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Nach GaLaBau-Absage: enttäuschte Aussteller und ein Alternativkonzept für September

2020 wird es keine GaLaBau in Nürnberg geben. Die Aussteller reagieren auf die Absage ganz verschieden. Als kleine Entschädigung für die Besucher der Grünen Branche planen die Veranstalter derzeit eine kompakte Alternativ-Veranstaltung.

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Von: Jessica Gsell

Seit 16. Juni ist es traurige Gewissheit: Aufgrund der Corona-Pandemie wird 2020 auch keine GaLaBau im September in Nürnberg stattfinden. Sichtlich enttäuscht über die Entscheidung zeigten sich Stefan Dittrich, Leiter der GaLaBau bei der NürnbergMesse, und Dirk Böcker, Geschäftsführer der GaLaBau-Service GmbH (GBS) sowie GaLaBau Finanzservice GmbH (GBF), bei der Pressekonferenz via Livestream am darauffolgenden Freitag, bei der es eigentlich erste Einblick in die zu erwartenden Highlights rund um die GaLaBau hätte geben sollen. Stattdessen wurden die Gründe, die letztlich zur endgültigen Absage der GaLaBau geführt haben, noch einmal näher erläutert.

„Es gab eine hohe Unsicherheit im Markt, insbesondere in den letzten Wochen, die nochmal gestiegen ist. Viele Kunden und Partner konnten sich die GaLaBau in ihrem Charakter wie man sie kennt, als Erlebnismesse, als Treffen der Branche, als Klassentreffen wo man Produkte ausprobieren und anfassen kann, einfach nicht mehr vorstellen“, erklärte Dittrich. Viele der Aussteller hätten auch Zweifel hinsichtlich einer ausreichenden Besucherzahl und der damit verbundenen erfolgreichen Kosten-Nutzen-Relation ihres Messeauftritts gehabt. Gesundheitliche Bedenken sowie die wirtschaftliche Situation einiger Aussteller und Firmen trugen ihr Übriges bei. In einer Umfrage unter den Ausstellern sprachen sich nur 22 Prozent der Befragten für eine GaLaBau im September, unter den aktuellen Rahmenbedingungen aus. 78 Prozent waren dagegen der Meinung, dass die Fachmesse erst wieder 2022 stattfinden soll. „Wir wollen unseren Kunden Planungssicherheit ermöglichen und keine Messe oder Veranstaltung gegen den Wunsch der Branche durchführen“, bekräftigte Dittrich die Entscheidung, betonte aber auch, dass die NürnbergMesse unter den derzeit herrschenden Corona-Bedingungen in der Lage gewesen wäre, eine Messe durchzuführen. Müsste er eine Prognose wagen, sieht Dittrich eine Besucherzahl von 40.000 bis 50.000 sowie eine Ausstellerzahl von bis zu 800 als realistisch, hätte die GaLaBau im September 2020 stattgefunden.

Alternativ-Veranstaltung: kleiner, kompakter, regionaler

Auch Dirk Böcker als Vertreter des Bundesverbandes Gartenlandschafts- und Sportplatzbau, des ideellen Trägers der GaLaBau, war anzusehen, dass den Verantwortlichen der Schritt in Richtung Absage nicht leichtgefallen ist: „Für den Landschaftsbau, aber ich glaube auch für die gesamte Grüne Branche, ist die Messe GaLaBau der Branchentreff schlechthin. Für viele ist der Termin im September alle zwei Jahre ein gesetzter Termin. Viele von uns fiebern schon Monate vorher der GaLaBau entgegen. Insofern ist es für uns sehr schmerzhaft und ein großer Verlust.“ Da aber gerade in der momentanen Zeit der Wunsch nach persönlichem Austausch, sowohl auf Seiten der Besucher, als auch auf Ausstellerseite, sehr groß sei, soll im September stattdessen eine Alternativ-Veranstaltung stattfinden, für die derzeit aber erst noch ein konkretes Konzept entwickelt werden muss. Eines ist allerdings vorneweg schon sicher: Es soll sich hierbei nicht um eine „GaLaBau-Special-Edition“ oder „Mini-GaLaBau“ handeln. „Fakt ist, so eine Alternativ-Veranstaltung wird mit Sicherheit sehr viel kleiner, sehr viel kompakter sein und auch in der Ausrichtung deutlich regionaler“, betonte Dittrich. Dass einzelne Elemente der GaLaBau dort abgebildet werden, wie beispielsweise der Landschaftsgärtner-Cup oder Wissensforen, sei vorstellbar. In welcher Form, ob vor Ort oder digital, stünde ebenfalls noch im Gespräch. Hierzu seien vor allem auch die Aussteller aufgerufen, ihre Wünsche und Ideen einzubringen. „Das Ganze soll Ressourcen-schonend sein, kompakt und effizient, z.B. an zwei Tagen. Wichtig ist uns, der NürnbergMesse und dem BGL, dass natürlich unser Qualitätsanspruch, den wir haben, gewahrt bleibt“, sagte Dittrich. Im Juli soll es dann konkretere Details zum Alternativkonzept geben.

