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Mal praktisch, mal amüsant: Winterdiensttechnik im Ganzjahreseinsatz

Schneepflüge, -streuer und Co. finden auch fernab der kalten Jahreszeit ihre Verwendung, unter anderem für Reinigungsarbeiten, bei Hochwasser oder Tätigkeiten unter Tage. Bei so manchem reichen die kreativen Einsatzmöglichkeiten aber noch um einiges weiter

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Von: Jessica Gsell

Sie kennen das sicher von daheim: Ist der Winter vorbei, landen Schneeschaufel und -fräse wieder im hintersten Eck des Kellers oder der Garage. Dasselbe passiert mit den Winterdienstgeräten – könnte man jetzt meinen. Aber weit gefehlt. In den wärmeren Jahreszeiten finden sie oftmals eine neue Bestimmung. Dann wird mit dem Streuer Dünger oder Sand ausgebracht und der Schneepflug kümmert sich an Ost- sowie Nordsee um ein ordentliches Erscheinungsbild der Dünen. Besonders aus wirtschaftlicher Sicht sind die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Winterdienstgeräte von großer Bedeutung für kommunale Dienstleister. Wir haben uns unter den Herstellern und Bauhöfen einmal umgehört, wo und wann ihre Winterdiensttechnik überall genutzt wird. Eines kann hier schon einmal gesagt werden: Es gibt zahlreiche Beispiele – praktische, außergewöhnliche und manchmal auch einfach nur amüsant kreative.

Sommer 2015: 30 Grad im Schatten – und Bilder, die in den sozialen Netzwerken für mehr als nur Erstaunen sorgen. Zu sehen sind Streufahrzeuge des niederländischen Bauhofs Gelderland, die auf den Fahrbahnen eine Mischung aus Salz und Sole verteilten. Der Grund für die Aktion: Das ausgebrachte Streugut soll der Fahrbahn die Feuchtigkeit entziehen und so verhindern, dass sogenannte „Blow-Ups“ entstehen. Aber nicht nur bei den niederländischen Nachbarn muss der Winterdienststreuer auch im Sommer immer mal wieder ausrücken. Im Juni dieses Jahres wunderten sich die Bürger der Gemeinde Prien am Chiemsee über den Winterdienst, der bei heißesten Temperaturen Splitt streute. Was auch hier eher wie ein Scherz aussah, hatte ebenfalls einen wichtigen Grund. Durch das anhaltend heiße Wetter war die Spritzdecke der Fahrbahn weich und klebrig geworden. „Das ist schon öfters passiert“, berichtet Bauhofleiter Josef Furtner. Problematisch werde es immer dann, wenn sich die Temperaturen über einen längeren Zeitraum über 30 Grad halten. „Wenn es zwischendrin mal gewittert und die Temperaturen etwas abkühlen, gibt es kein Problem“, erklärt der Bauhofleiter. Doch aufgrund der konstanten Hitze im Juni mussten die Männer des Bauhofs mit ihren großen Streuern ausrücken, um die Spritzdecke nachzusplitten. „Anschließend wird das Ganze dann noch abgewalzt“, erklärt Furtner das Prozedere. Da diese Arbeiten immer erst recht kurzfristig auf der Bauhof-Agenda auftauchen, sei es oftmals nicht möglich, die Bevölkerung vorneweg zu informieren. „Vielleicht sollten wir ab sofort das Winterdienst-Schild auf den Streuern in ein Sommerdienst-Schild austauschen“, meint der Bauhofleiter lachend.

Streuer im Sommerdienst: Düngen, Besanden, Bewässern, Reinigen u.v.m.

Doch auch fernab solcher Hitzeperioden sind viele Streuer im Sommer für einen großen Einsatzbereich geeignet. In Kombination mit einem Gießarm lassen sich die Anhängersprühmaschine TTS bzw. CSP von Aebi Schmidt eben so für die Bewässerung von Grünflächen und Pflanzen oder auch wassergebundenen Wegen einsetzen. Ähnlich sieht es mit den FTS Tanksystemen von Fiedler aus. Während diese mit den entsprechenden Komponenten im Winter unterwegs sind, um Sole auszubringen, können die Tanksysteme ebenfalls mit einem Gießarm der Baureihe FGA oder mit einem Schwemmbalken als Arbeitsgeräte für die Bewässerung bzw. Straßen- und Gehwegreinigung fungieren. Auch der IceFighter von Eco Technologies kommt 365 Tage im Jahr zum Einsatz: Bei warmen Temperaturen wird er mit herkömmlichem Wasser zum Wasch- und Reinigungsgerät umfunktioniert. Mit dem Sprühbalken werden Straßen und Flächen vom Schmutz befreit. Mithilfe der abnehmbaren Handlanze können zudem noch Verkehrsschilder oder auch Parkbänke gereinigt werden. Wird die Schlauchtrommel zusätzlich noch mit einer Blumengießbrause ausgestattet, dient der IceFighter ebenfalls als Bewässerungssystem. Auch die LIQUID-Streuer von Rasco sind multifunktionale Geräte. Im Sommer können sie als Wassertank in Kombination mit einem PL Frontwaschgerät oder einer MKH Frontbürste eingesetzt werden. Dasselbe gilt auch für den SOLID C Streuer. CleanWet heißt dagegen bei Küpper-Weisser die Antwort auf ein Winterdienstgerät für die Ganzjahresnutzung. Alle Streumaschinen, die mit der Nachrüstoption FlexiWet® ausgestattet sind, lassen sich beispielswiese zusammen mit einer Schwemmanlage auch für Reinigungsarbeiten sowie für Einsätze in der Garten- und Landschaftspflege gebrauchen. Sogar in die Kehrmaschine Urban-Sweeper S2 wurde mittlerweile der FlexiWet® integriert, so dass das Fahrzeug sowohl für den Sommer- als auch Winterdienst eingesetzt werden kann.

