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NACHGEHAKT BEI HAHN Kunststoffe GmbH Upcycling – vom Abfall zur Parkbank

1990 befand sich die Recyclingbranche noch in ihren Startlöchern, dennoch entschied sich Ulrich Kossin, Firmengründer der HAHN Kunststoffe GmbH, in die Branche der Sekundärrohstoffgewinnung zu investieren. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen mehr als 500 Mitarbeiter weltweit. Von der Wertstoffauswahl über das Rohstoff-Recycling bis hin zum fertigen Produkt vereint HAHN alle Arbeitsschritte unter einem Dach. Der Hersteller gewinnt jährlich mehrere 10.000 Tonnen Kunststoffabfälle aus den dualen Systemen zurück und leistet somit einen enormen Beitrag zur Recyclingquote. Mit einem Produktportfolio von mehr als 2.000 Recycling-Produkten für unterschiedliche Anwendungsbereiche trägt die Firma zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt bei.

Lesedauer: min | Bildquelle: HAHN Kunststoffe GmbH
Von: Alisa Creutzmann
Von: Michael Loskarn

Vertriebsleiter für den Außendienst der DACH-Region, Andreas Gietzen, beschreibt im Gespräch mit Bauhof-online.de unter anderem, wie sich die Wiederaufbereitungs-Branche in den vergangenen 30 Jahren verändert hat. Außerdem haben wir erfahren, wie fortschrittlich Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in Sachen Recycling abschneidet und wie die „Firmen-Innovation“ hanit hergestellt wird. Abschließend erläutert er, welchen Beitrag Privathaushalte zur Aufbereitung von Müll beisteuern können und welche Bedeutung hinter dem Siegel „Blauer Engel“ steckt.

Herr Gietzen, sicherlich war das Thema Wiederverwertung zur Zeit der Firmengründung 1993 weniger präsent als heute. Welche eklatante Veränderung der Rohstoffrückgewinnung haben Sie über die vergangenen 30 Jahre hinweg beobachtet?

Andreas Gietzen: Vollkommen richtig, 1993 war der Begriff Recycling etwas ganz Neues und niemand hatte eine Vorstellung, wie und was mit den nun gesammelten Abfällen passieren könnte. Hier waren Pioniergeist und auch ein wenig Idealismus gefragt. Ganz zu schweigen von Eigenkapital und einem großen Durchhaltevermögen. Heute sieht das Ganze vollkommen anders aus, gefühlt recycelt heute jeder, auch in jeder erdenklichen Art und Weise. Allerdings haben sich die Kunststoffmengen auch in den vergangenen 30 Jahren verändert und es gibt immer mehr hochtechnisiertere Kunststoffverpackungen, die eigentlich nicht für das Recycling funktionieren. „Eigentlich“, da wir genau diese Verpackungen dem Wertstoffkreislauf in Form unseres hanit zurückgeben können und somit das Verbrennen und die Ressourcenverschwendung verhindern.

Die HAHN-Gruppe hat sich zwischenzeitlich zu einer international agierenden Unternehmensgruppe mit Gesellschaften in Deutschland, England, Frankreich, Kanada, Italien und Spanien entwickelt. Welches dieser Länder ist Ihrer Erfahrung nach Spitzenreiter in Sachen Recycling?

Gietzen: Wie in der Antwort zuvor erläutert, kommt es natürlich immer auf die Art und das Material an, das recycelt wird. Wir können hier nur von unseren Kunststoffen, sogenannten Polyolefinen aus Post Consumer, sprich Privathaushalten, sprechen. In diesem Segment ist Deutschland nach wie vor unserer Meinung nach Spitzenreiter, aber auch alle anderen Länder, in denen wir mit Tochterunternehmen vertreten sind, haben erkannt, wie wichtig das wertstoffliche Recycling ist und arbeiten entsprechend an Möglichkeiten, verbrauchte Ressourcen im Kreislauf zu halten. Mit unserer Expertise können wir hier natürlich auch proaktiv Signale setzen, worauf wir sehr stolz sind.


Als hanit bezeichnen Sie die von Ihnen hergestellten Kunststoff-Peletts. Wie läuft die Gewinnung von hanit ab? Und wie lange dauert dieser Prozess?

