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Mobilhydraulik ohne Gefahren

Kraft- und Arbeitsmaschinen nutzen das Prinzip der Mobilhydraulik. Ohne sie wären beispielsweise Radlader, Bagger, Teleskopstapler und viele Kommunalfahrzeuge nicht betriebsfähig. Beim Umgang mit Druckflüssigkeiten sowie hydraulischen Schlauchleitungen ist einiges zu beachten, um Schäden und Unfälle zu vermeiden. Dies gilt besonders für Wartungs- und Reparaturarbeiten.

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Von: Markus Tischendorf

In der Ruhe liegt die Kraft

Als Instandhaltung werden Maßnahmen der Wartung, Inspektion und Instandsetzung von Arbeitsmitteln bezeichnet (vgl. DIN 31051 - Grundlagen der Instandhaltung). Ziel ist der Erhalt bzw. die Wiederherstellung des funktionsfähigen Zustands während der gesamten Lebensdauer des Arbeitsmittels. Bei der Instandhaltung von Maschinen und Geräten treten schwere Unfälle auf. Etwa 25 Prozent der tödlichen Arbeitsunfälle in Deutschland ereignen sich bei der Wartung, Inspektion, Störungsbeseitigung, Demontage oder Instandsetzung (Quelle: BAuA). Daher ist eine gute Arbeitsvorbereitung unverzichtbar. Dadurch lassen sich nicht nur Unfälle, sondern auch Materialschäden und vermeidbare Ausfallzeiten reduzieren. Das spart enorme Kosten.

Merke: Kurzfristige Reparaturen finden oft unter einem erheblichen Zeit- und Leistungsdruck statt, wodurch das Unfall- und Schadensrisiko steigt.

Mobilhydraulik - Aufbau und Funktion

Hydraulik ist die Lehre von den ruhenden und strömenden Flüssigkeiten. Sie dient der Leistungs- und Signalübertragung in technischen Anlagen. Ferner wird unterschieden zwischen stationären und mobilen Anwendungen. Die Mobilhydraulik ist anzutreffen im Fahrzeugbau, bei Baugeräten und in der Kommunaltechnik, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Bauteile der Mobilhydraulik dienen der Ölaufbereitung (Tank, Filter), der Energieumwandlung (Hydraulikpumpe oder -motor) und der Energiesteuerung (z.B. Sperr- und Regelventile). Druckflüssigkeiten werden durch starre, kaltgezogene Rohrleitungen oder bewegliche Schlauchleitungen im System verteilt. Hydraulik-Schlauchleitungen werden dort verwendet, wo es die Beweglichkeit von Bauteilen erfordert. Die Schlauchleitungen können ohne großen technischen Aufwand in fast jeder Geometrie hergestellt werden. Dafür wird aber fachkundiges Personal benötigt, so dass die Herstellung von Hydraulik-Schlauchleitungen Spezialfirmen vorbehalten bleibt.  

Gefahren durch Scheren, Stoßen & Quetschen

Hydraulik-Schlauchleitungen unterliegen einer natürlichen Alterung. Zudem sorgen Witterungseinflüsse dafür, dass Qualität und Güte der Schlauchleitungen abnehmen. Eine fehlerhafte Montage zeigt sich zum Beispiel durch zu geringe Biegeradien sowie Knick- und Scherstellen, welche die Ummantelung beschädigen können. Schlimmstenfalls kann Hydrauliköl unter hohem Druck austreten. Werden Personen von einem derartigen Hydraulikstrahl getroffen, hat das meist schlimme gesundheitliche Folgen.

Achtung: Injektionen von Druckflüssigkeiten in die Haut sind äußerlich kaum sichtbar. Sie müssen dennoch immer ärztlich behandelt werden, da eingedrungenes Mineralöl tödlich sein kann.

Bei Arbeiten an hydraulischen Einrichtungen besteht die Gefahr, dass Beschäftigte durch unkontrollierte Maschinenbewegungen verletzt werden. Oft werden solche Unfälle durch Scheren, Stoßen oder Quetschen an beweglichen Bauteilen hervorgerufen. Angehobene Lasten sind beim Reparieren der Mobilhydraulik gegen gefährliche Lageveränderungen zu sichern, beispielsweise durch Verriegeln oder Verbolzen einzelner Komponenten. Weitere Details sind der Bedienungsanleitung des Herstellers zu entnehmen.

