Valtra entwickelt, produziert und vermarktet hochwertige Maschinen und bietet den Kunden einen Mehrwert durch langlebige, einfach zu bedienende und individuelle Lösungen und Dienstleistungen. Valtra-Traktoren sind mit ihren nordischen Wurzeln bekannt für Benutzerfreundlichkeit, Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit. Und obwohl das Unternehmen führender Hersteller und Dienstleister in den skandinavischen Ländern ist, werden die Traktoren seit 1992 auch in Deutschland vertrieben, und seit 2011 ist die Firma Bestandteil der AGCO Deutschland GmbH. Durch individuelle Konzepte und an die Kundenbedürfnisse angepasste Traktoren wird vom Unternehmen ein besonderes Konzept geschaffen. Die Kunden schätzen besonders die Möglichkeiten der Individualisierung durch das Unlimited Studio, wodurch sich Valtra von anderen Herstellern auf dem Markt abhebt. Bauhof-online.de sprach mit Vertriebsdirektor Peter Kogel nicht nur über die individuelle Kundenanfertigung, sondern auch über innovative Technologien, Traktoren im Einsatz unter extremen Klimabedingungen sowie über zukunftsweisende Produktentwicklungen und besondere Highlights zum Firmen-Jubiläum.
Herr Kogel, Valtra feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen. Welche großen Veränderungen hat das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren durchlaufen, bzw. was hat die Firma in diesen Jahren wesentlich geprägt?
Peter Kogel: Dazu fallen mir sofort zwei wichtige Punkte ein: Produktentwicklung und Marktpräsenz in Europa. Beides kann nicht voneinander losgelöst betrachtet werden. Unsere modernen Traktoren müssen durch ein engmaschiges, zukunftsorientiertes Vertriebs- und Servicenetz betreut werden, um die Anforderungen unserer Kunden stets erfüllen zu können. Da haben wir in den vergangenen zehn Jahren große Schritte gemacht und in Deutschland eine fast lückenlose Präsenz aufbauen können. Unsere Produkte sind jetzt nicht nur robust und einfach zu bedienen, sondern auch komfortabel, smart und vernetzt. Unsere einmalige SmartTouch-Bedienoberfläche ist da nur eines von vielen Beispielen. Bei den jüngst vorgestellten Modellen der fünften Generation haben wir die Vorzüge von einfacher Bedienung und hohem Fahrkomfort auf die nächste Stufe gestellt.
Valtra entwickelt, produziert und vermarktet Traktoren, Frontlader und Generatoren. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei stets auf den individuellen Kundenbedürfnissen. Können Sie am Beispiel des Valtra-Unlimited-Konzepts etwas näher erläutern, woher die Idee der individuellen Anpassung der Produkte kommt?
Kogel: Seit den späten 1980er-Jahren fertigt unser Werk im finnischen Suolahti auftragsbezogen, und jeder Traktor hat genau die bestellte Ausstattung. Mit dem Valtra Unlimited Studio haben wir diese Idee weiterentwickelt. Seit vielen Jahren ist ein Trend zur Individualisierung zu beobachten. Wir möchten unseren Kunden über Serienfertigung hinaus weitere Optionen bieten. Der Kunde soll also genau das bekommen, was er jeweils braucht. Und das alles ab Werk, also nach Werkstandards gebaut und natürlich mit Gewährleistung ab Werk. Mehr als 40 Prozent unserer Kunden nutzen mittlerweile die Möglichkeiten von Unlimited und schwören darauf. Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal von Valtra und somit einzigartig in der Branche.
Schauen wir uns Ihre Produkte etwas genauer an. Die SmartTouch-Armlehne verfügt über eine leicht zu bedienende Benutzeroberfläche. Gleichzeitig wird deutlich, dass alle ihre Produkte mit den neuesten Technologien ausgestattet sind. Setzt dies in der Anwendung nicht gewisse Kenntnisse hinsichtlich der Technologisierung voraus, und kommen die Maschinen somit nur für eine bestimmte Zielgruppe in Frage?