"Viele Kunden und Partner konnten sich die GaLaBau in ihrem Charakter wie man sie kennt, als Erlebnismesse, als Treffen der Branche, als Klassentreffen wo man Produkte ausprobieren und anfassen kann, einfach nicht mehr vorstellen." (Stefan Dittrich, Leiter der GaLaBau bei deer NürnbergMesse)

Bei den Ausstellern fallen die Reaktionen auf die Absage der GaLaBau im September 2020 ganz unterschiedlich aus. „So eine Messeabsage tut uns natürlich weh. Gerade vor der anstehenden Wintersaison, wo es vor allem für die privaten Dienstleister noch den kleinen Funken zur Entscheidungsfindung für einen Kauf braucht“, sagt Jana Meyer Hagedorn (Marketing) von KIF. Der Anbaugeräte-Hersteller hätte auf der GaLaBau zwar keinen eigenen Stand gehabt, wäre aber als Mitaussteller bei einigen Fahrzeugherstellern mit seinen Schneepflügen, Streuern, Frontbesen und der neuen Sparte Mähtechnik vertreten gewesen. „So waren wir dieses Jahr auf keiner einzigen Messe, da ja alle einschlägigen Messen wie die IFAT und jetzt auch die GaLaBau abgesagt wurden“, berichtet Meyer-Hagedorn. Welche Auswirkungen dieser Umstand, gepaart mit dem milden Winter in der vergangenen Saison, letztlich auf das Unternehmen haben wird, werde sich erst in den nächsten zwei Jahren zeigen, ist sich Meyer-Hagedorn sicher.
Auch Franz Taphorn (Vertrieb) von Stadiko bedauert die Entscheidung. „Es ist wirklich tragisch, dass wir nicht auf die Messe können. In der Landwirtschaft kennt uns bereits jeder, in der Grünen Branche sind wir dagegen noch relativ unbekannt. Mit Absage der GaLaBau verlieren wir zwei Jahre, um uns richtig bekannt zu machen“, sagt Taphorn. Der Hersteller für Profi-Hochdruckreiniger wollte die diesjährige Messe in Nürnberg eigentlich dazu nutzen, als Neuling in der GaLaBau-Branche Kontakte zu knüpfen. Dafür sollte unter anderem auch ein komplett neues 230-V-Gerät zur Wildkrautbekämpfung vorgestellt werden, welches gerade, in Zusammenarbeit mit einem deutschen Brennerhersteller, entwickelt wird. Doch auch mit einer Absage der GaLaBau kann sich das Unternehmen nicht beklagen – vor allem die Nachfrage nach ihrer Hochdrucktechnik, sei es für den Einsatz in Schlachthöfen oder zur Entkeimung, ist derzeit sehr groß.

Bedauern und Verständnis unter den Ausstellern

„Wir hätten sehr gerne an der GaLaBau teilgenommen“, antwortet auch Peter Schwarzmann, Geschäftsführer der Sembdner Maschinenbau GmbH, auf Nachfrage. Geplant war eigentlich die Präsentation ihrer Rasenbaumaschinen – angefangen bei der kleinen handgeführten mit 50 cm Breite bis hin zu den 60, 80 und 100 cm breiten mit Kleinmotor –, von Handwalzen, Motorwalzen für den Tennisplatz, jede Menge Zubehör und Produkten aus dem Gemüsebereich. Zudem hätte es auch eine Neuheit aus dem Elektrobereich gegeben. „Wir hoffen jetzt, dass noch eine ordentliche Alternativ-Veranstaltung stattfindet, um unsere Neuheit zu präsentieren“, sagt Schwarzmann, den es auch nicht stört, dass die Alternativveranstaltung viel kompakter und regionaler ausfallen wird. „Bayernweit und darüber hinaus kommen die Galabauer sicher auch zu einer kleineren Veranstaltung nach Nürnberg. Vor allem, wenn man einen solchen Ort wie die Messe Nürnberg hat, die vom Fachpublikum anerkannt ist“, ist sich Schwarzmann sicher.
Beim Hersteller Energreen ist die Meinung zur Absage der GaLaBau zweigeteilt. „Natürlich sind wir enttäuscht darüber, dass wir in diesem Jahr dann bei keiner Messe waren. Aber so wie die GaLaBau stattfinden sollte, wäre das nichts geworden“, sagt Verkaufsberater René Birkefeld. Dabei hätte es in diesem Jahr sehr viel an „oranger Technik“ in Nürnberg zu bestaunen gegeben. Denn alle Produkte von Energreen – die selbstfahrenden ILF-Maschinen, wie auch die funkferngesteuerten Geräteträger der Robo-Reihe – wären in der neuen Einheitsfarbe Orange vorgestellt worden. Darüber hinaus hätte die neue ILF Athena ihren großen Auftritt gehabt.
Ähnlich sehen es auch Susanne Zelic und Jens Lohmar, zuständig für Vertrieb & Marketing bei GreenMech: „Wir finden es schade, dass die GaLaBau nicht stattfindet und wir dort nicht die Plattform haben, um unsere Produkte und Neuheiten zu zeigen.“ Denn ebenso am Stand des Häcksler-Herstellers hätte es so einiges zu sehen gegeben. „2020 ist das letzte Übergangsjahr für Motoren der alten Abgasstufe“, berichtet Lohmar. Ab 2021 ist dann die Abgasstufe Euro 5 verpflichtend. Vor diesem Hintergrund wären unter anderem der neue Raupenhäcksler Quadtrak PT sowie der Nachfolger des Arborist 200, der Abus 205 als Diesel- und Benzinvariante ausgestellt worden.