Gietzen: hanit als eingetragene Marke ist auch zugleich seit diesem Jahr unser neuer Auftritt im Markt. Wir vertreiben allerdings, im Gegensatz zu den meisten Recyclern, nicht nur das hergestellte Granulat, sondern, und dies war unserem Gründer besonders wichtig, Produkte aus hanit. Somit haben wir selbst die Möglichkeit in der Hand zu entscheiden, was aus unserem hanit-Granulat wird, und überlassen dies nicht dem Zufall, oder anderen Produzenten. Zum Prozess ist zu sagen, dass wir von den Sortieranlagen gebrauchte Kunststoffverpackungen aus den Haushaltssammlungen in Form von Ballenware erhalten. Die Verpackungen werden trocken mechanisch aufbereitet und dann in einem ersten Produktionsschritt zu unserem hanit Pellet umgeformt. Hier ist zu sagen, dass wir auf unser Verfahren sehr stolz sind, da durch die trocken mechanische Aufbereitung keine weiteren Ressourcen, wie vor allem Wasser, verschwendet werden. Dies ist leider in den meisten „gewöhnlichen“ Recyclingprozessen der Fall. Die Herstellung unseres Pellets dauert hierbei nicht allzu lange, da wir aber sowieso 24 Stunden am Tag und dies sieben Tage in der Woche produzieren, fällt diese Herstellungszeit auch nicht weiter ins Gewicht.

Nachhaltigkeit steht auf der Werteskala der HAHN Kunststoffe GmbH ganz oben: Wie energiereich und somit nachhaltig ist die Wiedergewinnung?

Gietzen: Aus unserer eigenen DNA heraus ist es uns wichtig, unsere Prozesse so nachhaltig wie möglich zu organisieren und dies auch stetig zu überprüfen und zu verbessern. Aus diesem Grund haben wir neben der Auszeichnung mit dem Blauen Engel, als Umweltzeichen der Bundesregierung für umweltschonende Produkte, auch Zertifikate im Bereich der ISO-Normen Energie- und Umweltmanagement. Um diese Normen zu erfüllen und führen zu dürfen, bedarf es einer stetigen Weiterentwicklung in Prozessen und Verringerungen in Verbräuchen. Auch hier nochmals der Hinweis, dass wir z.B. komplett auf den Einsatz von Wasser als Ressource verzichten können.

hanit wird aus Post-Consumer Material gewonnen. Hierbei handelt es sich um Material aus haushalts- und haushaltsnahen sowie institutionellen Einrichtungen, das nicht mehr für den vorgesehenen Zweck verwendet werden kann. Welchen Problemen, die den Herstellungsprozess hemmen, müssen Sie bei der Gewinnung entgegenarbeiten?

Gietzen: Wie der Name schon sagt, handelt es sich um Post-Consumer Material, also Material von privaten Endverbrauchern, das aus den Sammlungen der dualen Systeme stammt und maßgeblich im Bereich der Lebensmittelverpackungen angesiedelt ist. Wir alle wissen, was Verpackungen von Lebensmitteln heute können müssen. Um eine schöne Optik zu erreichen, aber das Lebensmittel auch perfekt aufzubewahren, werden heute die Verpackungen aus sogenannten Layern hergestellt. Unterschiedliche Kunststoffe mit speziellen Eigenschaften, um alle möglichen Anforderungen zu treffen. Diese „verklebten“ Kunststoffschichten machen das Aufbrechen und Wiederverwerten nicht einfacher, des Weiteren sind die Materialien alle in der Regel schön bunt, um dem Verbraucher zu gefallen, hierdurch erhalten wir bei der Herstellung unseres hanit´s als Ausgangsfarbe einen grauen Granulat-Ton. Aber das alles sind keine Hindernisse für uns, wir haben den perfekten Prozess über die vergangenen Jahrzehnte entwickelt, um hier den idealen und höchstmöglichen Effekt in Menge und Qualität aus unserem Verfahren zu erhalten.

Die Basis von hanit – Mischkunststoffe – befindet sich also unter anderem in dem allseits bekannten gelben Sack. Was würden Sie sich in Bezug auf die Materialgewinnung von den Privathaushalten wünschen? Welche Erschwernisse verursachen diese beim Fertigungsablauf?