Hautgefährdungen nicht unterschätzen

Insbesondere Instandhalter besitzen regelmäßig Hautkontakt zu Hydraulikölen. Die im Öl gebundenen Additive wirken oft sensibilisierend auf die Haut und können schwere Allergien auslösen. Ist die Haut erst einmal geschädigt, kann das dramatische Auswirkungen nach sich ziehen. Selbst die Aufgabe der beruflichen Tätigkeit ist möglich. Damit es hierzu nicht kommt, sind beim Arbeiten grundsätzlich geeignete Schutzhandschuhe zu tragen.

Ausnahme: Das Tragen von Handschuhen beim Umgang mit rotierenden Maschinen oder Werkzeugen ist verboten!

Der Arbeitgeber hat den Beschäftigten außerdem geeignete Produkte zur Reinigung und Pflege der Haut bereit zu stellen. In jedem Reparaturbetrieb muss außerdem ein Hautschutzplan vorhanden sein. Stark verschmutzte Arbeitskleidung ist sofort zu wechseln. Deshalb ist die Bereithaltung von Wechselkleidung am betreffenden Arbeitsplatz ratsam. Selbstverständlich gehören verschmutzte Putzlappen und dergleichen nicht in die Taschen des Arbeitsanzugs. Sie sind vielmehr in einem verschließbaren, feuerfesten Behälter zu sammeln und regelmäßig zu entsorgen.

Vorbeugender Brandschutz

Brandgefahren liegen vor, wenn Hydrauliköle mit heißen Gegenständen in Berührung kommen. Heiße Abgasrohre von Verbrennungsmotoren sind eine oft unterschätze Zündquelle. Sie sind abzudecken, sollten die Reparaturarbeiten nicht zeitlich versetzt durchgeführt werden können. Auch offene Flammen, heiße Funken oder eine brennende Zigarette können Hydrauliköle leicht entzünden. Bei Sprühnebeln ist die Brandgefahr besonders groß. Aus betrieblicher Sicht sind Brandschutzregeln zu erarbeiten und seitens der Beschäftigten zu beachten. Sollte es dennoch einmal zu einem Entstehungsbrand kommen, müssen geeignete Feuerlöschern (Brandklasse B für flüssige, brennbare Stoffe) schnell erreichbar sein. Die Anzahl der erforderlichen Feuerlöscher ist abhängig von der Betriebsgröße und den realen Brandlasten (z.B. Lagerung brennbarer Stoffe oder Materialien) vor Ort. Beim Ausbau von hydraulischen Bauteilen ist das System zuvor drucklos zu machen. Restölmengen sind mit Auffangwannen oder flüssigkeitsdichten Behältern aufzufangen. Sollten Druckflüssigkeiten einmal unkontrolliert auslaufen, sind sie mithilfe von Bindemitteln aufzunehmen und danach sachgerecht zu entsorgen.


Kennzeichnung einer Hydraulik-Schlauchleitung

Hydraulik-Schlauchleitungen bestehen aus einem Schlauch und den jeweiligen Armaturen. Gekennzeichnet ist das unbehandelte Schlauchmaterial mit Angaben zur Nennweite, zum Schlauchtyp sowie dem Datum der Herstellung. Außerdem besitzt der fertig konfektionierte Schlauch eine Kennzeichnung, die Auskunft gibt über

  • Name oder Kurzzeichen des Herstellers,
  • maximaler Arbeitsdruck (z.B. in bar)
  • Herstelldatum (Jahr/Monat).

Hydraulik-Schlauchleitungen sollten einbaufertig bei einem Fachhändler bezogen werden. Beim Kauf ist darauf zu achten, dass die Austauschware den technischen Anforderungen der Erstausrüstung entspricht. Beim Schlauchwechsel werden selbst von erfahrenen Instandhaltern oft Einbaufehler begangen.

Deshalb: Schlauchleitungen immer so verlegen, dass ihre natürliche Lage und Beweglichkeit nicht eingeschränkt wird.

