Hand aufs Herz: Zählen Sie ebenfalls zu den Menschen, die Ihren Autos einen Namen geben? Dann sind Sie damit nicht alleine. Laut des Meinungsforschungsinstituts YouGov, hat jeder siebte Deutsche für sein Fahrzeug einen Spitznamen. Auch die Autoindustrie personalisiert viele ihrer Modelle bereits ab Werk weg, um eine Verbindung zwischen Fahrer und Auto zu schaffen – man denke nur an Adam oder Giulietta. Geht es dagegen um die Namensgebung bei Kommunalmaschinen, setzen die Hersteller hier in den meisten Fällen auf eine klare Sache in Form von Buchstaben und Zahlen. So weiß der Kunde sofort Bescheid, welche Leistung, Reichweite etc. sich hinter der Maschine verbirgt. Doch es geht auch anders, wie unter anderem die Namen Wurzelratte, Hoëdic oder Knikmops zeigen. Aber wie genau kommen Hersteller auf solch ungewöhnliche Namen und steckt vielleicht eine spannende Geschichte dahinter? Genau diese Frage hat sich unsere Redaktion – womöglich auch als Nachwirkung der närrischen Zeit – gestellt und bei den Unternehmen nachgeforscht. Lest selbst, was dabei herausgekommen ist:
Die faszinierende Welt der Tiere…
… ist wohl die beliebteste Kategorie, aus der sich Maschinenhersteller bei der Namenssuche bedienen. Klingt logisch: Zeichnen sich Geräte, die für kommunale Arbeiten zum Einsatz kommen, doch oftmals durch Stärke und Kraft aus – alles Prädikate, die Tiger, Bär, Löwe und Co. mehr als erfüllen. Und dann gibt es da die Wurzelratte von Wurotec. Dieser Name schwirrte schon von Anfang an im Kopf von Erfinder und Entwickler Hartmut Neidlein umher. Doch von allen Seiten riet man ihm und seiner Frau von der Namensgebung ab – schließlich sei die Ratte nicht gerade mit positiven Attributen belegt. Als sich bei einer Recherche dann allerdings auch noch herausstellte, dass es die Wurzelratte wirklich gibt – sie lebt in Afrika – stand für Neidlein die Entscheidung fest: Ihr Rodungsmesser wird so getauft. Zumal das echte Tier unablässig sämtliche Pflanzen von unten her abnagt, während es sich seinen Weg durch die Erde bahnt – genauso wie die Wurzelratte, die Baumstümpfe samt Wurzelwerk entfernt.
Auf ein ganz anderes Tier setzt das Unternehmen Reform und benennt seinen Transporter kurzerhand Muli, wie das Maultier. Denn diese Kreuzung aus Pferd und Esel würde sich besonders durch ihre starken Muskeln, Ausdauer, Gutmütigkeit und Genügsamkeit, was das Futter angeht, auszeichnen, wodurch die Mulis gerne als Transporttiere auch für unwegsames Gelände eingesetzt werden – genau die Eigenschaften und Einsatzorte, die auch den multifunktionalen und hangtauglichen Transporter Muli ausmachen.
Auch beim Spider – Hersteller ist die Firma DVORÁK – den Rumsauer vertreibt, entstand der Name während der Entwicklungsphase. Ein Freund sah den Prototypen von Inhaber Lubomir Dvorák sowie Chefdesigner Pavel Vondráček und meinte sofort, dass die Maschine wie eine Spinne aussehe. Im Einsatz ist die Ähnlichkeit mit dem achtbeinigen Tier unbestreitbar: Denn der funkferngesteuerte Großflächenmäher arbeitet auch in Hanglage und kann dabei in verschiedene Richtungen fahren. Und spätestens, wenn der Spider seine Seilwinde einsetzt – zum Mähen von bis zu 55 Grad steile Hänge – und sich dabei, dank der 360-Grad-Lenkung, ebenfalls in alle Richtungen bewegen kann, sieht die Maschine aus wie eine Spinne, die am Faden hängt.
Und an welche Tiere denken Sie beim Thema Kehrmaschine? Bei Bucher Municipal sind es die Katze und der Elefant. Nicht umsonst heißen ihre Maschinen CityCat und CityFant. Auf den ersten Blick klingt das ganz schlüssig: zählt die Katze doch zu einer der reinlichsten Tiere. Doch aus diesem Grund hat die CityCat ihren Namen nicht erhalten. Die Kehrmaschine wurde für den Einsatz in Innenstädten entwickelt, zeichnet sich also durch ihre Gelenkigkeit und Erreichbarkeit aus – genau wie eine Katze. Die Aufbaukehrmaschine CityFant dagegen ist sehr korpulent und groß – ähnlich einem Elefanten. Dazu kommt die starke Saugkraft der Maschine, wie die beim Rüssel des Dickhäuters. Bei den Winterdienst-Streuern des Unternehmens ist die Namensgebung von Yeti, Husky und Icebear dafür ganz klar: Alle Tiere verbindet man mit Eis und Schnee.