Gietzen: Eigentlich läuft es in Deutschland ja seit Jahren schon mehr als gut, was das Trennen und Sortieren durch die privaten Haushalte angeht. Aber man merkt doch, dass in den vergangenen Jahren eine gewisse „Bequemlichkeit“ zugenommen hat, da viele Verbraucher, auch durch entsprechende Falschmeldungen, der Meinung sind, dass das Material am Ende des Tages ja sowieso verbrannt wird. Dass man sich dann natürlich fragt, warum man sich die Arbeit machen soll, in oftmals vier verschiedene Tonnen zu trennen, kann man schon nachvollziehen. Auch die Diskussion über die Wertstofftonne hilft hier nicht wirklich weiter. Allerdings beweisen wir tagtäglich, mit mehreren Zehntausend Tonnen verarbeitetem Material im Jahr, dass der Irrglaube des unnötigen Sortierens definitiv selbst in die Tonne gehört. Somit ist für uns, aber auch bereits für die Sortieranlagen, von denen wir das Material bekommen und die ein sehr wichtiger Prozesspartner für uns sind, wichtig, dass immer darauf geachtet wird sogenannte Fehlwürfe so gut wie möglich zu vermeiden und dass vor allen Dingen Batterien, Akkus und dergleichen richtig und sicher entsorgt werden und nicht unachtsam, z.B. eingebaut in Kunststoffgegenstände, in der gelben Tonne oder dem gelben Sack enden.

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Um der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken, animieren sich viele Menschen in den sozialen Netzwerken untereinander dazu, weniger Plastik zu verwenden. Konnte in den vergangenen fünf Jahren ein Rückgang des Plastikverbrauchs festgestellt werden?

Gietzen: Kurz und knapp, nein. Eher das Gegenteil ist zu erkennen. Ich denke aber auch, dass es nicht eine Frage von „Schwarz oder Weiß bzw. Kunststoff ja oder nein“ ist, sondern eher die Frage gestellt werden sollte, welche Arten von Kunststoff hilfreich und sinnvoll sind und welche eher vermieden werden sollten. Vor allem ist es wichtig, auch immer den Kontext des Recyclings zu betrachten. Wenn wir z.B. aus einer sehr kurzfristig genutzten Lebensmittelverpackung, die sicherlich ihre Berechtigung aus hygienischen und lebensmittelerhaltenden Gründen hat, eine Parkbank oder eine Industrieanwendung herstellen, die dann mehrere Jahrzehnte die Ressource im Kreislauf hält und nach ihrer Nutzung nochmals vollständig recycelt werden kann, ist auch der Einsatz der richtigen und sinnvollen Kunststoffe nicht falsch.

Ihr Unternehmen wurde mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ ausgezeichnet. Wofür steht dieses Siegel, und welche Kriterien müssen dafür erfüllt sein?

Gietzen: Richtig, und hierauf sind wir sehr stolz! HAHN Kunststoffe, mit seinen zahlreichen Produkten aus hanit, darf bereits seit 2005 das unabhängige Umweltzeichen der Bundesregierung tragen. Dieses wird auch in regelmäßigen Abständen immer wieder revisioniert. Somit sind wir nun seit fast 20 Jahren immer wieder aufs Neue als Hersteller ausgezeichnet worden, dessen Produkte hohe Ansprüche an Umwelt-, Gesundheits- und Gebrauchseigenschaften erfüllen. So muss ein Produkt mit dem Blauen Engel zum Beispiel Ressourcen bei der Herstellung einsparen, aus nachhaltig produzierten Rohstoffen hergestellt sein, sich gut recyceln lassen oder besonders langlebig sein. Alles Punkte, die zu 100 Prozent auf hanit zutreffen.

Konnte seit dieser Anerkennung eine Absatzsteigerung erfasst werden?

Gietzen: Aufgrund der langen Dauer, in der wir bereits diese Auszeichnung tragen dürfen, kann man sicherlich keine direkte Antwort auf Ihre Frage geben. Aber uns ist auch viel wichtiger, dass wir mit dieser Auszeichnung und auch der Unbedenklichkeitsbestätigung unserer Produkte nach DIN EN 71-3 unseren Kunden seit Jahren signalisieren, dass Sie auf das richtige Produkt setzten. Sowohl was die Sicherheit, die Nachhaltigkeit und vor allem auch den eigenen Nutzen angeht. Und seien wir ehrlich, es ist sehr wichtig von unabhängiger Stelle geprüft und ausgezeichnet zu werden, um gerade in der heutigen Zeit zu zeigen, dass man ein wirklich nachhaltiges und ressourcenschonendes Konzept anbietet.


Fakten zur HAHN Kunststoffe GmbH:

Anzahl der Mitarbeiter: 500 (hiervon 400 in Deutschland)

Geschäftsführer: Stephan Seibel; Wolfgang Wallesch

Sitz: 55483 Hahn-Flughafen, Rheinland-Pfalz

Gründung: 1993

Produktions-/Verkaufsflächen: 220.000 m²

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