Beim Unternehmen Sobernheimer Maschinenbau GmbH war schon vor Bekanntgabe der GaLaBau-Absage die Entscheidung gegen eine Teilnahme an der Messe gefällt worden. „Wir wären gerne hingegangen, aber nicht mehr unter diesen Bedingungen“, bringt es Annette Springer, Assistentin der Geschäftsführung, auf den Punkt. Dabei wollte der Anbaugerätehersteller eigentlich die derzeit neu überarbeitete Frontkehrmaschine FKM sowie weitere Maschinen von jedem Produkttyp aus ihrem Sortiment zeigen. Nun wird es auch für die Sobernheimer Maschinenbau GmbH ein „messe-loses“ Jahr.
Genauso wie für Kersten Arealmaschinen. Dennoch bedauert man auch hier in keiner Weise die Entscheidung. „Wir sind froh, dass die Messe an sich die Verantwortung, die sie hat, jetzt auch endlich wahrgenommen hat. Hätten sie die GaLaBau nicht abgesagt, hätten wir unsere Teilnahme einen Tag später selber abgesagt“, berichtet Geschäftsführer Bernd Boßmann. Er hatte im Vorfeld zahlreiche persönliche Gespräche mit Fachhändlern und Endkunden geführt, mit dem Ergebnis, dass viele der potentiellen Besucher gar nicht über die konkreten Corona-Einschränkungen auf der Messe Bescheid wussten. Nachdem sie Kenntnis davon hatten gab es kaum noch jemanden, der Lust auf einen Besuch der GaLaBau bekundete, berichtet Boßmann. „Wir hätten verschiedene Lösungsmöglichkeiten und Alternativen der Wildkrautbeseitigung sowie die Erweiterung der funkferngesteuerten Mähraupe mit neuen Features in Nürnberg präsentiert“, zählt der Geschäftsführer auf. Letztere wird den Fachhändlern nun erst 2021 vorgestellt.
Auch bei Max Holder wurde die Teilnahme an der Messe sehr kritisch betrachtet, berichtet Franziska Reiche (Marketing). Sie ist sich sicher, dass der Kosten-Nutzen-Ausgleich nachteilig für Holder ausgegangen wäre, schon allein aufgrund der geringeren Besucherzahl und der Tatsache, dass sie wegen der Abstandsregelungen auch viel weniger Fahrzeuge auf ihrem Stand hätten ausstellen dürfen. Das stundenlange Tragen von Schutzmaske sowie ein Verpflegungsverbot am Stand seien weitere Argumente auf einer langen Liste, die gegen die Durchführung einer GaLaBau gesprochen hätten. „Wir befürworten die Entscheidung“, sagt Reiche, auch wenn sich der Geräteträger-Hersteller in diesem Jahr zum ersten Mal seit Bekanntgabe der Übernahme durch Kärcher an einem Gemeinschaftsstand präsentieren wollte.

Verschiebung auf 2021 war keine Option

Einen kleinen Trost gibt es für die Aussteller der GaLaBau aber: Die Messe verzichtet aus Kulanz auf die 50 Prozent Stornogebühren, wie Dittrich mitteilte. Eine Verlegung der GaLaBau auf 2021 sei laut den Verantwortlichen keine Option gewesen. „Der ursprüngliche Termin im geraden Jahr im September, ist gesetzt, bekannt und beliebt“, erklärte Dittrich und machte zudem auf die konkurrierenden Messen wie die demopark, die Agritechnica oder auch die FSB im kommenden Jahr aufmerksam. Zudem sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar, wie die wirtschaftliche Lage der Branche 2021 aussehen mag. „Ganz wichtig im Messewesen ist auch, verschoben heißt immer noch nicht, dass eine Messe stattfinden kann“, so Dittrich. Hier wollte man keine „Experimente eingehen“, sondern sowohl Ausstellern als auch Besuchern eine „Klarheit für die Zukunft“ geben. Und so findet die nächste GaLaBau erst wieder vom 14. bis 17. September 2022 im Messezentrum Nürnberg statt.

Bilder: NürnbergMesse

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