Oftmals lassen sich Winterdienststreuer aber nicht nur mit Salz, sondern auch mit anderen Materialien bestücken. Die Walzenstreuer der SL-R Serie von Hydrac finden auf diese Weise ihren Einsatz ebenso beim Besanden von Golfplätzen, in Stadtgärtnereien, um Erde für Setzling auszubringen oder auch beim Verstreuen von Kies, für Bitumenaufbauarbeiten. Bei matev gibt es für den Kastenstreuer der Serie SPR H/M optional eine Säschiene, mi der Grassamen ganz einfach verteilt oder nachgesät werden kann. Zum Düngen im Sommer sowie für das Besanden der Wanderwege werden auch die Walzenstreuer mit Zusatzteller von Bertsche eingesetzt, da sich mit diesen Geräten das Streugut recht genau dosieren lässt. Mit dem K 51 Streuwagen von Rauch werden beispielsweise Grünanlagen gedüngt. Zudem besitzt laut Hersteller beinahe jede Feuerwehr ein solches Gerät, um nach einem Unfall das ausgelaufenen Öl auf der Fahrbahn mit einem Bindemittel unschädlich zu machen. Hier kommt auch der kleinste Streuer von Epoke, der „EpoMini“, zum Einsatz – dafür ist allerdings eine Spezialeinrichtung nötig. Ausgestattet mit einer speziellen Auslegewalze lassen sich mit dem „EpoMini“ aber ebenso Dünger oder Grassamen ausbringen. Die großen Solestreugeräte von Epoke findet man dagegen – zusammen mit den verschiedensten Frontanbaugeräten – in anderen Einsatzbereichen: Straßenreinigung mit der Schwemmanlage JetPower oder Bewässerungsarbeiten mit dem Gießarm. Der Soletank wird hierbei jeweils als Wassertank umfunktioniert. Bei Bucher Municipal arbeitet man derzeit an einem Kit, das, angebracht an einem Husky- oder Yeti-Streuautomaten, dann für das Befüllen der Streukästen oder der Sandsäcke als Schutz vor Hochwasser verwendet werden kann.

Über 90 Prozent Luftfeuchtigkeit: Winterdienstgeräte in den Tropen

Diese zusätzlichen Einsatzmöglichkeiten machen die Winterdienstgeräte aber nicht nur für Kunden in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt interessant. Der Winterdienst-Streuer POLARO® von Lehner beispielsweise verrichtet seine Arbeit auch auf den Philippinen, in Kambodscha und Vietnam – allerdings als Streuer von Düngemittel. „Wir können wohl mit Stolz behaupten, einer der wenigen Hersteller zu sein, die Winterdienstgeräte in den Tropen verkaufen“, berichtet Vertriebs- und Marketingleiter Thomas Renz. In Südostasien sind derzeit mehrere Geräte vom Typ POLARO®70 und POLARO ®110 im Einsatz, um zu Düngen oder auch Reis zu Streuen. „Kaum zu glauben, dass der Streuer für Temperaturen bis minus 25 Grad entwickelt wurde und nun bei einer Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent eingesetzt wird“, sagt Renz. Um einiges kälter sind da die Temperaturen im beliebten österreichischen Skiort Kitzbühel. Hier werden die AXEO-Streuer von Rauch – angebracht an Pistenbullys – aber nicht dafür eingesetzt, um Salz, Sole oder Splitt zu streuen. Viel mehr wird auf den Abfahrten Kunstdünger ausgebracht. Dieser bewirkt, dass der Schnee zu schmelzen beginnt und anschließend zu einer Eisschicht gefriert, die die Fahrbahn richtig hart werden lässt. Für diese Art der Pistenpräparierung werden auch Streuer von Springer verwendet.

