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Neidlein Baumerhaltung: Nur retten ist zu wenig

Seit April 2011 steht der Baumpflegebetrieb von Hartmut ­Neidlein in Weinstadt unter neuer Leitung.

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Landschaftsgärtner Dennis Zauser führt mit den Mitarbeitern fort, was Neidlein vor fast 20 Jahren begonnen hat: den Baum nicht nur retten, wenn es fast zu spät ist, sondern schon bei der Pflanzung für gute Lebensbedingungen sorgen.

Bevor Hartmut Neidlein 1993 seinen Betrieb gründete, suchte er nach einem alternativen Begriff zur Baumpflege. „Pflege beziehen viele Menschen auf den Schnitt“, sagt Neidlein. Das war ihm nicht genug. Baumerhaltung traf es besser. „Ich wollte mich auch um die Verbesserung der Standortbedingungen kümmern, also die Lebensgrundlage der Bäume verbessern und erhalten.“

Anfang der 1990er-Jahre war der Baumpfleger als spezialisierter Beruf relativ neu. Neidlein war einer der ersten, der den Kurs Fachagrarwirt Baumpflege an der Lehr- und Vesuchsanstalt Gartenbau (LVG) Heidelberg abgeschlossen hatte. „Für mich war die Baumpflege keine Nische, kein Zusatzverdienst im Winter. Ich habe mich von Anfang an auf Bäume konzentriert.“ Und das ganzjährig. Kein Wunder, dass Neidlein sich für den Sommerschnitt einsetzte. Was ihm außerdem am Herzen lag: „Ich wollte den Auftraggebern den ökologischen und monetären Wert eines Baums bewusst machen.“ Damit ein Baum sich optimal entfalten kann, benötigt er nicht nur Pflege, sondern auch den richtigen Standort. „Als Baumpfleger kommt man oft zu spät und muss retten, was zu retten ist.“

Planer lassen sich beraten

Bewusstseinsveränderungen brauchen Zeit. Vor allem, wenn die Auftraggeber ebenfalls Fachleute sind, die sich ungern von ihren Überzeugungen trennen. „Mittlerweile rufen viele Planer schon an und lassen sich beraten“, sagt Neidlein. Bäume sind eine langfristige Investition. Das Problem ist, dass sich die Auswirkungen von Standort und Pflege erst nach Jahren zeigen – im negativen wie im positiven Sinne. „Wenn ich heute an einem gut vorbereiteten Standort einen Baum pflanze und ihn fachgerecht pflege, ist das zwar etwas teurer, aber ich habe in 15 oder 20 Jahren einen schönen, gesunden Baum.“ So langfristig habe vor Jahren kaum jemand gedacht. Mittlerweile habe sich das Denken in den Kommunen schon verändert.

Den größten Teil des Auftragsvolumens erwirtschaftet das Unternehmen mit Kommunen, etwa ein Viertel sind Aufträge für Privatkunden. Trotz aller Liebe zum Baum und seinem Beruf entschloss sich Neidlein im vergangenen Jahr dazu, seinen Betrieb abzugeben. Neben der Geschäftsführung nahmen ihn seine Sachverständigentätigkeit und der Vertrieb seines Rodungswerkzeugs „Wurzelratte“ in Anspruch. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich mich auf etwas voll konzentrieren muss, wenn ich es richtig machen will.“

Über die Jahre hat Neidlein in seinem Baumpflegebetrieb hervorragende Mitarbeiter um sich geschart, die sehr selbstständig arbeiteten. Was 1993 als Ein-Mann-Betrieb angefangen hatte, ist heute ein Unternehmen mit acht Beschäftigten, die auch gut für längere Zeit ohne ihren Chef zurechtkommen.

Freundschaft auf den ersten Blick

Im Herbst 2010 lernte Neidlein durch Zufall Dennis Zauser kennen, Inhaber eines GaLaBau-Betriebs im nahe gelegenen Lorch-Waldhausen. Man verstand sich sofort. „Wir haben gemerkt, dass wir ideal zusammenpassen“, erinnert sich Zauser. Beide hatten Kunden, die Wert auf Qualität legten. Und Zauser war auf der Suche nach einem Bereich, der den GaLaBau-Betrieb im Winter auslastet. Ein wenig mulmig war dem ausgebildeten Landschaftsgärtner und Techniker am Anfang schon. „Natürlich hat man Bedenken, sich auf völliges Neuland zu begeben“, sagt Zauser. „Aber ich wusste auch, dass ich eine solche Chance nie wieder angeboten bekomme.“

Neidlein sprach mit den Mitarbeitern und den Kunden, und bereits ein halbes Jahr nach der ersten Begegnung war Zauser Geschäftsführer der Neidlein Baumerhaltung GmbH & Co. KG. Im Bedarfsfall steht Hartmut Neidlein dem jungen Landschaftsgärtner mit Rat und Tat zur Seite. Die beiden Unternehmensbereiche Baumerhaltung und Baumüberprüfung werden von Ulf Lütticke und Johannes Klein, zwei langjährigen Mitarbeitern, schon seit Langem selbstständig betreut. Für Zauser heißt die Herausforderung, den Standort auszubauen sowie in GaLaBau und Baumpflege die Qualität hochzuhalten. Dazu gehört auch, die Baumpflege-Mitarbeiter weiterhin regelmäßig zu Seminaren anzumelden, damit neue Erkenntnisse konsequent umgesetzt werden können.

Zielgruppen: Profis und Private

Nach der Übergabe seines Unternehmens stand Hartmut Neidlein nach 18 Jahren wieder vor der Aufgabe, einen Namen für das zu finden, was er tun will: Baumbesitzer beraten, Gutachten erstellen und vor allem Seminare veranstalten. Zielgruppen sind Kommunen, Beschäftigte in der Baumpflege, aber auch Privatpersonen, angefangen vom Kindergartenkind bis zum Senior. Die einen möchte er für fachgerechte Baumpflanzung und -pflege sensibilisieren, den anderen die faszinierende Welt der Bäume näher bringen. Jetzt firmiert Neidlein unter dem Namen „Baum.Erfahrung“. Und drückt damit seine eigene, jahrelange Erfahrung ebenso aus wie das Anliegen, den Baum „erfahrbar“ zu machen.

Susanne Wannags, Redaktion FM
(c) FM online, 29.11.11

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