatz. Hier wurden in den letzten zehn bis 15 Jahren teilweise nochmals Quantensprünge erzielt, welche die durchzuführenden Arbeiten erleichtern und auch effizienter gestalten sollen. Da aber zusehends auch der Wirtschaftlichkeitsgedanke der erbrachten Leistungen transparenter werden muss und dies auch wird, stellt sich die Frage: Bringt der Fortschritt nur Segen oder auch Fluch?

Eindeutig lässt sich diese Frage nicht mit ein paar Worten beantworten. Viele kommunale Maschinen und Geräte sind zwar optimal auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt – leider kosten sie aber viel Geld. Nachdem auch im Bauhof der Stadt Eggenfelden bereits seit langem eine Kosten-Leistungsrechnung besteht, werden im Zuge dessen auch Fahrzeuge und Maschinen vor- sowie jährlich nachkalkuliert. Gerade hier liegt aber bisweilen die Crux in der Sache. Kostet beispielsweise ein Fahrzeug 150.000 bis 200.000 Euro, reicht es eben mal nicht aus, wenn die tatsächliche Auslastung abschließend bei 200 bis 300 Einsatzstunden liegt. Der sich daraus ergebende Stundenverrechnungssatz ist verständlicherweise kaum vermittelbar – schließlich werden Investitionen jeweils aus Steuergeldern getätigt. Einen Teil der Stundenauslastung werden die Bauhöfe nicht immer beeinflussen können, denn wer weiß beispielsweise schon jetzt, wie der kommende Winter wird und wie viele Einsatzstunden für die Fahrzeuge dann anfallen?

Gemeinsame Nutzung von Maschinen

Sicherlich wurde bereits seitens der Industrie versucht, Fahrzeuglösungen für den universellen Einsatz herzustellen – mit durchaus beachtlichen Erfolgen. Die Praxis zeigt aber auch, dass es nicht bei allen Fahrzeugen möglich ist, diese gleich stark auszulasten. Vor allem Fahrzeuge und Gerätschaften für spezielle Einsatzgebiete haben hier Probleme. Doch was ist der Lösungsansatz? Beim Bauhof der Stadt Eggenfelden wurde an diese Problemstellung etwas anders herangegangen. INTERKOMMUNALE ZUSAMMENARBEIT – so lautet das Zauberwort. Warum nicht ganz einfach auch Maschinen mit Kollegen gemeinsam nutzen oder diese an Kollegen verleihen, um den Auslastungsgrad zu erhöhen? „Wir haben diesen Schritt offensiv bereits im Jahre 2009 gewagt und stehen auch 2018 noch voll und ganz hinter diesem Gedanken“, so der stellvertretende Bauhofleiter Hans Huber.

Auf den Feldern der Straßenreinigung sowie der chemiefreien Wildkrautbekämpfung arbeitet der Bauhof Eggenfelden seit vielen Jahren mit mehreren Nachbarkommunen zusammen. Als Beispiele dienen die Stadt Simbach am Inn sowie der Markt Wurmannsquick. So besteht mit der Stadt Simbach am Inn seit 2009 eine enge Kooperation auf vielen Feldern der Bauhofeinsatzgebiete – wie bei der Straßenreinigung. Nachdem die Stadt Eggenfelden eine eigene LKW-Kehrmaschine besitzt und diese natürlicherweise nur kehren kann, bietet sich eine Kooperation geradezu an. Der Bauhof Eggenfelden führt die Reinigung im Zuge einer bestehenden Zweckvereinbarung für die Stadt Simbach am Inn mit aus. Die erbrachte Leistung wird am Jahresende per Verrechnung entsprechend weiterberechnet. Von einem direkten Verleih der Maschine an Dritte sieht man in Eggenfelden bei einer solchen Tätigkeit ab. Gerade Spezialmaschinen wie eine LKW-Kehrmaschine seien heute mehr denn je vollgestopft mit modernster Technik, welche auch von den Bedienern so einiges an Wissen abverlangt. Im Regelfall würden diese Maschinen dann von nur wenigen Mitarbeitern bedient – weshalb ein genereller Verleih kaum Sinn mache und nur Probleme nach sich ziehen würde.

Verschiedene Verrechnungsvarianten sind möglich

Im Zuge der Interkommunalen Zusammenarbeit auf dem Sektor Straßenreinigung haben sich im Laufe der Jahre sehr schnell die Vorteile dieser Zusammenarbeit herausarbeiten lassen. Simbach bekommt seitens Eggenfeldens eine qualitativ hochwertige Leistung und die Nachbarkommune im Gegenzug das „Zuckerl“, eine Spezialmaschine besser auslasten zu können und deren Wirtschaftlichkeit zu steigern. Da die Maschine einen fixen Verrechnungssatz sowie einen gleichbleibenden durchschnittlichen Zeitwert ihrer erbrachten Leistung (Straßenreinigung) hat, sei es zudem – alternativ zur Verrechnung auf Stundenbasis – grundsätzlich möglich, dies über einen Angebotspreis als Pauschale abzurechnen. Entscheidende Indikatoren bei einer solchen Vorgehensweise seien dann aber eine voll erschöpfende Leistungsbeschreibung sowie eine mindestens jährliche Nachkalkulation des Fahrzeugs, um auf Veränderungen reagieren zu können.

