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Moskau City: Umweltschaden in Höhe von 200 Millionen Euro

Die Umweltbehörde RosPrirodNadsor beziffert die Schäden durch die Großbaustelle Moskau City auf rund 200 Millionen Euro. Jetzt droht ein Baustopp. Die Unternehmer dem städtischen Wasserversorger die Schuld.

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Die russische Umweltschutzbehörde RosPrirodNadsor beziffert den durch die Großbaustelle Moskau City verursachten Umweltschaden auf 6,6 Milliarden Rubel (rund 200 Millionen Euro). Ende Juni war die Behörde bei einer Baustellenbegehung auf mehrere gravierende Verstöße gegen die russischen Umweltschutzrichtlinien aufmerksam geworden.
Vor allem die Einleitung von ungeklärtem Schmutzwasser in die Sammelbecken des städtischen Wasserversorgers „MosWodoStok“ und von dort in den Fluß Moskwa kritisierten die staatlichen Umweltschützer. Ein Großteil der jetzt veröffentlichen Schadenssumme betrifft eben die Verunreinigung des Flusses durch das Schmutzwasser.
Infolge der Einleitung des ungeklärten Schmutzwassers hätten sich in Höhe der Mündung eines Moskwa-Zulaufs auf einer Fläche von 2.000 Quadratmetern Ablagerungen gebildet. Am 12. Juli erhielt die Umweltschutzbehörde die Ergebnisse von Wasserproben aus dem Zulaufsbereich. Die Messwerte für die eingeschwemmten Abfallstoffe im Flusswasser überstiegen die festgelegten Grenzwerte um das Neunzigfache.

Staatsanwaltschaft eingeschaltet

RosPrirodNadsor hat die Untersuchungsergebnisse an die russische Staatsanwaltschaft weitergeleitet mit der Bitte ein Verfahren gegen die Bauunternehmer anzustrengen.

In einer offiziellen Pressemitteilung heißt es: „Wir bitten darum, eine Untersuchung anzustrengen und das mögliche Vorliegen eines Verbrechens zu überprüfen, wie es in den Artikeln 246 und 250 des russischen Strafgesetzbuches unter der Überschrift „Wasserverschmutzung“ definiert ist. Und außerdem die Untätigkeit der verantwortlichen Personen beim Wasserversorger ‚MosWodoStok’ zu beurteilen, die diese Wasserverschmutzung zugelassen haben.“

Wasserversorger verantwortlich?

Die Umweltbehörde will erreichen, dass die Bautätigkeit auf dem Gelände so lange eingestellt wird, bis Vorkehrungen für die ordnungsgemäße Entsorgung von Bauabfällen eingerichtet wurden.
Die Bauleitung des Viertels Moskau-City schiebt die Schuld unterdessen dem städtischen Wasserversorger „MosWodoStok“ zu. Die Verschmutzungen des Flusses ließen sich klar bis zu den Becken von „MosWodoStok“ in unmittelbarer Nähe zur Baustelle rückverfolgen, erklärte die Pressesprecherin des Bauunternehmens MMDZ „Moscow City“. Der Wasserversorger trage die Verantwortung für die Verschmutzung.

Einflussreiche Behörde

Moskau City ist ein Großprojekt der Moskauer Stadtverwaltung. Direkt am Fluss im Westen der russischen Hauptstadt entsteht derzeit ein Business-Viertel, dessen Skyline durch mehrere Wolkenkratzer gekennzeichnet sein wird.
Die Umweltbehörde RosPrirodNadsor hat bereits mehrfach die Nachlässigkeit der Moskau-City-Bauherren kritisiert. Bisher führte die Kritik aber noch nicht zu einer Einstellung der Bautätigkeit.
Wie ernst zu nehmen die Kritik der Behörde dennoch ist, verdeutlicht der Fall der Öl- und Gasföderanlage Sachalin-2. Dort hatte RosPrirodNadsor dem Förderkonsortium unter der Führung von Royal Dutch Shell die Verletzung von Umweltschutzstandards vorgeworfen.
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