Eine Seefahrt, die ist lustig…
… das weiß auch Oeliatec. Das französische Unternehmen mit Sitz in der Bretagne, liegt nur rund 40 km vom Meer entfernt. Da bietet es sich an, Bootfahren als Hobby zu betreiben – genau diese Leidenschaft hat auch der Geschäftsführer von Oeliatec. Mit seinem Boot reist er dabei oft die bretonischen Inseln in der Nähe an. So braucht es keine guten Französischkenntnisse um zu erkennen, was hinter den Namen Hoëdic, Houat, Belle Île, Bréhat und auch Mollen – alles Geräte zur chemiefreien Unkrautbekämpfung mit Heißwasser – steckt: Es sind Namen von bretonischen Inseln.
In der Kürze liegt die Würze…
… das wusste schon Daimler beim Unimog (Universal-Motor-Gerät). Doch auch beim anderen Geräteträgern steckt hinter wohlklingenden Abkürzungen eine Zusatzinformation. Nehmen wir den BOKI der Kiefer GmbH: Sein Name ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben der damaligen Firmengründer Boos und Kiefer. Beim Holder MUVO dagegen, einer Kooperation mit dem kroatischen Unternehmen Rasco, ist es hilfreich, etwas der kroatischen Sprache mächtig zu sein. Denn MUVO ist die Abkürzung für Malo Univerzalno VOzilo, was so viel bedeutet wie „Kleines Univeralfahrzeug“.
Auf einen gemeinsamen Nenner gebracht…
… haben es zwei Unternehmen mit dem Namen Sherpa. Denn bei beiden steht das als Bergführer und Lastenträger bekannte Volk aus dem Himalaya Pate für eine ihrer Maschinen. AS-Motor gab seinem ersten Allrad-Aufsitzmäher diese Bezeichnung. Schließlich gebe es eine ganze Reihe von Eigenschaften, die den Aufsitzmäher und das Volk der Sherpa verbinde: So hätten die Sherpas vor langer Zeit ein sehr extremes Umfeld in großen Höhen besiedelt und sich genetisch auch dieser Begebenheit angepasst. Dasselbe gelte für den Aufsitzmäher, der vor allem für Spezialgebiete wie steile Hänge und hohes Gras besonders geeignet ist. Und auch die Weber Baumaschinen und Fahrzeuge GmbH, die den kleinen Minilader Sherpa vertreibt, sieht den Namen ebenfalls als Synonym für kraftvolles, andauerndes und zuverlässiges Arbeiten bei allen Wetterbedingungen – eine Maschine, die für alles eine Lösung findet.
Beliebte Vornamen…
… sind Felix und Moritz allemal. Dass ein Unternehmen allerdings seine Maschinen so nennt, ist dann doch etwas ungewöhnlich. Trotzdem heißt bei Pfanzelt Maschinenbau ein Geräteträger Felix. Eigentlich wollte das Unternehmen nur einen Namen, mit dem sich die Maschine von den anderen Geräteträgern abhebt – dass gerade Felix das Rennen machte, sei purer Zufall gewesen. Was beim Geräteträger super funktioniert hat, wollte das Unternehmen bei der Forstraupe von Schlang + Reichart weiterführen – aus diesem Grund heißt die Maschine nun Moritz.
Andere Länder, andere Wortbedeutung…
… könnte es beim Knikmops heißen, den die Hesse Maschinen- und Gerätevertriebs GmbH vertreibt. Beim ersten Hören erwartet man eigentlich eine etwas rundlichere Maschine mit einem Knickgelenk. Letzteres trifft zwar zu, jedoch hat das Wort „Mops“, das im deutschen Sprachgebrauch gerne als Synonym für einen dickeren Gegenstand verwendet wird, in Belgien, dem Ursprungsland der Maschine, eine ganz andere Bedeutung: Hier heißt „Mops“ so viel wie „Pflasterstein“. Während klassische Hoflader Achsen mit Rotation besitzen, hat der Knikmops an jedem Rad einen Hydraulikmotor mit Freilaufeigenschaften, wodurch das Fahren auf frisch gelegtem Pflaster kein Verschieben der Steine bewirkt – perfekt für den Einsatz im Pflasterbau.
Text: JG – Redaktion Bauhof-online.de
Bilder: Hersteller/Bauhof-online.de