Vom Einsatz in den Bergen geht es rund 700 Meter in die Tiefe: Das Salzbergwerk Sondershausen im Kyffhäuserkreis (Thüringen) ist der recht ungewöhnliche Einsatzort für einen Flüssigsprüher Gmeiner Yeti 3000 L von Bucher Municipal. Die technisch „abgespeckte“ Version der Maschine wird hier benötigt, um der enormen Staubentwicklung entgegenzuwirken. Bei der Gewinnung von Steinsalz in einer solchen extremen Tiefe, beträgt die Luftfeuchtigkeit gerade einmal 25 Prozent. Durch diese Trockenheit entwickelt sich beim Befahren der unterirdischen Gänge ständig Staub. Genau hier kommt der Solesprüher mit reiner Lauge ins Spiel: Er befeuchtet den Untergrund, was zum einen die Staubbildung reduziert, zum anderen aber auch die Entstehung von Unebenheiten durch lose gefahrenes Material verhindert. Ebenfalls unter Tage im Einsatz – und dass schon seit rund 20 Jahren für das Rohstoffunternehmen K+S – sind auch mehrere Schmidt Supra UT. Allerdings für einen ganz anderen Arbeitsbereich. Die leeren Salzstöcke dort werden mit Sondermüll – weitgehend Rückstände aus der Müllverbrennung – aufgefüllt, um damit ein späteres Einbrechen der Hohlräume zu verhindern. Der Sondermüll wird dabei in sogenannten Big-Bags in die Hohlräume verfrachten. Die Zwischenräume werden dann noch mit feuchtem, minderwertigem Salz verfüllt. Anfänglich wurde diese Arbeit mit Schaufeln, später mit Schleuderbändern ausgeführt. Dann kam man auf die Idee mit den Schneefräsen. Die eingesetzten Geräte wurden speziell für die Arbeit unter Tage entwickelt. Unter anderem sind sie mit einem Feuerlöscher ausgestattet und erfüllen eine gewisse Höhenvorgabe, berichtet Verkaufsleiter Andreas Fritzsche.  

Schneefräsen und -schaufeln rücken auch bei Sand und Schlamm aus

So ein Umfunktionieren der Schneefräsen kennt Alois Weber, Geschäftsführer von Westa, ebenfalls. „Wir haben Kunde, die unsere Fräsen für das Einlagern von Getreide verwenden“, berichtet Weber. Dasselbe gelte auch für Mais. Der Einsatz eines Förderbands sei ihnen irgendwann zu langsam gewesen. Solche Anfragen für eine anderweitige Nutzung ihrer Schneefräsen hat Rolf Egli von der ZAUG AG EGGIWIL auch schon erhalten – beispielsweise aus Arabien, um damit Sand zu verfrachten, aber auch aus Deutschland für den Einsatz mit Sägemehl. Egli ist allerdings etwas vorsichtig, was die Fremdnutzung der Winterdienstgeräte angeht. Schließlich seien die eigentlich auf die Verwendung bei Schnee ausgerichtet. Bei anderen Materialen bestünde immer die Gefahr einer stärkeren Abnutzung des Gerätes, gibt Egli zu bedenken. Genauso sieht man das auch bei Tuchel. Bislang gebe es keine Beispiele, für eine anderweitige Nutzung ihrer Schneeräumschilder. Dabei finden nicht nur Winterdienststreuer und Schneefräsen bei wärmeren Temperaturen mitunter eine neue Bestimmung. Auch so mancher Schneepflug schiebt nicht nur das kalte Weiß im Winter von den Straßen und Gehwegen. So reichen die Einsatzmöglichkeiten des „Flügel-Multischiebers“ der Hauer Metall Technik GmbH vom Winterdienst, über das Verteilen von Maissilage, bis hin zum schonenden Entfernen von Schlamm und Geröll von der Straße. Laut Herstellerangaben werden immer noch mehr Anwendungsbereiche von den Kunden entdeckt. So könne genauso Hackgut oder auch Sand mit dem Flügel-Multischieber zur Seite geräumt werden. Die Schneeschilder von Hydrac kommen beispielsweise auch an der Nord- und Ostsee zum Einsatz. Hier sorgen sie dafür, dass die von Wind produzierten kleinen Sandanhäufungen am Strand wieder entfernt werden. Bei Hochwasser geht es dagegen den Schlammmassen an den Kragen. Lohnunternehmer würden die Pflüge auch oft für die Maisernte und Hackschnitzel nutzen. Bei Rasco werden die Schneepflüge der Serie SPG unter anderem verwendet, um den Boden auf Baustellen, im Wald oder Feld- und Kieswege zu ebnen.

Kreative Ideen: Winterdienststreuer beim Polterabend und Grillfest im Einsatz

Das der Kreativität der Kunden keine Grenzen gesetzt sind, was den Anwendungsbereich eines Winterdienstgerätes angeht, zeigt ein Beispiel aus Bayern: Von dort kam die Anfrage einer Kommune für seinen Bauhofmitarbeiter, der Polterabend feiert. Man wollte wissen, ob der POLARO® verwendet werden kann, um Bierkronenkorken zu streuen. Auch das könne er mühelos verteilen, bestätigt Lehners Vertriebs- und Marketingleiter. matev dagegen hat seinen neuen SPR Kastenstreuer kurzerhand zu einem Grill sowie Bierbehälter – mithilfe der optional erhältlichen Transporteinsätze – umfunktioniert. 

Text: JG – Redaktion Bauhof-online.de

Bilder: Hersteller

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