Ein Risiko bestehe grundsätzlich nicht, wenn all diese Faktoren in einer vernünftigen Stundensatzkalkulation mit eingerechnet würden. Auch zeitliche Überschneidungen zwischen der eigenen Reinigungsleistung im Stadtgebiet und der in Simbach seien mit etwas gutem Willen lösbar. In Simbach wie auch in Eggenfelden bestehen beispielsweise fixe Kehrpläne, welche sich generell aufeinander abstimmen lassen. Auf diese Weise ist es dem Bauhof Eggenfelden gelungen, über die Fremdreinigungen die Stundeneinsatzdauer der Kehrmaschine auf 1.100 bis 1.300 Einsatzstunden pro Jahr auszuweiten. Ein Wert, welcher einen wettbewerbsfähigen Preis der Spezialmaschine gewährleistet. „Kommunale Mitarbeiter haben oft ein besonderes Gespür für Leistungen, die sie für Kollegen einer Nachbarkommune erbringen“, so Bauhofmitarbeiter Stephan Heindl, der die LKW-Kehrmaschine im Einsatz bedient. Schließlich kennt man sich. Auch auf Eggenfelden treffe dies zu – sehr zur Freude aller handelnden Entscheidungsträger. Dies schaffe Vertrauen und die Möglichkeit, auch auf anderen Gebieten miteinander zu kooperieren.

Vermietung des Heißschaumgeräts zur Wildkrautbekämpfung an die Nachbargemeinde

Eine andere Form der Kooperation wird mit dem Markt Wurmannsquick gepflegt. Seit einigen Jahren vermietet der Bauhof Eggenfelden unter anderem an die Nachbargemeinde das betriebseigene Heißschaumgerät zur Wildkrautbekämpfung. Auch hier gelte zunächst dieselbe Prämisse, wie auf allen anderen Feldern, bei denen eine Kooperation angestrebt werden soll: Ein ehrlicher Umgang miteinander und eine genaue Verrechnung der Maschine. Auch das Eggenfeldener Heißschaumgerät ist vorkalkuliert und mit einem entsprechenden Stundensatz versehen. Damit ließe sich ein häufig vorgetragenes Argument von Kritikern, was denn beim Anfall einer Reparatur passiert, leicht entkräften. Eine richtig durchgeführte Kalkulation würde natürlicherweise auch entstehende Reparaturkosten sowie Kosten für die Pflege und Wartung mit einrechnen. Entscheidend sei auch hier, dies mindestens jährlich zu überprüfen und auf Verschiebungen zeitnah zu reagieren.

Anders als bei der Kehrmaschine wird die Wildkrautbekämpfung nicht als Dienstleistung durchgeführt – sondern das Gerät auf Mietbasis verliehen. „Um größeren Problemen in der Handhabung vorzubeugen ist es unablässig, eine intensive Ersteinweisung durchzuführen“, so Bauhofmitarbeiter Christoph Reiter. Im Anschluss stellten die Bauhofmitarbeiter fest, dass kaum noch größere Probleme auftraten. Einen fixen Plan, wann die jeweiligen Strecken befahren werden, gibt es allerdings bei der Wildkrautbekämpfung nicht. Dieser hat sich natürlicherweise nach dem vorhandenen Aufwuchs zu richten. Da der Bauhof der Stadt Eggenfelden diese Methode jedoch bereits seit 2008 einsetzt, kristallisierte sich im Laufe der Jahre heraus, dass vor allem durch die steigende Nachhaltigkeit der Methode ein größeres Zeitfenster zwischen den Einsatzintervallen besteht. Somit ist es auch in den meisten Fällen möglich, das Gerät an Wurmannsquick bei Anfrage zeitnah zu vermieten. Klappt dies einmal nicht gleich, besteht seitens der Nachbarkommune auch die Bereitschaft, dies flexibel zu handhaben, d.h. die Maschine beispielsweise auch an Samstagen einzusetzen. Die WIN-WIN-Situation ist hier vergleichbar mit der der Straßenreinigung. 

Schlussendlich kann als Fazit angeführt werden, dass dem Bauhof der Stadt Eggenfelden durch die Interkommunale Zusammenarbeit in den Aufgabenbereichen Straßenreinigung und Wildkrautbekämpfung eine effizientere Auslastung der Fahrzeuge und Maschinen absolut gelungen ist. Dies kann auch die Grundlage schaffen, künftig noch mehr gemeinsame Sache zu machen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Bauhöfe weiter zu verbessern.

Text/Bilder: Thomas Schreiner
 


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