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MILWAUKEE Der Wettlauf um den Akkumarkt

Jüngst hat die OPE (Outdoor Power Equipment) Konferenz von Milwaukee in Lissabon stattgefunden. Hier ging es zum einen um die Positionierung des Unternehmens am Markt, zum anderen wurde spannende Technik für das kommende Jahr vorgestellt. Vor allem das Akku-Management stand dort im Vordergrund.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott
Von: Tim Knott

Die umgebaute Tiefgarage ist rot erleuchtet. Überall prangt das hell erleuchtete Milwaukee-Logo. Mit Arbeitsschutzkleidung ausgerüstete Mannequins sowie zahlreiche Akkugeräte stehen und liegen in ausgeleuchteten Ecken. Eine Präsentation flackert über den Bildschirm hinter der Bühne, auf der Oliver Lerch, Marketing-Präsident EMEA bei Milwaukee, den Zuschauern die Pläne des Unternehmens verdeutlicht. Gleich zu Anfang ist die Marschrichtung klar: Der OPE-Markt boomt und Milwaukee will vorne mitmischen. Im vergangenen Jahr lag der Marktanteil der Akkugeräte laut Einschätzungen des Unternehmens bei 35 Prozent, Tendenz steigend. Für 2026 geht die Unternehmenszentrale von einem deutlichen Rückgang der Nachfrage von Benzinern aus, sodass Akkugeräte 53 Prozent des Marktes erobern könnten. Entsprechend hat das Mutterunternehmen Techtonic Industries Milwaukee positioniert: Neben getätigten Investitionen in Millionenhöhe seien auch hunderte neue Mitarbeiter eingestellt und mehr als 45 neue Geräte entwickelt worden.

Generell sei die Konkurrenz auf dem OPE-Markt ein „Race without a finish Line“, wie Lerch beschreibt, also ein Wettrennen ohne Ziellinie. Dabei soll die aktuelle Akku-Generation neuen Schub bieten: Mit dem M18 Red Lithium FORGE-Akku, der mit sechs, acht und zwölf Ah erhältlich ist, setzt Milwaukee auf sogenannte „Tabless-Zellen“. Im Gegensatz zu herkömmlicher Zelltechnologie verfügen diese über mehrere Plus und Minuspole, sodass der Strom beim Antreiben des Werkzeugs wesentlich kürzere Distanzen zurücklegen muss. Dies sorgt laut Hersteller dafür, dass der elektrische Widerstand und damit die Hitzeentwicklung in jedem Akku reduziert werden. Gleichzeitig sollen Anwender damit eine höhere Leistung als vormals abrufen können, und das bei einem insgesamt kleineren Gehäuse. Ebenfalls könnten die Geräte zwei- bis sechsmal schneller aufgeladen werden als herkömmliche Akkus, erklärt Lerch weiter. Mit einem Supercharger sollen sich die Stromspeicher sogar in 15 bis 35 Minuten auf 80 Prozent aufladen lassen, 100 Prozent brauchen dagegen 25 bis 45 Minuten.

Interessantes Detail: Die neuen Ladegeräte verfügen nun über eigene Ventilatoren, um die Akkus während des Ladevorgangs aktiv zu kühlen. Denn das Einzige, das schlimmer ist als ein zu kalter Akku, ist ein zu heißer. Mit der aktiven Kühlung müssen Anwender nicht erst warten, bis die Stromspeicher wieder kalt sind, bevor sie sie aufladen können. Ebenfalls praktisch für Anwender: Alle Akkus der M18-Plattform sind innerhalb der verschiedenen Werkzeuggenerationen uneingeschränkt kompatibel. Beim Thema der Ladeinfrastruktur will Milwaukee allerdings noch einen Schritt weitergehen.

IRPSUOP2500: dezentrales Akkuladen

So orientieren sich die Amerikaner am Wettbewerb und stellen für das kommende Jahr ebenfalls dezentrale Ladelösungen zur Verfügung. Damit sollen Anwender die Möglichkeit haben, ihre Akkus auch abseits von Steckdosen aufladen zu können. Eine sinnvolle Ergänzung, denn technisch ist es noch nicht bei allen Werkzeug-Anwendungen möglich, die Kraft und Ausdauer eines Benzingeräts eins zu eins zu ersetzen. Stattdessen konzentrieren sich verschiedenste Hersteller darauf, Infrastrukturen bereitzustellen, um Anwendern auch abseits von Stromquellen einen guten Zugang zu Energie zu verschaffen. Genau in diese Sparte schlägt eine Neuentwicklung Milwaukees: Zwar wirkt der IRPSUOP2500 auf den ersten Blick wie eine Sackkarre, beherbergt aber eine kraftvolle Batterie, mit der sich zwei Rapid-Charger mit jeweils sechs Slots für Akkus betreiben lassen. Ebenfalls verfügt die neue Lademöglichkeit über das etablierte Packout-System, lässt sich also mit zahlreichen Elementen (Organisationskästen, Thermosflaschen, Ablagen) kombinieren. Voraussichtlich wird das Produkt Anfang des nächsten Jahres erscheinen.

Mit der neuen Lademöglichkeit sollen Anwender die Möglichkeit haben, ihre Akkus überall mitzuführen. Allerdings sei eine Integration solcher Systeme in Nutzfahrzeugen, wie sie z.B. manche Mitbewerber anbieten, zumindest vorerst keine Option, wie Stefan Schütz, Geschäftsführer der Techtronic Industries Central Europe GmbH betont. So warten die Akku-Experten noch die Entwicklungen um das geplante Verbrenner-Aus ab, bevor sie Schritte in diese Richtung unternehmen. Grund: Der Akku von E-Autos reiche nicht aus, um Akkus an Bord zu laden und gleichzeitig eine gute Fahrleistung zu ermöglichen.

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Mehr Akkuslots für mehr Leistung

Doch Akkus sind nur das eine. Auch das Werkzeug-Angebot wurde weiter ausgebaut. Zusätzlich zu den neuen Red Lithium FORGE-Akkus wird die Leistung der neuen Geräte auch dadurch erhöht, dass sie über zwei Akkuslots statt einem und somit über die doppelte Energie verfügen. Damit soll z.B. die neue M18 F2CHS50-Kettensäge ein maximales Drehmoment von 9,5 Nm erreichen. Durch ihr 50 cm Schwert und eine Höchstleistung von bis zu 5,8 PS eignet sie sich für größere Fäll- und Rückschnittarbeiten. Bei den Vorführungen während der OPE-Konferenz macht das Werkzeug einen guten Eindruck, zumindest was das Fällen und Entasten von Bäumen angeht. Nach Angaben der Produktmanager wird die Säge Mitte nächsten Jahres im Fachhandel erhältlich sein.

Apropos Fachhandel: Bei all seinen Werkzeugen verfolgt Milwaukee nach wie vor eine Strategie der Authorized Resellers. Sämtliche Produkte des Unternehmens sollen ausschließlich über autorisierte Händler bezogen werden können. Zwar finden sich aktuell noch zahlreiche Milwaukee-Produkte auf Onlineshops wie Amazon, aber wenn es nach Geschäftsführer Schütz geht, soll all das in Zukunft aufhören. Die Unternehmenszentrale sieht Milwaukee als reine Profimarke, dementsprechend soll die strikte Bindung an Fachhändler eine bessere Beratung und damit höhere Kundenzufriedenheit sicherstellen. Ob sich diese Strategie auszahlt, wird die Zeit zeigen, denn im „Race without a finish line“ gibt es zurzeit einige Entwicklungen. Und Milwaukee ist nicht der einzige Teilnehmer.

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