Da sich Hydraulik-Schlauchleitungen bei einer Druckbeaufschlagung verkürzen, sind sie stets mit einem „leichten Durchhang“ einzubauen. Neben der Vermeidung von Zugbelastungen müssen Torsionen, Stauchungen und starke Biegebeanspruchungen - besonders direkt hinter den Armaturen - konsequent vermieden werden.

Verwendungsdauer von Schlauchleitungen

Aufgrund von Verschleißerscheinungen sind Hydraulik-Schlauchleitungen mindestens einmal jährlich durch eine „zur Prüfung befähigte Person“ gemäß der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) auf sichtbare Mängel hin zu überprüfen. Die Prüfung ist in einem Prüfprotokoll,
zum Beispiel bei der wiederkehrenden Prüfung der Maschine, mit Datum und Unterschrift des Prüfers zu dokumentieren. Häufige Mängel an Hydraulik-Schlauchleitungen sind:

  • Leckagen an Schlauch, Schlauchleitung oder Armatur
  • Herauswandern des Schlauches aus der Armatur
  • Beschädigungen der Außenschicht bis zur Einlage (Scherstellen, Schnitte usw.)
  • Rissbildung der Außenschicht.

Niemals dürfen Schlauchleitungen bei der Fehlersuche nach Leckagen mit den Händen abgetastet werden. Sie dürfen außerdem nicht repariert oder aus bestehenden, alten Teilen „neu“ zusammengesetzt werden. Trotz sachgemäßer Lagerung und betriebsmäßiger Beanspruchung unterliegen Hydraulik-Schlauchleitungen einer natürlichen Alterung. Bei der Verwendung als Schlauchleitung sollte die Schlauchware deshalb nicht älter als 4 Jahre sein. Aber auch die Verwendungsdauer der fertig konfektionierten Schlauchleitungen ist begrenzt. Zunächst sind die Austauschintervalle des Maschinenherstellers zu beachten.

Fazit: Liegen keine Herstellerangaben (mehr) vor, müssen Hydraulik-Schlauchleitungen spätestens nach 6 Jahren erneuert werden. Das gilt auch für Schlauchleitungen ohne sichtbare Schäden.

Bei Schäden sind Schlauchleitungen sofort durch fachkundiges Personal auszutauschen. Die erforderliche Fachkunde im Bereich der Ölhydraulik besitzen zum Beispiel erfahrene Schlosser, Mechaniker oder Mechatroniker.

Was sonst noch wichtig ist

Für Hydraulik-Schlauchleitungen in der Nähe von Stellteilen sowie in Arbeits- und Verkehrsbereichen sind zusätzliche Schutzmaßnahmen erforderlich. Sofern möglich, sollten die Leitungen hier innerhalb der Maschinenkonturen verlegt oder durch feste Verkleidungen abgedeckt werden. Nach jeder Instandhaltung sind die zuvor demontierten Bleche, Schutzhauben usw. wieder anzubringen. Nach dem Eingriff muss ihre Schutzfunktion vollständig erfüllt sein. Bei fehlenden Verkleidungen, Verdeckungen und dergleichen ist die Maschine sofort auszuschalten und der zuständige Vorgesetzte zu informieren. Der Betrieb der Mobilhydraulik ist erst wieder zulässig, wenn alle Schutzfunktionen erfüllt sind. Schutz vor austretenden Druckflüssigkeiten bieten übrigens spezielle Schutzschläuche, die über die Schlauchleitung geführt werden. Bei der Montage der Schutzschläuche ist auf eine ausreichende Überdeckung der Armaturen zu achten. Zudem sollte der Durchmesser des Schutzschlauches mindestens 30 Prozent größer sein, als der Außendurchmesser der Schlauchleitung. Wichtig ist außerdem die „lose Montage“ der Schutzschläuche.

Tipp: Schutzwendeln aus Kunststoff oder Metallspiralen können über die Schlauchleitungen gezogen werden. Bei richtiger Anwendung verhindern sie schädliche Scheuerstellen und tragen wesentlich zum Erhalt der Betriebssicherheit bei.

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde hier die männliche Form gewählt. Alle personenbezogenen Aussagen gelten jedoch stets für Männer und Frauen gleichermaßen.

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