Kogel: Ihre Frage zielt genau auf den Kern unserer Entwicklung. Technologie wird genau dann angewendet, wenn sie leicht und intuitiv zu bedienen ist. Wir möchten, dass unsere Kunden schnell und einfach das Potenzial des Valtra-Traktors voll ausschöpfen können. Die SmartTouch-Armlehne folgt zu 100 Prozent diesem Ansatz. Alle Funktionen sind mit zweimal Tippen oder Wischen erreichbar. Das Prinzip lautet: „Du siehst, was du bedienst.“ Und, so können wir auch wirklich schwierige Prozesse, wie das Programmieren von Arbeitsabläufen, für den Anwender sehr einfach gestalten. Neuestes Beispiel ist die Lift & Load-Funktion mit integrierter Frontladerwaage, Arbeitsbereichsbegrenzungen, Rüttelfunktion, automatische Geräterückstellung und Endlagendämpfung – alles ganz leicht einstell- und bedienbar über die SmartTouch-Armlehne.
Für unsere Leser sind sicherlich die 365-Tage-Mehrzweckfahrzeuge interessant. Valtra kann nach eigenen Aussagen die gesamte Palette kommunaler Aufgaben bewältigen. Können Sie hierzu etwas näher auf die Besonderheiten der Warn- und Kamerasysteme eingehen?
Kogel: Valtra-Traktoren sollen das ganze Jahr über - bei Tag und bei Nacht - so vielseitig wie möglich eingesetzt werden können. Die angesprochenen Warn- und Kamerasysteme bieten wir in einer Vielzahl an Varianten bereits ab Werk an. Um regionalen Anforderungen gerecht zu werden, wie z. B. eine Kamera am Schneepflug, arbeiten wir zusätzlich mit Partnern in Deutschland zusammen.
Valtra-Traktoren halten auch den härtesten Klimabedingungen stand. Erläutern Sie doch mal an einem Beispiel, wie wir uns das vorstellen dürfen?
Kogel: Nun ja, wir sind nicht nur Marktführer in Skandinavien, sondern auch eine der beliebtesten Marken in Lateinamerika. Auch in Afrika und Australien kommen unsere Traktoren zum Einsatz. Das heißt, dass von sehr kalt bis sehr heiß alle Wetter- und Klimabedingungen dabei sind. Unsere Traktoren beweisen bereits seit vielen Jahrzehnten, dass sie sich unter diesen Bedingungen bewährt haben. Exemplarisch kann ich hier Optionen wie Fußraumheizung oder Motorvorwärmung nennen.
Kommen wir zu den sehr aktuellen Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Zum Bewahren der Umwelt setzen sie z. B. Valtra Reman und Neste MY ein. Inwiefern und in welchem Ausmaß kommen diese neuen Entwicklungen bei Ihren Produkten bereits zum Einsatz?
Kogel: Umwelt- und Ressourcenschonung sind zentrale Aspekte unseres Werks in Suolahti beim Entwickeln, Bauen und Betreiben unserer Traktoren. Das Werk erfüllt seit vielen Jahren die Anforderungen einschlägiger Umweltzertifikate. Und seit 2018 setzen wir als erste Traktorenfabrik den erneuerbaren Diesel Neste MY in der Erstbefüllung ein. Dieser wird zu 100 Prozent aus erneuerbaren Abfällen und Reststoffen hergestellt. Mit Valtra Reman bereiten wir gebrauchte Teile und Komponenten wieder auf und geben diese mit einem Jahr Gewährleistung wieder in den Ersatzteil-Kreislauf zurück.
Gibt es Projekte zum Thema Umweltschutz, die Sie mit Ihren Maschinen gezielt unterstützen?
Kogel: Bereits seit 2014 arbeiten wir mit dem TFZ in Straubing zusammen. Das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) ist eine direkt dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zugeordnete Institution. Aktuell untersuchen wir mit dem TFZ auf einem Versuchsbetrieb in Bayern den Dauerbetrieb einer Valtra-T-Serie mit dem erneuerbaren Diesel Neste MY. Und zusammen mit einem Düngemittelhersteller arbeiten wir in einem dreijährigen Projekt daran, die Fleisch- und Milchproduktion noch umweltschonender zu gestalten. Aber auch unsere Traktoren helfen dabei, nachhaltig zu arbeiten. Mit unserem Niedrigdrehzahl-Konzept EcoPower bieten wir unseren Kunden schon seit 1999 die Wahl, in Sachen Umweltschutz mitzumachen. Denn Spriteinsparungen von bis zu zehn Prozent sind damit möglich. Unser Werk in Suolahti arbeitet bereits zu über 90 Prozent mit erneuerbaren Energien.
Ihre Traktoren kommen zum großen Teil auch in Lateinamerika zum Einsatz - wie sieht es dort mit dem Thema Nachhaltigkeit aus?
Kogel: In Brasilien haben wir bereits seit 1959 ein eigenes Traktorenwerk, das nach den gleichen Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards arbeitet, wie alle anderen Werke im AGCO Konzern. Das Werk in Mogi das Cruzes produziert für den lateinamerikanischen Markt. Die Transportwege sind also kurz, und wir schonen dadurch wertvolle Ressourcen. Darüber hinaus engagieren wir uns in Südamerika sehr stark im sozialen Bereich. Wir unterstützen Einrichtungen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen und versuchen das Standing von Frauen in der Landwirtschaft zu verbessern. Zusätzlich fördern wir Krankenhäuser mit Notstromaggregaten und Spendenaktionen.
In der Zukunft sehen Sie sich mit der Digitalisierung und der Smart Farming-Technologie konfrontiert. In diesem Zusammenhang gibt es von Valtra bereits den Smart-Farming-Dienst Valtra-Connect. Was sowohl Optimierung als auch höhere Produktivität bedeutet, hat jedoch gleichzeitig viel mit Überwachung zu tun. Wie sehen das Ihre Kunden, und werden Überwachung sowie Kontrolle in der Zukunft sogar noch zunehmen?
Kogel: Smart Farming und Digitalisierung sind die Gegenwart und Valtra setzt Trends. Unser Telemetriedienst Valtra Connect bietet große Vorteile, wenn es um Flottenmanagement geht – besonders im Service. Traktoren und Landmaschinen sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer komplexer geworden. Valtra Connect bietet die Möglichkeit, Servicearbeiten proaktiv anzugehen sowie potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren und schnell zu beheben. Fernwartung und Konnektivität können Sie auch in vielen anderen Bereichen beobachten. Und der Schutz persönlicher Daten sowie die Einhaltung aller Datenschutzverordnungen stehen dabei selbstverständlich im Vordergrund.
Ihre größten Märkte sind derzeit Skandinavien und Südamerika. Gibt es bereits Pläne für die Zukunft auch andere Märkte zu erschließen?
Kogel: Die größten Marktanteile haben wir unbestritten nach wie vor in Skandinavien und Südamerika. Bezogen auf die Stückzahlen und unser Werk in Suolahti, ist Valtra aber längst in Gesamteuropa angekommen. Deutschland ist nach Frankreich mittlerweile der zweitgrößte Abnehmer. Diese Position wollen wir weiter ausbauen. Weltweit arbeiten wir mit 17 Verkaufsniederlassungen, 52 Importeuren und zwei Werken. Dort werden wir unsere Präsenz Schritt für Schritt ausbauen.
Mit dem Limited REDition-Traktor bringt Valtra Jubiläumsmodelle für die T-Serie auf den Markt. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Farbe Rot und der Firmengeschichte, und worauf dürfen sich die Kunden im speziellen freuen?
Kogel: Mit der Einführung des Volvo BM Valmet im Jahr 1982 ist die Standardfarbe unserer Traktoren Rot geworden. Seit 1988 kann der Kunde zwar noch weitere Farben – aktuell sind es sechs – auswählen. Rot ist aber immer die Standardfarbe geblieben. Daran knüpft unsere 70-Jahre-Jubiläumsedition REDition an. Das ist einfach ein besonders schöner Traktor mit Lederausstattung, Premium-Kabineninterieur, Sonderlackierung und schwarzen Felgen – weltweit limitiert auf 70 Stück.
Welche Entwicklungen streben Sie für die Zukunft an, sehen Sie dabei besondere Herausforderungen?
Kogel: Smart Farming oder um es allgemeiner zu sagen „Smart Operating“ ist längst nicht am Ende angelangt. Unser großes Augenmerk liegt darauf, wie unsere Produkte unseren Kunden helfen können, effizient und somit auch umwelt- und ressourcenschonend zu arbeiten. Für uns als Hersteller stehen dann auch Themen wie alternative Antriebe, Recycling und Rohstoffeinsatz auf der Agenda. Unser Ziel ist, die Technologien von morgen schon heute zur Verfügung stellen zu können.
Fakten zu Valtra AGCO Deutschland GmbH
- Anzahl der Mitarbeiter: 26
- Geschäftsführer: Peter Kogel (Vertriebsdirektor)
- Sitz: seit 2007 Marktoberdorf (Deutschland)
- Gründungsjahr: 1992 (Valtra) seit 2011 ist Valtra Bestandteil der AGCO Deutschland GmbH